FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2017

194 www.fondsprofessionell.at | 4/2017 zu übernehmen, erklärte ein Sprecher auf Nachfrage der Redaktion. Noch ist in diesem Punkt aber viel im Fluss. Die Verhandlungen zwischen Asset Managern einerseits und den Analysehäusern andererseits sind in vollem Gange – und ver- laufen offenbar zäh. Immerhin ringen Anbie- ter und Abnehmer um eine Dienstleistung, für die es bislang kein eigenes Preisetikett gab. Wie viel Broker oder Investmentbanken für ihr Research verlangen, darüber dringt nur wenig nach außen. Immer wieder kur- sieren Berichte, dass für ein Telefonat mit einem Staranalysten Summen bis zu 15.000 US-Dollar abgerufen werden. „Das dürften aber Einzelfälle sein“, glaubt Unternehmens- berater Schröter. „Normalerweise ist der Zu- gang zu einemAnalysten Teil eines Gesamt- pakets.“ Letztlich scheint das Regelwerk sein Ziel zu erreichen. „Die Transparenz bei den Kosten eines Fonds nimmt zu“, sagt Schröter. Auch die Handelsgebühren sinken. „Zudem entwickelt sich tatsächlich ein echter Markt für Research.“ Analysen, die keinen echten Mehrwert bieten, verschwinden allmählich vom Markt. Banken konzentrieren sich auf die Handelsaktivitäten. Dafür wachsen die Chancen für unabhängige Häuser, Abnehmer für ihre Erkenntnisse zu finden. Schon von 2009 bis 2016 stieg der Marktanteil freier Analyseanbieter um sechs Prozentpunkte (sie- he Grafik „Unabhängigkeitsbewegung“). Die- ser Trend setzt sich fort. „Dies entspricht der Intention der Regulierer. Und es ist im ge- samtwirtschaftlichen Sinne tatsächlich wün- schenswert, dass Research aus unabhängigen Quellen stammt“, argumentiert Schröter. Mahnende Stimme In der Diskussion erhob sich jedoch auch eine mahnende Stimme: Die Fondsbranche fokussiere sich bei der Umsetzung von Mifid II zu sehr auf den Umgang mit den Kosten für externes Research, kritisierte Fidelity-Che- fin Abigail Johnson in einem Gastbeitrag für die Wirtschaftszeitung „Financial Times“. „Ich unterstütze vollkommen die Ziele neuer Regelwerke wie Mifid II“, schrieb die Prä- sidentin und Vorstandsvorsitzende des US- Anbieters. „Aber es ist entscheidend, dass wir einen Schritt zurück treten und das ganze Bild betrachten“, appellierte Johnson. Die Managerin macht zwei Stoßrichtungen der neuen Regeln aus: Einerseits sollen die Kosten für Anleger transparenter werden und sinken, andererseits soll der wirtschaftliche Erfolg der Investmenthäuser an die für die Kunden erwirtschafteten Renditen gekoppelt werden. So führt das Haus ein neues Gebüh- renmodell ein, bürdet die Researchkosten aber den Anlegern auf. SEBASTIAN ERTINGER | FP vertrieb & praxis I researchkosten Foto: © Allianz GI, Union Investment Joachim Reinke, Union Investment: „Wir gehen von einer Reduzierung der Kosten für unsere Kunden aus.“ Tobias Pross, Allianz GI: „Wir wissen, dass wir uns mit unserer Entscheidung nicht nur Freunde machen.“ So geht die Branche mit Researchkosten um Kosten den Fonds zurechnen: Amundi* Carmignac Deka Fidelity International Pioneer* Kosten selbst übernehmen: Aberdeen Standard Investments Allianz Global Investors Aviva Investors Axa IM Bantleon Barings Blackrock Bluebay BNP Paribas*** Columbia Threadneedle Credite Suisse AM Deutsche AM Ethenea Erste-Sparinvest Flossbach von Storch Franklin Templeton GAM Goldman Sachs AM Hermes HSBC Global AM Insight Investment Invesco** Investec Janus Henderson*** JO Hambro J.P. Morgan AM Jupiter Kempen Capital Legal & General M&G Man Group*** Meag Morgan Stanley IM NN Investment Partners Northern Trust AM Pimco Raiffeisen KAG RBC AM Robeco Russell Investments Schroders*** Semper Constantia State Street Global Avisors T. Rowe Price UBS Global AM Unigestion Union Investment*** Vontobel AM Ausgewählte Anbieter. *Wollte Kosten zunächst den Fonds zurechnen, nun noch nicht entschlossen. | **Ursprünglich war der bevorzugte Weg, Kosten den Fonds zuzurechnen. | ***Wollte Kosten zunächst den Fonds zurechnen, nun anders entschieden. Quelle: FT Research, Anbieter, FONDS professionell, Stand: 9.11.2017 Zaghafte Analysten Frage: Preismodell unter Mifid II schon festgelegt? Noch längst nicht alle Analysehäuser wissen, wie sie künftig ihre Dienste verkaufen. Quelle: KPMG-Umfrage, Ende Juni 2017 Unent- schlossen 29 % Nein 14 % Ja 57 %

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