FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2018

sein. „Diese belaufen sich bei Mikrofinanz- instituten aber auf etwa zwei bis vier Pro- zent“, sagt Kastner. Im seinem Fonds liegen sie unter einem Prozent. Der Grund dafür ist nicht zuletzt, dass C-Quadrat ebenso wie an- dere Fondsanbieter die finanzierten Mikro- finanzinstitute nach strengen sozialen Krite- rien auswählt und ihre harten Finanzkennzah- len sehr genau prüft. Und wie steht es mit der Kritik alle jener, die ihr Geld lieber in andere Fonds anlegen und einen Teil der Renditen spenden? „Natür- lich sind Spenden gut“, sagt Kührlings. Doch das sei ein anderes Modell. Spenden kommen den Ärmsten eines Landes zugute, die nicht in der Lage sind, sich aus eigener Kraft etwas aufzubauen. Mikrofinanzkredite hingegen sind für die Mittelschicht gedacht, für Men- schen, die wirtschaftlich vorankommen wol- len – wie Dona Leni. ANDREA MARTENS | FP Edda Schröder | Invest in Visions „Die beste Hilfe zur Selbsthilfe “ Edda Schröder, Gründerin und Geschäftsführerin der Gesellschaft Invest in Visions, die den IIV Mikrofinanzfonds managt, über ihre Idee, einen solchen Fonds aufzulegen, und die Kritik an den hohen Zinsen für die Kreditnehmer. S ie hat im Jahr 2011 den ersten Mikro- finanzfonds in Deutschland aufgelegt. Für Anleger, denen es außer um die finanzielle auch um die soziale Rendite geht, sieht Edda Schröder, Gründerin und Ge- schäftsführerin von Invest in Visions, kaum Alternativen zu Fonds dieser Art. Frau Schröder, was Mikrofinanzfonds angeht, gelten Sie in Deutschland als Pionierin. Wie kamen Sie auf die Idee, einen solchen Fonds aufzulegen? Ich bin schon sehr lange Backpackerin, so habe ich viele Länder gesehen, auch solche ohne funktionierende Finanzsysteme. Als ich 2006 Invest in Visions gegründet habe, dachte ich, es wäre doch eine gute Idee, Men- schen in solchen Regionen die Möglichkeit zu geben, Finanzierungen für unternehmeri- sche Projekte zu erhalten. Meiner Meinung nach ist das die beste Hilfe zur Selbsthilfe, heute auch als Financial Inclusion bezeichnet. Ich habe zunächst im Jahr 2008 in Luxem- burg einen Mikrofinanzfonds für institutio- nelle Anleger aufgelegt. Seit 2011 ist der IIV Mikrofinanzfonds, in den auch Privatanleger investieren können, am deutschen Markt. Warum sollten Privatanleger in Mikro- finanzfonds investieren? Was sind die Pluspunkte? Der größte Pluspunkt ist die doppelte Ren- dite. Anleger erzielen finanzielle Erträge und tun gleichzeitig etwas Gutes. Der IIV Mikro- finanzfonds investiert in unverbriefte Dar- lehensforderungen an Mikrofinanzinstitute, die sich darüber refinanzieren. Dieser Geld- fluss ist wichtig für die Institute, damit sie wachsen, eines Tages auch Spareinlagen an- nehmen und selbst Kredite vergeben können. Die Kreditnehmer können mit dem Geld un- ternehmerisch tätig sein oder werden. Zudem werden sie nicht als Almosen empfunden, daher verletzen sie nicht das Ehrgefühl. Für den Anleger sind Mikrofinanzfonds eine gute Beimischung im Portfolio. Sie korrelieren wenig mit anderen Anlageklassen, weisen eine Volatilität auf wie Geldmarktfonds, erzielen aber höhere Renditen. In Zeiten dauerhafter Niedrigzinsen ist das sicher ein Argument für Mikro- finanzfonds. Befürchten Sie Mittelab- flüsse, wenn die Zinsen wieder steigen? Steigende Zinsen hätten sicherlich einen Effekt auf Mikrofinanzfonds. Aber wer sein Geld abzieht, nur weil er an anderer Stelle höhere Erträge erwarten kann, hat die dop- pelte Rendite nicht ganz verstanden. Ein Kritikpunkt sind die hohen Zinsen, die für die Kreditnehmer anfallen. In den Ländern, in denen wir mit Mikro- finanzinstituten zusammenarbeiten, herrscht ein ganz anderes Zinsniveau als in Europa oder den USA. Zudem werden die Finanzie- rungen in der jeweiligen nationalen Währung vergeben, die meist viel volatiler ist als die Kredite, die wir in Dollar oder Euro verge- ben. Für die Mikrofinanzinstitute selbst ent- stehen zudem hohe Kosten, da sie die Kredit- nehmer regelmäßig vor Ort aufsuchen. Das ist angesichts der schlecht ausgebauten Infra- struktur sehr aufwendig. Natürlich lassen sich die Mikrofinanzinstitute auch das Ausfalls- risiko bezahlen. Es ist aber nicht so, dass seriöse Institute ihre Marge künstlich hoch- schrauben und Wucherzinsen verlangen wür- den. Außerdem: Was wäre denn die Alter- native zu Mikrofinanzfonds? Was wäre die Alternative? Wohl nur Finanzierungen innerhalb der Familie oder von Kredithaien. Diese würden dann natürlich noch einmal deutlich höhere Zinsen nehmen. Und was wäre eine Alternative fürAnle- ger, die etwas Gutes tun möchten? Eine Alternative wäre es eventuell noch, einen direkten Mikrokredit über Plattformen wie Kiva zu vergeben. Natürlich ist es auch gut, zu spenden. Aber das ist ein ganz anderes Thema. ANDREA MARTENS | FP Edda Schröder, Invest in Visions: „Seriöse Mikrofinanz- institute nehmen keine Wucherzinsen.“ Foto: © Invest in Visions 110 www.fondsprofessionell.at | 3/2018 markt & strategie I mikrofinanzfonds

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