FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2017

198 www.fondsprofessionell.at | 4/2017 Geld chinesischen Managern anvertrauen, um vomWachstum der Volksrepublik zu profitie- ren. „Das funktioniert aber in beide Richtun- gen“, ergänzt Dolan. Denn der Crash chine- sischer Aktien 2015 weckte auch bei den Anlegern in der Volksrepublik den Wunsch, über Auslandsinvestments ihr Vermögen besser zu streuen. Allerdings können Chinas Bürger nach wie vor nur geringe Beträge im Ausland anlegen. Der China-Global-Post-Manager verweist auf ein weiteres Motiv der Europa-Expansion: Der fernöstliche Vermögensverwalter gewinnt Erfahrung in einem Feld, das im Reich der Mitte noch wenig Anhänger hat: ETFs. Die hier erlangten Erkenntnisse lassen sich beim Aufbau der Indexsparte in Fernost nutzen. Daneben ist im weitgehend aufgeteilten euro- päischen Markt der Einstieg für einen Neuling im noch jungen und boomenden ETF-Seg- ment einfacher. Zudem konzentrieren sich die Asiaten auf die Nische der alternativen Indi- zes. Die sogenannten Smart-Beta-Produkte verzeichnen besonders hohe Zuwachsraten. „Der Zukauf war eine logische Erweiterung unseres bestehenden Geschäftsmodells“, re- sümiert Dolan. Der Gründer und Präsident des Mischkon- zerns Fosun, Guo Guangchang, hegte noch ein weiteres Kalkül bei seinem Europa-En- gagement. „Er betonte bei seinem letzten Deutschlandbesuch sein starkes Interesse an der Funktion von Hauck & Aufhäuser als Finanzdienstleister für das gesamte Fosun- Netzwerk“, berichtet Michael Bentlage, Vor- standsvorsitzender von Hauck & Aufhäuser. „Die Konzernstruktur Fosuns bezeichnet Prä- sident Guo als ‚Ecosystem‘. Das bedeutet, dass Fosun so aufgestellt ist, dass beinahe jede Dienstleistung innerhalb der Fosun-Familie erbracht werden kann.“ Dies komme im be- sonderen Maße dem Kerngeschäftsfeld Asset Servicing zugute. „Denn wir können unsere Dienstleistungen, insbesondere das Depot- bankgeschäft, aber auch die Fondsadministra- tion und das Asset Management, allen ande- ren Konzerngesellschaften der Fosun-Gruppe zur Verfügung stellen“, erläutert Bentlage. Leitfaden auf Chinesisch Des Weiteren soll Hauck &Aufhäuser sei- ne Dienste für chinesische Unternehmen wie auch Privatleute anbieten. Mit seinen Invest- ment- und Private-Banking-Einheiten soll das Institut asiatischen Kunden bei ihren Aus- landsgeschäften zur Seite stehen. „Wir haben nach der Übernahme die Stabsabteilung Fo- sun Synergies etabliert, die als Plattform zur Erschließung von Cross-Selling-Potenzialen zwischen Deutschland und China dient“, sagt der Chef von Hauck &Aufhäuser. Besonders gefragt bei der chinesischen Klientel seien derzeit Immobilienkäufe in Europa – und vor allem die zugehörige Kreditfinanzierung, be- richtet ein Branchenkenner. Denn wegen der Kapitalverkehrskontrollen seien Investments mit geringem Eigenkapitaleinsatz und hohem Hebel gefragt, so der Insider. Darüber hinaus lotet die Frankfurter Privat- bank Bentlage zufolge auch Chancen aus, ihre Investmentfonds in China zu vertreiben. Sein Haus sei dabei, erste hauseigene Produkte an der Börse Hongkong notieren zu lassen, von wo aus sie dann auf dem Festland vertrieben werden könnten. „Perspektivisch möchten wir diese Möglichkeit natürlich auch unseren Fondsinitiatoren für ihre Sondervermögen an- bieten“, ergänzt der Bankchef. Der Pfad über Hongkong erweist sich in der Praxis jedoch als steinig: Im Sommer ließ Peking erstmals nach mehr als einem Jahr Pause wieder einen auf der Halbinsel gelisteten Fonds für den Vertrieb auf dem Festland zu – entsprechend hat sich eine Warteschlange gebildet. Doch nicht nur die übernommenen Gesell- schaften stellen sich auf die Wünsche ihrer neuen Eigner ein. Andere wittern ebenfalls das große Geschäft. Der irische Fondsverband etwa wirbt gezielt bei chinesischen Asset Managern für den Standort Dublin. Die Bran- chenvertretung Irish Funds brachte im Mai 2017 pünktlich zum Besuch einer Delegation von Asset Managern aus der Volksrepublik einen Leitfaden für die Auflage von Fonds auf der Insel heraus – in Mandarin. In vielen anderen Industrien zählen Akteure aus China längst zumAlltag. Das dürfte bald auch auf die Fondsbranche zutreffen. SEBASTIAN ERTINGER | FP vertrieb & praxis I chinas asset manager Foto: © Roger Strauß Michael Bentlage, Hauck & Aufhäuser: „Wir dienen als Finanzdienstleister für das gesamte Fosun-Netzwerk.“ Ganz am Anfang Volumen der Publikumsfonds in China in Milliarden US-Dollar Chinas Fondsmarkt wächst langsam heran. Doch Peking stoppte zuletzt die Liberali- sierung des Marktes. Somit kam das Wachstum zum Erliegen. Quelle: Z-Ben Advisors 0 200 400 600 800 1.000 1.200 1.400 2016 2015 2014 2013 2012 Verwaltetes Vermögen chinesischer Publikumsfonds E Wo das große Geld zu holen ist – noch Fondsvermögen pro Kopf im Westen und in China Trotz eines beachtlichen absoluten Volumens ist in der Volksrepublik das Fondsver- mögen pro Kopf noch verschwindend gering. Quelle: BVI 0 10.000 20.000 30.000 40.000 50.000 60.000 China Österreich Norwegen Großbritannien Frankreich Deutschland Schweden USA Australien Schweiz 64.792 Euro 29.475 Euro 20.209 Euro 844 Euro Fondsvermögen pro Kopf V Euro

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