FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2017

189 www.fondsprofessionell.at | 4/2017 dieses Geld vor allem von Privatanlegern oder von institutionellen Investoren? Wichtig ist mir ein Punkt: Obwohl Pictet ein großes Wealth-Management-Geschäft hat, kommen nur rund 15 Prozent unserer Assets von diesen Kunden. In dieser Zählung sind Index- und Geldmarktfonds schon berücksich- tigt, bei denen es meist wenig Sinn ergibt, auf externe Asset Manager auszuweichen. Die Privatbank ist in ihrer Produktauswahl völlig frei, es gibt keinerlei ökonomischen oder poli- tischen Anreiz, Fonds von Pictet Asset Ma- nagement zu empfehlen. Vom Rest stammen rund 50 Prozent des Volumens von institutio- nellen Investoren, etwa 30 Prozent aus Retail- Netzwerken und rund 20 Prozent aus dem Wholesale-Bereich, zu dem wir etwa das dis- kretionäre Portfoliomanagement zählen. Was sind Ihre wichtigsten Vertriebs- kanäle? Welche Rolle spielen Banken, welche die freien Finanzberater? Außerhalb Großbritanniens ist der Anteil des Geschäfts, der über die freien Berater läuft, nicht sonderlich groß – das ist bei uns nicht anders als im gesamten Markt. Unsere wich- tigsten Vertriebspartner sind Banken und Ver- sicherer, insbesondere natürlich deren Private Banking und Wealth Management. Aber auch im breiten Retail-Geschäft gibt es Platz für ex- terne Anbieter wie uns. Solche Einheiten wäh- len normalerweise einige wenige Partner aus, mit denen sie enger zusammenarbeiten, meist fünf bis zehn. Unser Ansporn ist, Teil dieses Kreises zu sein. Unser großer Vorteil ist, dass sich sowohl unser Unternehmen als auch un- sere Produktpalette deutlich vomWettbewerb unterscheiden. Wenn eine Bank schon mit einer Handvoll anderer Asset Manager zusam- menarbeitet, ergänzen unsere Fonds das beste- hende Angebot und runden es ab. Viele Beobachter meinen, dass Mifid II den Trend zu „strategischen Partner- schaften“ im Fondsvertrieb noch ver- stärken wird. Das kann ich mir gut vorstellen. Die Berater müssen künftig noch besser über die Fonds in ihrem Angebot Bescheid wissen. Da fällt es schwer, mit 30 oder noch mehr Anbietern zu- sammenzuarbeiten. Darum wird die Zahl der Produktpartner eher sinken. Zumindest für die Anbieter, die sich einen dieser Plätze sichern können, ist das ein großer Vorteil. Das ist mal ein positiver Aspekt der Mifid-II-Richt- linie, über die sonst so viel Schlechtes ge- sagt wird. Mifid II hat übrigens noch einen weiteren Vorteil: Es wird immer schwieri- ger, in der Anlageberatung Einzeltitel wie Aktien oder Anleihen zu empfehlen. Das vergrößert gewissermaßen den Kuchen, der für Fondsinvestments zur Verfügung steht. Das ist eine große Chance für die Asset- Management-Industrie insgesamt. Ich habe gelesen, dass Ihre wichtigsten Märkte die Schweiz, Italien und Japan sind. Japan ist ein ungewöhnlicher Markt für einen europäischen Fondsan- bieter. Was ist der Grund dafür? In Japan hat unsere Bank eines ihrer ersten Auslandsbüros eröffnet, das war schon 1981, also vor 36 Jahren. In Japan sind Aspekte wie Vertrauen und Loyalität sehr wichtig. Das haben wir uns über die Jahre dank einer sehr langfristigen und konstanten Zusam- menarbeit mit den Banken vor Ort erarbei- tet. Heute ist Japan einer unserer drei wich- tigsten Märkte – aber es hat sehr lange ge- dauert, bis das Geschäft dort profitabel war. Da zeigt sich wieder, dass man in unserem Geschäft mitunter einen langen Atem braucht, den wir zum Glück aufbringen können. Sehr wichtig für unseren Erfolg war auch, dass wir als einer der ersten Marktteilnehmer die Bedürfnisse vieler Privatanleger erfüllen konnten. Zahlreiche japanische Rentner nut- zen die Erträge aus Publikumsfonds, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Wir waren das erste Haus mit einem Fonds, der stabile mo- natliche Ausschüttungen bietet. Wie wichtig sind der deutsche und der österreichische Markt? Deutschland und Österreich zusammenge- nommen kommen gleich nach den drei ge- nannten Märkten, also auf Rang vier. Weltweit sind wir in mehr als 20 Ländern aktiv. Das zeigt, wie wichtig diese Märkte für uns sind. Und wie sieht es in den USA aus? Pictet ist weltweit mit Büros vertreten, aber nicht in den Vereinigten Staaten. Dennoch ist dieser Markt wichtig für uns. Wir betreuen schon seit 1982 Kunden aus den USA. Das Büro hier in London haben wir un- ter anderem eröffnet, um Strategien für insti- tutionelle Investoren aus den USA zu mana- gen. Seit rund vier Jahren sind wir auch im Retail-Markt unterwegs, als Subadvisor ame- » Unser Ziel ist es, dass auf Sicht von drei Jahren mindestens zwei Drittel unserer Strategien über dem Vergleichsindex liegen. « Laurent Ramsey, Pictet AM Laurent Ramsey: „Wenn eine Bank schon mit einer Handvoll anderer Asset Manager zusammenarbeitet, ergänzen unsere Fonds das bestehende Angebot und runden es ab.“

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