FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2017

gesetzliches Zahlungsmittel. Hinzu kommt, dass nicht alle Kryptowährungen gleich funk- tionieren (Zweck, Belohnungssysteme, Funk- tionsweise etc. können höchst unterschiedlich sein). Was für Bitcoin gilt, muss nicht auf Ethereum oder andere Digitalwährungen zutreffen. Aus diesem Grund sollte man auch jede Geschäftsidee im Zusammenhang mit Kryptowährungen im Vorfeld immer mit der FMA abklären. Die hat für Digitalisierungs- anliegen einen eigenen Kanal eingerichtet. Zur Besteuerung hat das Finanzministerium ersmals 2017 ausführlicher Stellung bezogen: Verkauft man eine Kryptowährung innerhalb eines Jahres mit Gewinn, ist Spekulations- steuer fällig, andernfalls nicht. Kapitalertrag- steuer fällt nicht an, weil Kryptowährungen eben Wirtschaftsgüter sind und keine Finanz- instrumente. Beim Kauf ist auch keine Um- satzsteuer zu zahlen. Das hat der EuGH schon vor zwei Jahren festgestellt. Die Kaufkraft Der Kryptowährungsexperte Sergio Lerner, dessen Smart-Contract-Unternehmen RSK auf Bitcoin aufbaut, hat eruiert, dass „Satoshi Nakamoto“ über eine Million Bitcoins aus den Anfangstagen verfügt, die derzeit rund 7,5 Milliarden US-Dollar wert sind. Satoshi oder die Person, die den privaten Bitcoin- Schlüssel dazu hat, könnte diese Bitcoins am Markt mit Gewinn veräußern. Einkaufen könnten er oder sie damit hingegen kaum. Denn im Alltag kommt man mit Bitcoins nicht weit: Die Akzeptanz als Zahlungsmittel endet schon beim Bäcker für das Frühstücks- kipferl. Selbst online ist es kaum möglich, mit der Kryptowährung zu bezahlen. Gerüchten zufolge arbeitet der Online-Riese Amazon daran, Bitcoin zu akzeptieren, bis dahin lassen sich Einkäufe via Bitcoin nur über Zwischen- händler wie all4btc realisieren. Diesen zahlt man den geforderten Bitcoin-Betrag und eine Provision. Sie kaufen dann die gewünschte Ware mit gesetzlichen Zahlungsmitteln bei Amazon oder Ebay und Co. ein. Terminkontrakt auf Bitcoins Die Aussicht, dass Bitcoins-Futures mög- licherweise noch 2017 an der weltgrößten Terminbörse für Finanzderivate CME in Chicago gehandelt werden könnten, trieb den Kurs Anfang November über die 7.000-US- Dollar-Marke. Als Österreicher darf man sich vergegenwärtigen, dass die Euphorie hierzu- lande besonders groß ist. Ausländische Besu- cher staunen mitunter, wo man hierzulande Bitcoins erwerben kann: Wer das nicht direkt über eines der zahlreichen Online-Portale wie Coinfinity oder Bitpanda macht, kann in den 1.800 Postfilialen Bitcoin-Bons kaufen, eben- so in 4.000 Trafiken und Tankstellen in Öster- reich, es gibt inzwischen sogar Automaten, die den Bitcoin-Kauf ermöglichen. Unabhängig davon, ob der Höhenflug wei- tergeht oder ob wir bald vor einer geplatzten Wertblase stehen, haben Bitcoins einen beson- deren historischen Stellenwert. Bitcoins haben als wichtigste Anwendung der technischen Innovation „Blockchain“ zum Durchbruch verholfen. Dass diese eine große Zukunft hat, wird heute kaum mehr bezweifelt. Die Zukunft der Blockchain Theoretisch wird über die Blockchain schon seit den 1990er-Jahren diskutiert. Die- ser für unterschiedlichste Anwendungen ein- setzbaren Technologie wird heute ein Mil- liardenpotenzial zugesprochen. Nach Ansicht vieler Ökonomen kann sie weite Teile von Wirtschaft und Verwaltung revolutionieren. Einige Länder wie Schweden prüfen, das Grundbuch in einer Blockchain zu verankern. Läuft beim Hauskauf zum Beispiel im Hin- tergrund ein vom Staat herausgegebener standardisierter „Smart Contract“ (ein IT-Pro- gramm, das automatisch die nötigen Verträge liefert und die Erfüllung überwacht), könnte man sich theoretisch Anwalts-, Notar- und Treuhandgebühren sparen. Wien Energie hat nach eigenen Angaben kürzlich den weltweit ersten realen internatio- nalen Gashandel via Blockchain durchgeführt: Teure bürokratische Zwischenschritte fallen dabei weg. Und die Erste Bank ist jüngst einem internationalen Bankenkonsortium beigetreten, das eine globale Handelsplattform auf Blockchainbasis schaffen will. Credit Suisse hat errechnet, dass allein die Banken weltweit durch Blockchainnutzung bis 2022 15 bis 20 Milliarden US-Dollar jährlich einsparen könnten. EDITH HUMENBERGER-LACKNER | FP Bitcoin-Links Mining einfach erklärt: www.btc-echo.de/tutorial/wie-kann-ich-bitcoins-minen/ Satoshi Nakamotos Whitepaper auf Deutsch : https://www.bitcoin.de/de/bitcoin-whitepaper-deutsch Leitfaden der WKO: www.wko.at/branchen/information- consulting/finanzdienstleister/artikel-kryptowaehrung.pdf

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