FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2017

202 www.fondsprofessionell.at | 4/2017 es nicht darum gehe, aus jeder Order den letz- ten Bruchteil Performance rauszuquetschen, verschaffe der eigene Trading-Desk Flossbach von Storch doch große Vorteile. Im Großraumbüro des Multi-Asset-Teams sitzen Aktienprofis, Rentenexperten und Anlagestrategen direkt beieinander. Das erlaubt schnelle Abstimmungen und erspart so manches langwierige Meeting. Der Einzige mit Einzelbüro ist Flossbach selbst, doch auch dessen Tür steht meistens offen. Bei der Frage, welcher Titel in welchem Portfolio landet, spielt auch die Marktkapita- lisierung eine Rolle. „Es kann sein, dass sich eine Order für einen der Strategiefonds lohnt, weil sie eine Größe von einem Prozent des Fondsvolumens erreicht“, erläutert Flossbach. „Eine Order in gleicher Größe wäre für den Multiple Opportunities nicht geeignet, weil die Position dann zu klein wäre.“ Das gelte für Bonds genauso wie für Aktien. „Irgendwo müssen wir natürlich eine Grenze ziehen, damit eine Aktie überhaupt die Chance hat, einen angemessenen Per- formancebeitrag zu liefern“, ergänzt Jonas Nahry, Portfoliomanager und Aktienana- lyst. „Aber es gibt gerade unter den sehr kleinen Aktien Werte, die besonders attrak- tiv sind.“ Wenn ein entsprechendes Unter- nehmen eine Reihe von Qualitätskriterien erfülle und das Team sogar zu dem Schluss komme, dass es das Unternehmen als Gan- zes kaufen würde, weil es sich in den nächsten Jahren sehr gut entwickeln werde, dann ließen sich auch für einen Fonds wie den Multiple Opportunities einige Stücke dieses etwas illiquideren Titels kaufen. „Aber man muss sich natürlich darüber bewusst sein, dass man aus einer solchen Position eventuell nicht ganz so einfach wieder aussteigen kann“, betont Nahry. Ein kleiner Dämpfer Der Ansatz des Teams ging jahrelang auf – auch mit immer weiter wachsendem Volu- men. Doch in der ersten Hälfte dieses Jahres hinkte der Multiple Opportunities seinen Wett- bewerbern plötzlich hinterher. Schuld daran war vor allem die Dollarschwäche, die Floss- bach und seine Kollegen unterschätzt hatten. Zeitweise büßte der Fonds sogar seinen fünf- ten Stern bei Morningstar ein (siehe auch Sei- te 19). „Selbstkritisch lässt sich im Rückblick sicher sagen, dass wir weniger in US-Dollar hätten investieren sollen“, sagt Tobias Schaf- föner, Investmentanalyst im Multi-Asset- Team: „Aber wir haben natürlich keine Dol- lars als liquide Mittel gehalten, sondern dahinter stand die Entscheidung, in ganz bestimmte Unternehmen zu investieren. Darin steckt insofern ein gewisser Hedge, als man erwarten durfte, dass multinationale Konzerne aus den Vereinigten Staaten von einem schwä- cheren US-Dollar durch steigende Umsätze und Gewinne profitieren würden.“ Auch das zeigt, dass der Kölner Vermögensverwalter ein Anlagethema nie isoliert betrachtet, son- dern es in den Gesamtzusammenhang einbet- tet. Ein weiterer wichtiger Punkt: Die Absi- cherung gegen Währungsverluste wäre nicht umsonst gewesen. „Wir hätten bereit sein müssen, rund 2,2 Prozent zu zahlen, um gegen einen schwachen Dollar abgesichert zu sein“, so Schafföner. „Durchwurschteln“ Glaubt man dem Team, führt am Multi- Asset-Ansatz in den nächsten Jahren nichts vorbei – schon wegen des Zinsniveaus, das noch lange Zeit sehr niedrig bleiben dürfte. „Über Japan hat man vor 15 Jahren gesagt, es könne so nicht mehr lange weitergehen“, erinnert Peters. „Heute haben wir uns an Nullzinsen in Japan gewöhnt. Ein solches Durchwurschteln ist auch für Europa und die EZB über die nächsten Jahre hinweg durchaus realistisch.“ Im 25. Stock des „Triangle“ trauen sie sich zu, auch in einem solchen Umfeld solide Ergebnisse abzuliefern. HANS HEUSER, BERND MIKOSCH | FP vertrieb & praxis I flossbach von storch Foto: © Cornelis Gollhardt Tobias Schafföner: „Selbstkritisch lässt sich sagen, dass wir weniger in US-Dollar hätten investieren sollen.“ Jonas Nahry: „Es gibt gerade unter den sehr kleinen Aktien Werte, die besonders attraktiv sind.“ Frank Lipowski: „Bei Multi-Asset muss man über die Grenzen von Anlageklassen hinaus denken.“ Die Mischung dominiert Volumen der FvS-Publikumsfonds nach Fondstyp Multi-Asset-Anlagen machen 90 Prozent des Volumens in FvS-Fonds aus. Quelle: BVI, eigene Berechnungen | Stand: 31.8.2017 Aktienfonds | 2 % Rentenfonds 8 % Andere Multi- Asset-Fonds 17 % Multiple- Opportunities- Strategie 73 %

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