FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2018

122 www.fondsprofessionell.at | 1/2018 220 Milliarden Dollar verwaltet und es noch nicht in die Top Ten geschafft hat, bis 2030 auf zwei Billionen Dollar aufstocken und so zum mit Abstand größten Staatsfonds der Welt machen. Einen ersten Schritt in diese Richtung hat man im Mai des Vorjahres gesetzt, als US- Präsident Donald Trump seinen spektakulären 100-Milliarden-Dollar-Waffendeal abschloss. Im Gegenzug wurde dem PIF unter anderem Zugang zur Finanzierung von Infastruktur- projekten in den USA gewährt – über Hebel- effekte könnte ein Volumen von abermals 100 Milliarden Dollar erzielt werden. Weitere Summen sollen in die eigene Infrastruktur und den Aufbau einer eigenen Waffenindustrie investiert werden. Diversifizierung Das passt zu einem weiteren Aspekt der PwC-Studie zum Thema Staatsfonds. Dem- nach ist der Investmentanteil von alternativen Anlagen in Infrastruktur, Private Equity, Gold und Immobilien im Jahr 2016 verglichen zu den Vorjahren auf knapp ein Viertel gestiegen. Im Jahr 2010 waren es noch 19 Prozent. Die Neuausrichtung der Investmentstrategien geht dabei branchenweit – und im Gegensatz zur norwegischen Strategie – häufig zulasten der klassischen Anlagen: Vor allem der Anteil festverzinslicher Assets wie Staatsanleihen sank 2016 auf 30 Prozent – drei Jahre zuvor betrug dieser noch 40 Prozent. Der Anteil von Aktienanlagen hielt sich 2016 verglichen mit 2010 stabil bei 44 Prozent. „In den kommenden Jahren dürften alter- native Anlagen in Immobilien und Infra- struktur angesichts der zunehmenden Urba- nisierung in Wachstumsregionen sowie der Modernisierung baufälliger Infrastruktu- ren in Industrieländern zu einem wesent- lichen Bestandteil der Portfoliostrategien werden. Die Attraktivität dieser Investments wird noch unterstrichen durch vergleichsweise hohe Returns und geringe Volatilität“, erläutert Susanne Eickermann-Riepe, Leiterin Real Estate bei PwC. In Kontinentaleuropa zeigen sich besonders rege Aktivitäten in Italien und Deutschland, wobei die Investitionen in Deutschland und Österreich infolge der star- ken Konjunktur besonders im Industriesektor zugelegt haben. Fragwürdige Transparenz Problematisch ist, dass diese mächtigen öffentlichen Marktteilnehmer nicht immer den höchstmöglichen Transparenzkriterien genü- gen, wie das SWFI erhoben hat. Das Institut hat einen eigenen Transparenz-Index geschaf- fen, dessen Höchstpunktezahl bei 10 liegt. Berücksichtigt wird eine Vielzahl von Krite- rien: Werden unabhängig geprüfte Geschäfts- berichte veröffentlicht? Werden die Portfolio- entwicklungen regelmäßig publiziert? Gibt es Informationen zu den Managementbezügen? Das Institut sieht bei einem Wert bis zumin- dest 8,0 eine adäquate Erfüllung von Trans- parenzkriterien gegeben. Diesen Anforderun- gen genügen unter den zehn größten Fonds gerade einmal drei. Tatsächlich scheint ein entsprechendes Transparenzbewusstsein auch gar nicht vorhanden zu sein. Ein Musterbeispiel stellt der älteste Staats- fonds der Welt – die Kuwait Investment Authority (KIA) – dar. Anfragen nach Stra- tegie und Politik des Managements durch FONDS professionell wurden ignoriert, pikierte Aussendungen seitens der Authority gab es, als Medien von den Verlusten berich- teten, die der Fonds 2015/2016 erlitten haben soll. Dementiert wurde auf der eigenen Web- site der Verlust von 1,5 Milliarden US-Dollar – demnach habe es sich nur um eine Milliar- de US-Dollar gehandelt. Laut KIA sei es „außerdem unprofessionell, die Performance eines Fonds anhand eines Jahres zu beurteilen – noch dazu, wenn es sich hierbei um einen Zeitraum handelt, in dem die Märkte insge- samt Verluste hinnehmen mussten“. Unfreiwillig komisch Über 20 Jahre hinweg sei die Performance des Fonds jedenfalls positiv und übertreffe die der anderen Staatsfonds. Entsprechende Zah- len legt das kuwaitische Management aller- dings nicht vor. In einer anderen Presseaus- sendung vermeldet KIA, dass man beim SWFI „ein hohes Transparenz-Rating erzielen konnte“. Klickt man auf die englische Version der auf der Homepage veröffentlichten Aussendung, erscheint ein Text in arabi- schen Schriftzeichen. Eine Übersetzung des Textes bietet in der Folge keinen Auf- schluss über den tatsächlich erreichten Wert, sondern berichtet vor allem dar- über, wie das Ranking zustandekommt. Zur Erinnerung: Der tatsächlich erzielte Score ist 6,0 – womit man weit unterhalb des durch das SWFI empfohlenen Stan- dards liegt. Ob der unfreiwilligen Komik solcher Statements könnte man schmun- zeln, hätte der Fonds nicht gewaltigen wirtschaftlichen Einfluss – nicht zuletzt auf die deutsche Industrie. KIA hält etwa unter anderem knapp sieben Prozent am Autohersteller Daimler. HANS WEITMAYR | FP markt & strategie I staatsfonds Foto: © Beigestellt | Hemmerich | Gaube | Menzl Zunehmende Macht Anteil der institutionell verwalteten Gelder Seit 2004 konnten Staatsfonds ihren Anteil an institutionell verwalteten Geldern mehr als verdoppeln. Quelle: PwC 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % 2016 2015 2014 2013 2012 2007 2004 Staatsfonds Versicherungen Pensionsfonds A 4 5 , % 10 % 42,5 % 37,9 % 53,0 % 52,1 % Norwegischer Staatsfonds Daten & Fakten Verw. Vermögen: 1,05 Bio. USD Investiert in: 9.146 Unternehmen in 72 Ländern Marktmacht: 1,4 % aller global gelisteten Unternehmen 2,4 % aller europäischen gelisteten Unternehmen Portfolio: Aktien: 66,6 % Anleihen: 30,8 % Immobilien: 2,6 % Top-3-Investments: Apple, Nestlé, Royal Dutch Shell Quelle: Unternehmensangaben Yngve Slyngstad, CEO des norwegischen Staatsfonds GPFG, setzt weiterhin verstärkt auf Aktien.

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=