FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2017

DWS Aktien Strategie Deutschland anknüpfen werden, richtig? Gebhardt: Es gibt keinen Grund, an einem guten Konzept etwas zu ändern. Warum sollten wir das also tun? Der DWS-Fonds ist in den 17 Jahren, in denen ich ihn verantwortlich gemanagt und weiterentwickelt habe, auf rund dreieinhalb Milliarden Euro gewachsen. Das Konzept an sich war also durchaus erfolgreich und ist von den Kunden ver- standen und mitgetragen worden. Selbst in volatileren Zeiten sind die Anleger sehr treu geblieben. Das sagt mir, dass das Grundrezept stimmt und angenom- men wird. Heuser: Wobei es natürlich insofern einen Unterschied gibt, als das Volu- men Ihres neuen Fonds erst bei gut 60 Millionen Euro liegt. War das Seed Money von Berenberg? Gebhardt: Nein, überhaupt nicht. Viel- mehr wurde der seit 2002 bestehende, rund neun Millionen Euro schwere, global anlegende Fonds „Berenberg Aktien – Quality & Value“ umbenannt und das Anlagekonzept auf den deutschen Aktienmarkt konzentriert. Die Basis unserer Investmentphilosophie sind dabei ein vergleichsweise hoher Nebenwer- teanteil und eine klare Über- oder Unter- gewichtung bei größeren Titeln. Wir setzen dabei auf vier Investmentsäulen: eine fun- damentale Aktienanalyse, einen langfristigen Investmenthorizont, einen stringenten und transparenten Investmentprozess sowie die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskri- terien. Und ein bereits nach so kurzer Zeit erreichtes Volumen von über 60 Millionen Euro signalisiert mir, dass das Konzept gerade im Retailsektor sehr gut ankommt – nicht nur bei hauseigenen, sondern auch bei externen Kunden. Glow: Ist die noch geringe Größe nicht sogar ein Vorteil? Gebhardt: Definitiv. Wir streben bei jeder Position im Fonds eine Größenordnung von mindestens einem Prozent des Fondsvermö- gens an, auch bei Nebenwerten, damit diese Unternehmen dann auch wirklich die Chance haben, einen nennenswerten Performance- beitrag zu leisten, ohne das Gesamtrisiko des Fonds allzu stark zu erhöhen. Denn eine Posi- tion in dieser Größe macht sich bei einem Fondsvolumen von, sagen wir, bis zu 100 Millionen Euro natürlich erheblich stärker bemerkbar in der Performance als bei einem milliardenschweren Portfolio. Heuser: Wobei Sie sicher nicht angetreten sind, damit der Fonds immer in dieser Größenklasse bleibt. Gebhardt: Es ist natürlich kaum vorherzusa- gen, wie sich das Volumen eines Fonds ent- wickeln wird. Das hängt ja nicht nur von der erzielten Performance und dem Gesamtmarkt- umfeld ab, sondern auch von vielen anderen Themen, etwa Vertriebskooperationen und so weiter. Natürlich wäre es schön, wenn wir mit dem neuen Fonds irgendwann deutlich höhere Volumensregionen erreichen könnten. Aber auch bei meinem alten DWS-Fonds hat es einige Jahre gedauert, bis wir die erste Mil- liarde erreicht hatten. Außerdem haben wir gerade mit Lars Albert einen hochkarätigen Vertriebsspezialisten an Bord geholt, der von Frankfurt aus unsere Fondsprodukte im Markt etablieren soll. Heuser: Spätestens dann geht aber doch die Rechnung in Bezug auf die Einprozentgröße von Nebenwerten nicht mehr auf. Gebhardt: Wenn man es richtig macht, schon. Um auch bei einem größeren Volumen des Fonds in schwierigeren Märkten nicht in eine Si- tuation zu geraten, bei den Nebenwerten unbedingt Liquidität schaffen zu müs- sen, haben wir von vornherein die Möglichkeit einer flexiblen Steuerung des Fonds-Investitionsgrades vorgese- hen, der zwischen 90 und 120 Prozent betragen kann. So können wir über Single-Stock-Futures im Dax-Werte- Bereich eventuelle Opportunitäten bei größeren Einzelwerten nutzen, ohne das Nebenwerteportfolio groß verän- dern zu müssen. Das hat den Vorteil, dass wir auch bei Nebenwerten einen langfristigenAnsatz verfolgen können, der mit wirklich langen Investitionszyklen fast schon Private-Equity-Charakter hat. An- dererseits können wir mit dieser flexiblen Stra- tegie in schwierigen Marktphasen über solche Futures in einzelnen Dax-Werten eine gewisse Absicherung einziehen. Heuser: Wo sehen Sie in Bezug auf das Fondsvolumen die Grenze nach oben? Gebhardt: Ein Fonds wie der Aktien-Strategie Deutschland lässt sich aus meiner Sicht ohne große Einschränkungen bis zu einem Volu- men von zwei Milliarden Euro managen. Wenn es darüber hinausgeht, wird man gewis- se Restriktionen in Kauf nehmen müssen, weil die Auswahl an kleineren Titeln einfach eingeschränkt wird und man immer stärker in den Bereich mittelgroßer Titel gehen muss. Damit aber würde ein solches Konzept an Attraktivität verlieren. Glow: Derzeit umfasst das Portfolio 65 Ein- zelwerte. Skizzieren Sie doch kurz das Strategiekonzept dahinter. Gebhardt: Grundsätzlich soll das Portfolio zwischen 50 und 70 Titel enthalten und im Prinzip immer voll investiert sein. Rund 60 Prozent des Fondsvolumens werden dabei in Blue Chips, sprich Dax-Werte, investiert, 40 Prozent in breit gestreute Nebenwerte. Der Fonds verfolgt einen Growth-Ansatz und ist entsprechend stärker in Branchen und Unter- nehmen investiert, die sich durch ein langfris- 52 www.fondsprofessionell.at | 4/2017 Henning Gebhardt: „Wir können auch bei Nebenwerten einen wirklich lang- fristigen Ansatz verfolgen, der fast schon Private-Equity-Charakter hat.“ KREUZ VERHÖR » Wir streben bei jeder Position im Fonds, auch bei Nebenwerten, eine Größenordnung von mindestens einem Prozent des Fondsvermögens an. « Henning Gebhardt, Berenberg AM Alle Fotos: © Christoph Hemmerich markt & strategie I fondsmanager im kreuzverhör

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