FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2017

Konzept passen. Wir bleiben dem aktiven Management treu. Das ergibt auch Sinn, denn die Historie zeigt, dass wir gut dazu in der Lage sind, den Index zu schlagen. In den USA ziehen Anleger Milliarden aus aktiv verwalteten Fonds ab und stecken das Geld in ETFs. Ist auch Ihr Haus von diesem Trend betroffen? Nein, wir sind gewissermaßen die Anomalie. Wir verzeichnen derzeit hohe Zuflüsse und gewinnen Marktanteile dazu. In diesem Zusammenhang ist wichtig zu betonen, dass keiner unserer Portfoliomanager über das Fondsvolumen incentiviert wird. Die Höhe der Assets beeinflusst die Kompensation der Manager nicht – nur die Ergebnisse zählen. Die Branche gerät in den USA auch von anderer Seite unter Druck: Seit Juni gilt die sogenannte „Fiduciary Rule“, mit der das Arbeitsministerium de facto ein Provisionsverbot für Finanzprodukte ausgesprochen hat, die der Altersvorsor- ge dienen, darunter die steuerbegünstig- ten 401k-Pläne. Anfang kommenden Jahres laufen Übergangsregeln aus, ab dann wird es ernst. Was halten Sie von den neuen Vorschriften? Die Grundidee ist richtig: Finanzberater sollen stets den Kunden in den Mittelpunkt stellen. Doch die Ausgestaltung kann zu unerwünsch- ten Nebeneffekten führen. Die Gefahr ist real, dass kleinere Investoren auf der Strecke blei- ben, weil sie sich keine Beratungsgebühren leisten können oder wollen. Die neuen Regeln beschränken den Zugang zu Beratung, was sicherlich nicht im Sinne des Erfinders ist. Unserer Überzeugung nach sollten die An- leger zwischen verschiedenen Vergütungs- modellen wählen können. Das De-facto-Provisionsverbot in den USA gilt doch aber nur fürAltersvorsor- gepläne, nicht generell im Finanzvertrieb wie in Großbritannien. Das stimmt. Einige Berater und Plattformen werden vermutlich weiterhin mit Provisionen arbeiten, die meisten werden sich jedoch für die Honorarberatung entscheiden, schon weil es mühsam ist, zwei Vergütungssysteme parallel zu unterhalten. Bei American Funds, unserer US-Retailmarke, fanden schon vor Einführung der neuen Regel nur 20 Prozent des Absatzes auf Provisionsbasis statt, weit weniger als wohl die meisten Beobachter erwartet hätten. Dieser Anteil wird stark schrumpfen. Ob das immer zum Vorteil des Kunden ist, weiß ich nicht. Häufig ist es besser, vorab eine Provision zu bezahlen und danach nichts mehr. Wenn der Anleger den Fonds dann zehn Jahre lang hält, ist das deut- lich günstiger als mit einem Prozent Bera- tungsvergütung im Jahr. Ich kann den Satz „Provisionsbasierte Beratung ist böse, Hono- rarberatung ist gut“ nicht nachvollziehen – aber die öffentliche Meinung geht eindeutig in diese Richtung. Kann es eine Lösung sein, Privatanleger mit geringem Vermögen künftig mit Robo-Beratern zu bedienen? Technologie kann auf jeden Fall eine Antwort sein. Wie die Lösungen konkret aussehen werden, ist aber noch offen. Reine Robo-Be- rater dürften es eher schwer haben. Doch sol- che Systeme können die Berater dabei unter- stützen, kleineren Kunden ein kosteneffizien- tes Angebot zu unterbreiten. Wegen der Fidu- ciary Rule kamen schon Berater mit Listen von Kunden auf uns zu, die sie künftig nicht mehr persönlich betreuen möchten. Für solche Fälle arbeiten wir an Lösungen. Können Sie der Regulierung auch etwas Positives abgewinnen? Die neuen Vorgaben werfen ein Schlaglicht auf die Kosten insgesamt. Das ist für uns von Vorteil, weil wir uns als günstigen Anbieter verstehen. Dank unserer Größe kommen die Skaleneffekte zum Tragen. Das erlaubt uns, unsere Dienstleistung deutlich günstiger anzubieten als der durchschnittliche aktive Asset Manager. Das wird künftig noch sehr wichtig werden. Für das gesamte Angebot von American Funds beträgt unsere Manage- mentgebühr um die 0,30 Prozent. Andere Kosten sind darin nicht enthalten. Ihre europäischen Ucits-Fonds sind im Wettbewerbsvergleich aber nicht sonder- lich günstig. Die Gebührenstruktur in Europa unterscheidet sich deutlich von der in den USA. Hier sind unsere Fonds auch deutlich jünger und kleiner als in den USA. Wenn die Fonds in Europa wachsen, dann möchten wir den Endinvestor auch an den Größenvorteilen teilhaben lassen, ähnlich wie bei unserem US-Modell. Vielen Dank für das Gespräch. BERND MIKOSCH| FP Kevin Clifford: „Es war eine geniale Idee unseres Gründers, die Anteile am Unternehmen nicht nur in der Familie zu halten, sondern die Mitarbeiter zu beteiligen. Das motiviert ungemein und sorgt für eine enge Bindung an die Firma.“ vertrieb & praxis I kevin clifford | capital group 206 www.fondsprofessionell.at | 4/2017 » Die neue Generation ist immer schon am Start, wenn sich die ältere dem Rentenalter nähert. « Kevin Clifford, Capital Group Foto: © Lars Heinicke

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