FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2018

Dennoch geraten die Portfolios mit der Doppelrendite immer wieder in die Kritik. Die Anteile seien nicht täglich handelbar, mo- nieren manche Skeptiker. Anderen sind die enorm hohen Zinsen, die die Kreditnehmer zahlen müssen, ein Dorn imAuge. Als weite- res Argument führen Kritiker an, Mikrofi- nanzkredite würden die Armut verstärken. Mögliche hohe Ausfallsraten werden ebenso genannt. Und während echte Mikrofinanzgeg- ner von verklärtem Gutmenschentum spre- chen, finden Anleger, die eine hundertprozen- tig korrekte ethische Einstellung für sich be- anspruchen: Geld verdienen und Gutes tun sollten streng voneinander getrennt werden. Keine emotionale Verklärtheit Mit dem Vorwurf des Gutmenschentums räumt Karsten Kührlings, verantwortlich für das Fondsgeschäft der sozial-ökologischen GLS Bank, auf. „Wir refinanzieren Mikrofi- nanzinstitute, nicht die Projekte, in die das Geld fließt“, sagt er. Die GLS Bank werbe auch nicht mit emotionalen Plakaten oder Broschüren, auf denen die finanzierten Pro- jekte zu sehen sind. Weltweit seien aber nun einmal zwei Milliarden Menschen ohne Zu- gang zu Finanzdienstleistungen. Angesichts dieser Tatsache kann wohl kaum von Verklärt- heit die Rede sein, wenn Mikrofinanzfonds hier für Verbesserungen sorgen wollen. Kein Geldmarktersatz Auch die Kritik der Illiquidität kontert Kührlings. Wer die Produkte verstanden habe, müsste wissen, dass Mikrofinanzfonds nicht aus fungiblen Assets bestehen. „Wir bewegen uns in sensiblen Märkten, es ist nicht Sinn der Sache, schnell Geld abzuziehen“, sagt er. Und auch wenn mit den Portfolios derzeit höhere Renditen erzielt werden könnten als mit Geld- markt- oder Rentenfonds, sollte Anlegern bewusst sein, dass sie kein Ersatz für solche Produkte sind. Hinter Mikrofinanzfonds steckt nun einmal ein ganz anderes Konzept, das der zweifachen Rendite. Das Argument der angeblich enorm hohen Zinsen für Kreditnehmer ist C-Quadrat-Vor- stand Kastner bekannt. Die Kritik sei aber nicht gerechtfertigt. „In Ländern wie Arme- nien etwa liegen die Marktzinsen auf Fremd- kapital in lokaler Währung bei durchschnitt- lich zehn Prozent“, erklärt der Experte. Kleine Unternehmen ohne Sicherheiten bekämen kei- ne Bankkredite. Zudem sei nicht zu verges- sen, dass Mikrofinanzinstitute ihre Kreditneh- mer vor Ort betreuen und immer wieder über- prüfen müssen, um Ausfälle vorzubeugen. Angesichts der schlechten Infrastruktur gerade in den Entwicklungsländern sei dies aufwen- dig und kostenintensiv. Auch dass Mikrofinanzfonds die Armut verstärkten, weil die Finanzierungen häufig nicht für unternehmerische Zwecke, sondern etwa für die Behandlung von Krankheiten vergeben würden, kann Kastner nicht erken- nen. Bei C-Quadrat werden 70 bis 80 Prozent der Kredite an Mikrofinanzinstitute für unter- nehmerische Tätigkeiten ausgereicht. „Maxi- mal zusätzlich fließen zuweilen Gelder an Kreditnehmer, etwa weil eine medizinische Behandlung in der Familie notwendig ist“, sagt Kastner. Wer unternehmerisch tätig ist, habe eine Ausbildung, wolle sich wirtschaft- lich positionieren. „Solche Leute gehören nicht zu der armen Schicht eines Landes.“ Würden die Mikrokredite tatsächlich viel- fach für medizinische Behandlungen oder zur Finanzierung des Lebensunterhalts genutzt statt für den Auf- oder Ausbau kleiner Unter- nehmen, müssten auch die Ausfallsraten hoch Inhaberin eines Geschäfts in El Salvador: Dona Leni konnte sich mit einem Mikrokredit eine Kühltruhe finanzieren. Die Stromersparnis machte 60 Prozent der Kreditrate aus. Kleinbauer in Kenia: Mithilfe eines Kredits, den ein Mikrofinanzinstitut vergeben hat, ist es gelungen, den Pflanzenanbau zu diversifizieren. Ausgewählte Mikrofinanzfonds für Privatanleger Volumen Laufende Performance Fonds KVG ISIN Auflage (Mio. Euro) Kosten 1 2018 1 Jahr 3 Jahre 2 5 Jahre 2 IIV Mikrofinanzfonds Monega Kapitalanlageges. DE000A1H44T1 Okt. 2011 584,13 1,94 0,65 % 1,43 % 1,82 % 2,41 % Dual Return Vision Microfinance Axxion LU0563441798 Mrz. 2011 481,84 1,94 0,34 % -0,31 % 0,85 % 1,46 % GLS Alt. Invest Mikrofinanzfonds IP Concept (Luxemburg) LU1309710678 Dez. 2015 101,94 2,04 3,02 % 3,52 % , k.A. 3 , k.A. 3 KCD-Mikrofinanzfonds III IP Concept (Luxemburg) LU1106543249 Jan. 2015 70,41 1,75 0,67 % 1,25 % 1,70 % , k.A. 3 Sortiert nach Fondsvolumen, gewählt wurde jeweils die ausschüttende Anteilsklasse | 1 p.a. laut KID I 2 p.a. I 3 zu kurz am Markt Quelle: Morningstar, Stand: 27.8.2018 109 www.fondsprofessionell.at | 3/2018

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