FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2018

dazu genutzt, die laufenden Kosten für beste- hende Produkte zu senken. Dieser Effekt greift von Jahr zu Jahr stärker. Je größer das verwaltete Vermögen wird, umso geringer fällt die Average Expense Ratio aus, also die durchschnittlichen laufenden Gebühren der Fonds (siehe Grafik). Derzeit belaufen sich diese auf 0,1 Prozent. Der Branchenschnitt liegt laut Morningstar bei etwa 0,6 Prozent. Die Mechanik, derzufolge die Skaleneffekte aus größer werdenden Fonds in Form von Gebührensenkungen an die Anleger weiterge- reicht werden, bewirkt allerdings auch, dass schrumpfende Fonds automatisch teurer wer- den. Nach einem Börsencrash sind Vanguard- Fonds somit teurer als zuvor – im Rückblick war dies bereits viermal der Fall. Allerdings hält sich der Effekt in engen Grenzen. Infolge der Finanzkrise 2008 erhöhte sich die durch- schnittliche Kostenquote insgesamt nur um 0,02 Prozent. Keine Nischenprodukte Auch was die Produktpalette betrifft, stehen Kostenüberlegungen im Vorder- grund. Während Investmentgesellschaf- ten meist dazu tendieren, immer wieder neue Produkte auf den Markt zu brin- gen, um dem Anlegergeschmack zu folgen, sieht Vanguard eher davon ab, auf Trends aufzuspringen. „Wir wollen keine unüberschaubare Masse an Pro- dukten haben. Wir handeln sehr vor- sichtig und bedacht, wenn wir neue Produkte auf den Markt bringen. Wir wollen effizient sein, um dadurch Kos- ten zu senken“, beschreibt Andreas Zingg, Head of ETF Sales Specialists Europe, die Philosophie. „Bevor wir ein neues Produkt lancieren, fragen wir uns, ob es gut für unsere bestehenden Investoren ist. Und um dieses Kriterium zu erfüllen, muss das Produkt ska- lieren können, um die Kosten zu senken. Und wie man sehen kann, senken wir seit über 40 Jahren die Kosten.“ Mit mehr als 5.000 Mil- liarden US-Dollar in weltweit nur 400 Pro- dukten ist die Produktpalette gemessen am Volumen tatsächlich vergleichsweise klein. Zum Vergleich: Blackrock bietet allein in den Vereinigten Staaten 609 Publikumsfonds an. Personalpolitik Die beschriebene ungewöhnliche Eigen- tümerstruktur von Vanguard wirkt sich in zweierlei Hinsicht aus. Erstens gibt es keine Aktionäre, die auf Ertragsmaximierung drän- gen. „Bei börsengelisteten Unternehmen könnten Aktionäre Interessen vertreten, die im Widerspruch zu denen der Kunden stehen: Was gut für Anteilseigner ist, könnte gleich- zeitig schlecht für den Investor sein. Diesen Interessenkonflikt gibt es bei uns nicht“, stellt Zingg klar. Ein weiterer Aspekt dieser Situa- tion eröffnet sich erst auf den zweiten Blick. Anders als viele Mitbewerber vermei- det es Vanguard, Mitarbeiter – ent- sprechend teuer – von der Konkur- renz abzuwerben. Die bevorzugte Rekrutierungspraxis sieht eine Perso- nalsuche im eigenen Haus vor. Im Idealfall räumt man Mitarbeitern aus dem Unternehmen die Chance ein, die Karriereleiter nach oben zu klet- tern. Im Ergebnis spart das Personal- kosten und sorgt für motivierte Mit- arbeiter. Auch für den Beobachter wird bei einem Besuch der Londoner Europa- zentrale deutlich, dass hier eine Un- ternehmenskultur herrscht, in der sich die meisten Mitarbeiter offensichtlich » Was gut für Aktionäre ist, könnte gleichzeitig schlecht für den Investor sein. Diesen Interessenkonflikt gibt es bei uns nicht. « Andreas Zingg, Vanguard Assets steigen – Kosten sinken Average Expense Ratio und Vermögen der Vanguard-Fonds Vanguard konnte wegen des steigenden Vermögens die Average Expense Ratio von 0,68 auf 0,1 Prozent senken. Quelle: Vanguard | Stand: 30.6.2018 0 1 2 3 4 5 6 7 Bio. USD 0,0 % 0,1 % 0,2 % 0,3 % 0,4 % 0,5 % 0,6 % 0,7 % Durchschnittliche Kostenquote Verwaltetes Vermögen 15 2010 05 2000 95 1990 85 1980 75 Mark Fitzgerald, Head of ETF Product Management Europe bei Vanguard: „Wir sind kein pro-passives und anti-aktives Haus. Wir sind nur gegen hohe Kosten.“ Andreas Zingg, Head of ETF Sales Specialists Europe bei Vanguard: „Unsere Produkte müssen skalieren können, damit wir wiederum die Kosten senken können.“ 203 www.fondsprofessionell.at | 3/2018

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=