FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2017

88 www.fondsprofessionell.at | 4/2017 klar kommunizieren, dass unser Portfolio nicht immer wie die Benchmark performt“, sagt er. Trend nicht so klar Insgesamt präsentiert sich High-Yield-An- legern ein recht verworrenes Bild. Die gängi- ge Marktmeinung besagt zwar: Wir leben in einem Umfeld tendenziell steigender Zinsen. Das stimmt insoweit, als die Fed vor fast zwei Jahren damit begonnen hat, den Leitzins kon- tinuierlich anzuheben; das US-Anleihenkauf- programm wurde vor drei Jahren beendet. Die Wirtschaft ist „solide“ unterwegs. Allerdings schwächelt die US-Inflation ebenso wie die europäische immer wieder. In Europa könnten die Leitzinsen nach einer gängigen Interpre- tation der Worte von EZB-Chef Mario Draghi erst 2020 steigen. Immerhin: Die EZB hal- biert die Anleihenkäufe ab 2018. Dass das Eurozonenwachstum zuletzt besser war als er- wartet, sollte nicht zu übereilten Schlüssen verleiten. Klar ist nämlich: Blickt man auf den Zins der Staatsanleihen, ist der Abwärtstrend noch nicht gebrochen. In den USA sinken die Renditen der zehnjährigen Anleihen seit 35 Jahren. Zwar zogen sie von 1,4 Prozent im Sommer 2016 auf 2,6 im Frühjahr 2017 kräf- tig an, doch seitdem geht es wieder abwärts – aktuelles Level: 2,3. In Europa rasseln die Renditen seit Mitte der 1990er-Jahre ebenfalls unaufhörlich nach unten. Aus dem Minus- bereich, den die zehnjährigen deutschen An- leihen im Sommer 2016 erreichten, ging es zwar heuer im Juli auf 0,6 Prozent hinauf, doch der aktuelle Wert von 0,38 Prozent (Stand Anfang November 2017) zeigt auch hier eine deutliche Kraftlosigkeit. EDITH HUMENBERGER-LACKNER | FP markt & strategie I hochzinsanleihen Foto: © Aviva Investors Interview | Sunita Kara, Global High Yield Portfolio Manager | Aviva Investors „Es ist ein Sweetspot für High Yield“ FONDS professionell sprach mit Sunita Kara, Global High Yield Portfolio Manager bei Aviva Investors. Wegen der tiefen Ausfallsquoten darf man durchaus in riskantere Anleihen gehen, sagt sie. FONDS professionell: Frau Kara, kann man Hochzinsanleihen bei den tiefen Spreads noch empfehlen? Sunita Kara: Die Credit-Spreads sind auf einem der engsten Levels überhaupt. Wir haben viele politische Risiken hinter uns gelassen. Europa steht beim Wachstum an einem der stärksten Punkte seit 2008. In den USA sehen wir selbst ohne Steuerreform eine Wachstumsrate von ungefähr zwei Prozent. Es ist momentan ein ziemlicher Sweetspot für High Yields. Dieses Umfeld von niedrigem glimmerndem Wachstum und einer relativ zurückhaltenden Inflation lässt Unternehmen ihre Margen leicht ausdehnen und die Ent- schuldung vorantreiben. … und die Ausfälle sind historisch tief. Die Ausfallsprognosen von Moody’s für die nächsten zwölf Monate liegen bei 1,9 Pro- zent. Ein typischer Zyklus erreicht die Tal- sohle bei 1,5 bis zwei Prozent, die Spitze kann bei zehn bis 14 Prozent liegen. Die Be- wertungen der Anleihen sind zwar historisch auf Rekordniveau, doch vor dem Hintergrund eines sehr tiefen Risikolevels wird man be- zahlt für dieses Risiko. Aber natürlich gibt es nur einen sehr dünnen Polster, falls auf der Makroebene fundamental etwas schiefgeht. In welchen Anleihenstrukturen finden Sie das beste Risiko-Rendite-Verhältnis? Wenn wir die tiefen Ausfallsraten bedenken, dann brauchen wir nicht unbedingt Firmen, die weniger sensibel auf Ausfälle sind. Es ergibt also Sinn, tiefer in die Kapitalstruktur zu gehen. Auf der anderen Seite beschäftigen uns aber die Covenants-Pakete (Absiche- rungsklauseln für die Investoren, Anm.). Was Firmen da auf den Markt bringen, ist sehr schwach, und das innerhalb der ganzen Kapitalstruktur. Das beste Angebot sehen wir bei den Senior Unsecured Bonds. Der Verlust bei einemAusfall ist höher, aber man ist nicht in den tief nachrangigen Instrumenten, wo die Kupons eingestellt werden, wenn die Makro- ökonomie schlecht läuft. Bei der Kreditqualität gehen wir außerdem nicht hinunter bis Triple-C; da haben wir das Exposure verringert. Wir sind hauptsächlich in Single-B-High-Yields unterwegs. Da hat man einen Startzins von fünf Prozent. Gibt es einen drastischen Sell-off, dann sind wir also nicht im höchst riskanten CCC-Segment. Auf der anderen Seite: Sollten Staatsanleihen aggressiv ausverkauft werden (was nicht un- ser Szenario ist), dann führt das zu einer Un- derperformance in High Yield, aber da waren in der Vergangenheit am meisten die höher gerateten BB-Bonds betroffen. Die Duration ist da etwas länger und der Spread-Polster ge- ringer. Also untergewichten wir Double-Bs. Wie wichtig ist Liquidität für High- Yield-Fonds im Moment? Grundsätzlich ist die Liquidität im Sekundär- markt sehr hoch. Aber im Sommer 2014, als es Kommentare gab über eine Blase im Hochzins-Bondmarkt, da hatte man Abflüsse von 24 Milliarden Dollar in nur einer Woche. Da hat sich plötzlich die Liquiditätssituation geändert. Wir sind daher auf Liquidität be- dacht und haben Analysetools, die kontrol- lieren, wie schnell wir unsere Holdings auch unter harten Bedingungen liquidieren können. Sunita Kara: „Dieses Umfeld von niedrigem glimmerndem Wachstum und einer relativ zurückhaltenden Inflation lässt Unternehmen ihre Margen leicht ausdehnen.“

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=