FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2017

82 www.fondsprofessionell.at | 4/2017 Asset-Portfolios auf den Markt gebracht, die genau darauf ausgelegt sind: den Fidelity Smart Global Defensive mit der SRRI-Klasse drei und den Fidelity Smart Global Moderate, der der SRRI-Stufe vier zugeordnet ist. Das „Smart“ im Fondsnamen steht als Abkürzung für „Systematic Multi Asset Risk Targeted“ und weist bereits auf die Risikokontrolle hin. „Die beiden Produkte bestehen sozusagen aus zwei großen Blöcken“, sagt Carsten Roemheld, Kapitalmarktstratege bei Fidelity. Der erste Block basiert auf einer klassischen Asset Allocation, der zweite besteht aus marktneutralen Absolute-Return-Strategien. Im Asset-Allocation-Block finden sich ein Segment mit stabilen Anlageklassen und sehr geringen Schwankungen, ein „Ertragssegment“, das etwa in Hochzinsanleihen mit mittlerer Volatilität investiert, und ein „Wachstumsseg- ment“, das hauptsächlich aus Aktien besteht. Steuerung in jedem Segment In jedem Segment ist eine eigene Volatili- tätssteuerung vorgesehen. Diese wird dadurch erreicht, dass jeweils die schwankungsan- fälligsten Assets am geringsten, die stabilen Papiere am höchsten gewichtet sind. So wird gewährleistet, dass die Volatilität des Port- folios insgesamt immer mehr oder weniger gleich bleibt. Kommt es zu so starken Markt- bewegungen, dass die eingebaute Volatilitäts- kontrolle nicht mehr ausreicht, greift eine übergeordnete Instanz ein, wie Roemheld es nennt. In diesem Fall werden alle Wachstums- werte auf null gefahren, die Titel in der stabi- len und der mittleren Anlageklasse hingegen höher gewichtet. „Die Smart-Fonds beruhen primär auf einem quantitativen Modell, das heißt, die Anlageentscheidungen der taktischen Asset Allocation werden von unserem System ge- troffen“, erklärt Roemheld. In Ausnahmesze- narien, in denen das System es nicht mehr schafft, die Fonds in den vorgesehenen Vola- tilitätsbändern zu halten, greift jedoch der Fondsmanager ein. „Bei extremen Schwan- kungen kann er die Cashquote sofort von null auf 30 Prozent erhöhen, damit die Fonds ihre jeweiligen Risikoklassen einhalten“, erklärt Roemheld. Dieser „Cash-Break“ darf aller- dings nur in absoluten Sonderfällen als Not- fallstrategie angewendet werden. Weil Anleger neben der Sicherheit, dass ihr Portfolio die gewählte Risikokategorie nicht verlässt, natürlich Rendite sehen möchten, ver- suchen die beiden Smart-Produkte, in einem zweiten Block mit marktneutralen Absolute- Return-Strategien Erträge, also Alpha, zu ge- nerieren. Das gelingt recht gut. So hat der Fidelity Smart Global Moderate auf Einjah- ressicht immerhin 8,8 Prozent plus gemacht. Den Investmentansatz der Smart-Fonds hat Fidelity gemeinsam mit dem Versicherungs- konzern Axa entwickelt. Auf Seiten des Ver- sicherers ist so das Anlagekonzept Axa Port- folio Balance entstanden. Dies ist eine fonds- basierte Vermögensverwaltung im Versiche- rungsmantel, die ebenfalls anhand des SRRI gesteuert wird. Insgesamt bietet Axa drei Port- folios an, zwischen denen der Anleger je nach Risikoprofil und Anlagehorizont wählen kann. Bisher nur wenige Produkte So praktisch SRRI-gesteuerte Produkte auch sein mögen, bislang sind sie am Markt selten anzutreffen. Von den vier großen deut- schen Fondsgesellschaften etwa bietet nach eigenen Angaben keine ein entsprechendes Portfolio an. Bei Blackrock allerdings sind solche Fonds in der Produktfamilie Blackrock Managed Index Portfolio zu finden – und zwar in den Varianten „Defensive“, „Mode- rate“ und „Growth“. In den Prospekten dieser ETF-Dachfonds wird zwar nicht ausdrücklich auf eine Volatilitätssteuerung nach dem SRRI hingewiesen. Aber: Das KID des Blackrock Managed Index Portfolio Defensive sieht eine Schwankungsbreite von zwei bis fünf Prozent vor, die stets eingehalten werden soll. Die Spanne entspricht exakt der SRRI-Stufe drei. Bei den beiden anderen Fondsvarianten wird die Volatilität innerhalb der Bandbreiten im Zaum gehalten, die Stufe vier und fünf des Risikoindikators festlegen. Möglicherweise werden sich die Anbieter von SRRI-gesteuerten Fonds künftig umstel- len. Zumindest dann, wenn sie diese Produkte auch für die Policen von Lebensversicherern anbieten. Die Versicherer müssen die Risiko- stufe von Fonds in ihren Fondspolicen ab dem 1. Januar 2018 mit einem neuen Indikator, dem SRI, angeben (siehe Kasten auf dieser Seite). Auf dem Sicherheitsgurt stehen dann drei statt vier Buchstaben – die Funktion ist aber gleich geblieben. ANDREA MARTENS | FP markt & strategie I srri-gesteuer te fonds Foto: © Fidelity Carsten Roemheld, Fidelity: „Bei extremen Schwankungen darf ausnahmsweise der Fondsmanager eingreifen.“ Verschiedene Risikoindikatoren SRRI: Der Synthetische Risiko- und Ertragsindikator (englisch: Synthetic Risk and Reward Indicator, kurz: SRRI) ist eine Kennzahl für die Höhe der Wertschwankungen eines Fonds. Die Kennzahl unterteilt Fonds in sieben Risikostufen. Die Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG) muss den Indikator ins Key Information Document (KID) aufnehmen und wöchentlich überprüfen. Der SRRI ist Teil der europäischen Richtlinie OGAW IV, die mit 1. Juli 2011 in deutsches Recht umgesetzt wurde. Berechnung: Der SRRI wird anhand der annualisierten Wertschwankung der vergangenen fünf Jahre ermittelt. Bei neuen Fonds oder solchen, die noch keine ausreichende Historie aufweisen, wird der SRRI anhand von Vergleichsvermögen bestimmt. SRI: Der Summary Risk Indicator ist ein Risikoindikator, der auf Basis einer sehr komplexen mathemati- schen Simulation errechnet wird. Mit Inkrafttreten der Verordnung über anlagebasierte Versicherungsprodukte (Priip) am 1. Januar 2018 wird er in den neuen Produktinformationsblättern den SRRI ersetzen. Er stuft Fonds auch in sieben Risikoklassen ein, die SRI-Berechnung kann aber zu einer anderen Zuordnung führen. Risikostufen nach dem SRRI Der Synthetic Risk and Reward Indicator unterteilt Fonds je nach Schwankungsbreite in sieben Risikostufen. In Zeiten hoher Volatilität können vor allem Aktienfonds schnell um ein bis zwei Risikostufen nach oben klettern. Quelle: Clever Soft Risikostufe Schwankungsbreite nach SRRI in Prozent Risikostufe 1 0–0,5 % Risikostufe 2 0,5–2 % Risikostufe 3 2–5 % Risikostufe 4 5–10 % Risikostufe 5 10–15 % Risikostufe 6 15–25 % Risikostufe 7 ab 25 %

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