FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2017

214 www.fondsprofessionell.at | 4/2017 wird die eigene Bitcoin-Überweisung be- stätigt. Für Miner gibt es nämlich keinen Zwang, eine Transaktion in ihren Block aufzunehmen. Wenn eines Tages alle Coins geschürft sind, fällt die fixe Vergü- tung weg. Dann bleiben nur die Transak- tionsgebühren als Anreiz, Bitcoin-Über- weisungen in die Blockchain einzutragen. Bevor es so weit ist, gibt es für Miner noch einen wesentlichen Aspekt: Das Sys- tem sieht vor, dass es immer schwieriger wird, neue Bitcoins zu schürfen. Der Grund dafür ist, dass es nur eine begrenzte Menge an zu schöpfenden Bitcoins gibt, und die sollen nicht alle sofort auf den Markt kommen. Die Rechner müssen da- her eine komplexe Aufgabe lösen, bevor sie einen Block überhaupt an die Block- chain anfügen dürfen: Der Block wird, vereinfacht gesagt, in Form einer Zahlen- Buchstaben-Kombination zusammenge- fasst, und diese darf nicht irgendwie aus- sehen (siehe Begriff „Hash“ im Kasten). Es braucht Billionen von Zufallsversuchen, bis solche Vorgaben erfüllt werden. Ungefähr alle zwei Wochen passen die „Nodes“ – das sind alle Teilnehmer im Netzwerk, die die Blockchain gespeichert haben – den Schwie- rigkeitsgrad an das Lösungstempo an. Etwa alle vier Jahre findet außerdem ein „Bitcoin Halving“ statt, bei dem die fixe Bit- coin-Ausschüttung halbiert wird. Zuletzt ge- schah das im Sommer 2016, als die Abgel- tung von 25 auf 12,5 Bitcoins sank. Grund- sätzlich kann jeder Bitcoins minen. Allerdings sind dazu heute große Rechenleistungen nötig. Ein Großteil der digitalen Münzen wird wegen dieser ständig steigenden Herausforderungen, die eine Menge Energie verbrauchen, mittler- weile in Serverfarmen in Ländern mit kühlen Temperaturen und günstigen Strompreisen erzeugt: vorzugsweise in China oder Island. Die monatlichen Stromrechnungen solcher Einheiten machen trotz der günstigen Kondi- tionen oft Millionen Euro aus. Diese Konzen- tration ruft Kritiker auf den Plan. Ist Betrug denkbar? Die Konstruktion der digitalen Währungen ist so konzipiert, dass Betrug und Manipula- tionen unmöglich gemacht werden sollen. Vereinfacht dargestellt wird die Sicherheit so garantiert, dass jede Transaktion auf jedem der hunderttausenden Rechner abgespeichert ist, die Teil des Bitcoin-Systems sind. Unzuläs- sige Änderungen eines Teilnehmers würden vom Netzwerk sofort identifiziert. Der Kryptograf Adi Shamir verweist den- noch darauf, dass Betrug möglich ist, wenn sich nur drei der größten Bitcoin-Schürfer ver- bünden. Manipulationen könnten entlang von „Abzweigungen“ gemacht werden, die in der Blockkette ganz regulär kurzfristig entstehen und wieder verfallen. Zwar hätten die kom- merziellen Schürfer an einem Zusammen- bruch kaum ein Interesse, da sie ja damit gut verdienen. Es könnte aber eine Regierung hohe Schürfkapazitäten aufbauen, so Shamir. „Satoshi Nakamoto“ selbst meint im „White- paper“: „Das System ist sicher, solange die ehrlichen Nodes gemeinsam mehr CPU- Leistung kontrollieren als jede kooperie- rende Gruppe von angreifenden Nodes.“ Nach neueren Berechnungen reicht es schon, wenn sich ein Viertel der Teilneh- mer am System verbündet. Die Geldmenge Obwohl der oder die Bitcoin-Erfinder ein Bezahlsystem für den Onlinehandel vor Augen hatten, dient die „Währung“ bisher fast ausschließlich als Spekulations- objekt. Die Hoffnung auf weiter steigende Preise leitet sich auch von dem Faktum ab, dass von Anfang an feststand, dass es ma- ximal 21 Millionen Bitcoins gibt. Darüber, wann diese Maximalzahl erreicht ist, wird in Fachforen heftig diskutiert. Eine gängi- ge Annahme: Fast alle Bitcoins sind bis Mitte der 2030er-Jahre geschürft, es dauert aber bis 2140, um den letzten kleinen Rest des „Schatzes“ zu heben. Alles hängt von der zur Verfügung gestellten Rechenleis- tung ab. Heute existieren 16,6 Millionen Stück Bitcoins. Diese haben zum aktuellen Kurs einen Marktwert von rund 120 Milliar- den US-Dollar. Bitcoin ist damit die größte dezentrale digitale Währung. Die Währungsfrage Wobei der Begriff „Kryptowährung“ eigentlich irreführend ist. Es gibt keine No- tenbank, die Bitcoins ausgibt, reguliert oder gar eine Rücknahme garantiert. Rein rechtlich ist Kryptogeld also keine Währung. In Öster- reich sind Bitcoins weder ein anerkanntes Zahlungsmittel noch ein Finanzinstrument. Die österreichische Finanzmarktaufsicht FMA reguliert sie also nicht, es sei denn, man gerät mit einem Geschäftsmodell in die FMA- Zuständigkeit. In Österreich sind Kryptowäh- rungen als „sonstige (unkörperliche) Wirt- schaftsgüter“ eingestuft. In Deutschland be- trachtet die Aufsichtsbehörde Bafin Krypto- währungen hingegen als Finanzinstrumente. Aber auch hier gibt es keinen Status als vertrieb & praxis I bitcoin Foto: © Fotolia | Fotokitas Die Blockchain Konkret ist die Blockchain eine einzige zusammengestop- pelte Liste von Datensätzen (Blocks), die ständig erweitert wird. Diese Datensätze sind durch ein kryptografisches Verfahren miteinander verknüpft: Dabei werden die Infor- mationen aus einem Block (zum Beispiel mehrere Bitcoin- Überweisungen) mit mathematischen Formeln zu einer Aneinanderreihung von Zahlen und Buchstaben einge- dampft. Was dabei herauskommt, ist der sogenannte Hash, der immer am Ende der Kette angefügt wird. In die Berechnung jedes Hashes fließt immer auch der vor- hergehende Hash ein. Neu dazukommende Daten bauen also stets auf den bereits vorhandenen auf. Würde nur ein Zeichen in einem Block verändert, würde sich der ge- samte Hash verändern. Manipulationen können auf diese Weise leicht identifiziert werden. Das macht die Block- chain so interessant für alle Unternehmen, die auf Daten- sicherheit setzen. Während also Bitcoins wegen ihrer Wertentwicklung gern misstrauisch beäugt werden, ist die Anwendung dahinter ein seriöser innovativer Lösungsansatz für viele Ver- trauensprobleme im Wirtschaftsleben. Diese zwei Dimen- sionen muss man ganz klar trennen. Jede Kryptowährung hat ihre eigene Blockchain. Im Som- mer wurde zum Beispiel von Bitcoin die Währung Bitcoin Cash (BCC oder BCH) abgespalten. Sie hat jetzt eine eigene Blockchain und entwickelt sich unabhängig. Quelle: FONDS professionell Bitcoin-Erfinder „Satoshi Nakamoto“: Bis heute ist seine wahre Identität ungeklärt.

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