FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2018

Zgubic: Wir sind überhaupt nicht dagegen, wir sagen nur, dass es auch hier Kosten gibt. Außer- dem können bei variabel verzinsten Krediten die Zinsen steigen. Das kann an die Substanz gehen. Uns wäre es daher recht, wenn man dem Kun- den verschiedene Zinsszenarien vorrechnet. Endlweber: Mit ausreichenden Barmitteln braucht man zwar keinen Kredit, aber genau dann macht eine günstige Fremdfinanzierung Spaß. Stört Sie das? Zgubic: Das muss jeder für sich entscheiden. Uns geht es darum, dass ein Kredit mit Kosten verbunden ist. Prantner: Sie sprechen den Profi an, der mit Eigen- und Fremdmitteln jongliert. In unserer Beratung sehen wir auch Kunden, die schon Probleme mit Krediten hatten, etwa mit 100-Pro- zent-Finanzierungen mit Fremdwährungen. Hardt: Ich war immer gegen einen hohen Fremdkapitalhebel und gegen Fremdwährungs- kredite, weil eine Vorsorgewohnung kein Spe- kulationsobjekt ist. Das soll eine sichere Ver- anlagung für die Zukunft sein. Prantner: Wir vertreten in der Studie die Mei- nung, dass man nicht unbedingt einen Kredit aufnehmen muss, nur um den Ertrag zu hebeln. Endlweber: Jeder weiß, dass Produkte und Dienstleistungen etwas kosten, auch im Finanzbereich. Warum reiten Sie so auf den Kosten herum? Zgubic: Weil sie in der Werbung und in den Gesprächen nicht immer so transparent dar- gestellt werden. Prantner: Es geht auch um die Finanz- und Be- ratungskultur. Jeder kennt den Satz der Berater: „Die Beratung ist kostenlos.“ Das stimmt nicht. Der Kunde zahlt zwar kein Honorar an den Berater. Die Leistung wird aber über eine Pro- vision von dritter Stelle abgerechnet. Das Gra- tis-Argument ist von der Finanzbranche getragen und kultiviert worden. Hain: Wobei man sagen kann, dass ein Erst- informationsgespräch kostenlos ist. Ich zwinge den Interessenten nicht, dass er etwas kauft. Wenn sich der potenzielle Kunde interessiert, kläre ich ihn auf. Endlweber: Es hat sich ja auch beim Durch- schnittsbürger herumgesprochen, dass jede Immobilienanschaffung mit Nebenkosten ver- bunden ist. Dass man mit mindestens zehn Prozent rechnen muss, ist weitgehend bekannt. Zgubic: Ja, das stimmt schon. Trotzdem ist der Verkäufer nicht davon befreit, dem Kunden die Kosten zu erklären. Es ist schon klar, dass die Anbieter und Berater etwas verdienen. Das soll ja auch so sein und ist legitim. Wir erwarten nicht, dass Produkte und Dienstleistungen gratis sind oder dass jemand gratis arbeiten muss. Prantner: Es geht auch um die Anschlussge- schäfte, die das Kraut für den Anbieter dann doch fett machen. Raab: Das Kraut ist aber wichtig. Man braucht eine Hausverwaltung, egal ob das der Anbieter oder ein Dritter macht. Zgubic: Ja schon. Die Anbieter machen mit den Subverträgen noch ein Geschäft. Raab: In der Hausverwaltung können wir nichts verdienen. Das ist eine Marketinggeschichte für unsere Vorsorgewohnungen. Wir hatten amAn- fang mit externen Verwaltern Schwierigkeiten. Dann haben wir eine Bankentochter als Verwal- ter eingesetzt, das war aber auch eine Katastro- phe. Deshalb haben wir die Hausverwaltung selbst übernommen. Aber mit einer seriösen und richtigen Verwaltung können Sie nicht wirklich etwas verdienen. Das sage ich Ihnen. Zgubic: Sie verdienen ja mit gar nichts etwas. Wovon leben Sie denn? Alle Unternehmen er- zählen uns, dass sie mit ihren Produkten und Dienstleistungen nichts verdienen. Ich verstehe das nicht. Hardt: Für eine Immobilie braucht man Dienst- leister, wenn man nicht alles selbst machen will. Da machen wir uns auch kein Körberlgeld. Es gibt vielleicht kleine Synergieeffekte. » Es ist schon klar, dass die Anbieter und Berater etwas verdienen. Das soll auch so sein und ist legitim. Wir erwarten nicht, dass jemand gratis arbeiten muss. « Mag. Gabriele Zgubic, Arbeiterkammer Mag. Christian Prantner, Arbeiterkammer: „Die steuerlichen Aspekte sind aber keine kommode Wiese, sondern im Einzelfall eine steuerrechtlich komplexe Frage.“ 159 www.fondsprofessionell.at | 3/2018

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