FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2017

Heuser: Ein Fondsmanager hat mir neulich gesagt, nur der Portfolio- lenker selbst könne für ein profes- sionelles Risikomanagement sorgen. Sehen Sie das auch so? Gebhardt: Grundsätzlich werden wir auch beim Thema Risikomanagement neue Wege gehen. Ich stimme Ihrer Aussage zum Teil zu, dass ein Fonds- manager – gerade bei einem Deutsch- land-Aktienfonds – wahrscheinlich am besten in der Lage ist, bestimmte Risi- ken richtig einzuschätzen. Das bezieht sich auf diverse Aspekte wie Klumpen- risiken im Fonds selbst, aber auch auf Reputationsrisiken in den Unterneh- men, Missstände in deren Management oder auf Rückschlagsrisiken aufgrund einer deutlich unterdurchschnittlichen Gewinnentwicklung und so weiter. Auf der anderen Seite gibt es jedoch auch so etwas wie implizite Risiken, die auch der Fondsmanager unter Umständen nicht richtig einschätzen oder wahrnehmen kann. Nehmen wir als Beispiel die Entwick- lung des Ölpreises. Es kann durchaus sein, dass ein Fonds selbst gar keine Ölwerte hält, aber trotzdem eine besonders hohe Ölab- hängigkeit aufweist, die sozusagen indirekt über die jeweils im Fonds enthaltenen Ein- zelwerte wirkt. Um solche eher versteckten Risiken besser erkennen und beherrschen zu können, ist ein aktives Risikomanagement von außen sehr wichtig. Deshalb bauen wir das gerade auf. Heuser: In Bezug auf die Performance des DWS Aktien Strategie Deutschland war eine Art Muster erkennbar, nach dem Sie bei aufwärts gerichteten Börsen den Markt und die Peergroup deutlich outper- formt haben, in abwärts gerichteten Märkten aber schwächer abge- schnitten haben als Markt und Ver- gleichsgruppe. Muss man damit auch bei dem Berenberg-Produkt rechnen? Gebhardt: Auch wenn das Perfor- mance-Delta, wie Sie es beschrieben haben, meiner Ansicht nach nicht ganz korrekt ist: Wir werden auch mit dem neuen Portfolio sozusagen etwas sportlicher un- terwegs sein als der Markt. Anleger müs- sen sich dessen be- wusst sein, dass wir Nebenwerte in einer relativ hohen Quote im Fonds haben. Und es wird auch künftig Pha- sen – Stichwort Lehman-Pleite – ge- ben, in denen Nebenwerte auf einmal als Assetklasse völlig vernachlässigt beziehungsweise massiv verkauft werden. In solchen Abwärtsphasen an den Aktienmärkten wird es immer schwer sein, outzuperformen. In einer anschließenden Aufwärtsbewegung aber werden gerade Wachstumstitel dann auch wieder die Nase vorn haben und diesen Ab- wärtstrend kompensieren. Das ist sicher eine Art Pattern, das man auch für unseren neuen Fonds erwarten kann. Vielen Dank für das Gespräch. HANS HEUSER | FP 56 www.fondsprofessionell.at | 4/2017 » In Abwärtsphasen an den Aktienmärkten wird es immer schwer sein, outzuperformen. « Henning Gebhardt, Berenberg AM Henning Gebhardt: „Es gibt so etwas wie implizite Risiken, die auch der Fondsmanager nicht richtig einschätzen oder wahrnehmen kann.“ Analystenurteil: „Viel Erfahrung in einem neuen Fonds“ Der Manager des Berenberg Aktien-Strategie Deutschland, Henning Gebhardt, gilt als versierter Stockpicker und ist vielen Anlegern noch als Portfoliomanager bei der Deut- schen Asset Management bekannt. Nach seinem Wechsel zu Berenberg hat er das von ihm entwickelte Fondskon- zept, mit dem er bei der DWS über 20 Jahre erfolgreich war, seit Mitte Juni in seinem neuen Fonds umgesetzt. Dies spiegelt sich auch im Namen des Fonds wider, bei dem im Grunde nur der Name der Kapitalverwaltungs- gesellschaft (KVG) geändert wurde. Wie bei seinem alten Fonds ist das Anlageuniversum, aus dem Gebhardt seine Aktien auswählt, nicht auf den HDAX beschränkt, sondern umfasst alle deutschen Aktien. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass der Fonds nicht nur in hochkapitalisierte Titel investiert, sondern sich auch kleine und mittelgroße Unternehmen im Portfolio finden. Das ist auch notwendig, da Gebhardt eine durchschnitt- liche Zielgröße von einem Prozent des Portfolios je Posi- tion anstrebt. Die so erreichte Diversifikation kann das Ertragsprofil sowohl bei Auf- wie auch bei Abwärtsbe- wegungen positiv beeinflussen. Somit können Anleger, die den fundamental orientierten (Bottom-up-Ansatz) Anlagestil von Gebhardt kennen und schätzen, schon heute in den Berenberg Aktien-Strategie Deutschland investieren. Alle anderen Anleger sollten abwarten, wie sich der Fonds in den ersten zwölf bis 18 Monaten sowohl hinsichtlich des verwalteten Fondsver- mögens, aber auch in Bezug auf die absolute und relative Wertentwicklung entwickelt. Auch wenn Gebhardt ein sehr erfahrener Manager ist: Der Wechsel zu einem neuen Arbeitgeber, bei dem er auf andere Portfoliomanagementsysteme und ein anderes Analystenteam zurückgreifen muss, kann dazu führen, dass der neue Fonds in einzelnen Marktphasen ein anderes Wertentwicklungsverhalten zeigt, als die Anleger es unter Berücksichtigung der Entwicklung des alten Fonds erwar- ten würden. Auf der anderen Seite ist das derzeit noch deutlich gerin- gere verwaltete Vermögen des Berenberg Aktien-Strategie Deutschland als positiv zu bewerten. Denn ein Portfolio- manager mit einem Fondsvolumen von weniger als 250 Millionen Euro ist sicherlich deutlich flexibler und kann andere Chancen nutzen als mit einem Fonds, der mehrere Milliarden Euro verwaltet. Berenb. Akt.-Strat. Deutschland ISIN: LU0146485932 Agio: 5 % Laufende Kosten: 2,02 % p.a. Umstellung der Anlagestrategie: 16. Juni 2017 Fondsmanager: Henning Gebhardt, Berenberg AM 2017 Juni Juli August Sept. Okt. 100 % 97,5 % 102,5 % 105 % 9,5 % Berenberg Aktien-Strategie Deutschland R Dax-Index Aktien Deutschland Standardwerte Alle Fotos: © Christoph Hemmerich KREUZ VERHÖR markt & strategie I fondsmanager im kreuzverhör

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