FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2017

Themeninvestments hatten nach dem Kollaps der New Economy einen miesen Ruf. Anleger haben Millionen mit Tech- Fonds verloren. Warum haben Sie den- noch an den Themenfonds festgehalten? Vielleicht weil wir keinen Technologiefonds hatten (lacht). Wichtig ist, dass wir eben keine Sektorfonds anbieten, da ein Thema wachs- tumsträchtiger ist als ein Sektor. Uns geht es darum, ein Investmentthema möglichst rein über verschiedenste Länder und Branchen hinweg abzubilden. Interessant ist, dass unsere Kunden den Themenfonds auch in Krisen am Aktienmarkt treu bleiben – das war sowohl nach der Jahrtausendwende so als auch in der Finanzkrise 2008. Die Abflüsse waren unterm Strich minimal, während branchenweit Milliarden abflossen. Das ist erstaunlich. Wie ist das gelungen? Wir sagen unseren Kunden in aller Deutlich- keit, dass sie nur investieren sollen, wenn sie fünf bis sieben Jahre Zeit mitbringen. Das be- herzigen die meisten. Unsere Kunden sind wirklich überzeugt von dem Investmentthema und davon, dass uns der entsprechende Mega- trend erhalten bleibt – auch über einen Bör- senzyklus hinweg. Wenn die Kurse fallen, verkaufen sie womöglich andere Aktienfonds, aber die wirklich langfristigen Anlagen behal- ten sie. Auch unsere Themenfonds erleiden in solchen Situationen Kursverluste, aber weil die Kunden investiert bleiben, nehmen sie auch die darauffolgende Erholung von Anfang an mit. Das beschert den Anlegern unterm Strich eine sehr ansprechende Rendite. Was tun Sie, um nicht auf die Themen- fonds reduziert zu werden? Die Zuflüsse in verschiedenen Bereichen zei- gen, dass unsere Vertriebspartner durchaus auch unsere anderen Produkte kennen. Die Themenfonds bieten einen gewissen Glamour. Es ist eben spannender, über den Megatrend Robotik zu sprechen als über den Aktienmarkt allgemein. Wir haben unter anderem sehr gute Fonds mit europäischen Aktien, aber die ste- hen nie so im Fokus der Medien. Ein anderes Beispiel: Pictet Asset Management verwaltet inzwischen rund acht Milliarden US-Dollar in Long/Short-Fonds. Wenn Sie so wollen, zäh- len wir zu den großen Managern für Liquid Alternatives in Europa. Sowohl Ihr Robotics- als auch Ihr Was- serfonds stecken im Soft Close, nehmen also nur noch in gewissem Umfang neues Geld an. Werden die Zuflüsse von Pictet Asset Management in den kommenden Monaten deshalb niedriger ausfallen? Hoffentlich nicht. Wir haben wie erwähnt an- dere Strategien, die gut im Markt positioniert sind. Die meisten Anleger sind etwa bei euro- päischen und asiatischen Aktien unterinves- tiert. Da schlummert viel Potenzial. Der Pic- tet-Water hatte die Zuflüsse früher schon mal zeitweise begrenzt, was uns mit Blick auf den Absatz insgesamt nicht gebremst hat. Die maximale Kapazität einer Strategie ist etwas, worauf wir schon immer geachtet haben. Schließlich wollen wir den Kunden das liefern können, was wir ihnen versprochen haben. Einen Fonds aus Kapazitätsgründen zu schlie- ßen ist uns viel wichtiger, als kurzfristig mehr Geld einzusammeln. Denn wenn Sie keine Performance mehr erwirtschaften können, verlieren Sie Ihre Kunden. Performance ist ein gutes Stichwort: In den drei Jahren bis Ende 2016 schnitten 72 Prozent Ihrer Fonds volumengewich- tet besser ab als der durchschnittliche Wettbewerber. Ist es denn realistisch, dass diese Zahl so hoch bleibt? Unser Ziel ist, dass auf Sicht von drei Jahren mindestens zwei Drittel unserer Strategien über dem Vergleichsindex und dem Median der Wettbewerber liegen. Die allermeiste Zeit ist uns das gelungen. Das ist auch nötig, um sich in dem sehr intensiven Wettbewerb zu behaupten. Aus betriebswirtschaftlicher Perspektive können Sie das Thema aus zwei Blickwinkeln betrachten: Der Anteil Ihrer Assets, der vor dem Index liegt, gibt einen Hinweis darauf, wie viel Geld im Risiko steht. Die Zahl der Strategien, die eine Outperfor- mance liefern, zeigt eher, welches Potenzial Sie haben, künftig weitere Mittel einzu- sammeln. Ich denke, unser Zwei-Drittel-Ziel ist realistisch. Wir verfolgen einen Multi- Boutique-Ansatz, die einzelnen Teams arbei- ten sehr unabhängig voneinander. Deshalb sind auch ihre Anlageergebnisse recht unkor- reliert. Wir haben keinen Chefstrategen, der allen die Richtung diktiert – in einer solchen Konstellation ist die Wahrscheinlichkeit größer, komplett richtig oder eben auch falsch zu liegen. In Summe verwaltet Pictet AM inzwi- schen 185 Milliarden Franken. Stammt Laurent Ramsey: „Die Themenfonds bieten einen gewissen Glamour. Es ist eben spannender, über den Megatrend Robotik zu sprechen als über den Aktienmarkt allgemein.“ 188 www.fondsprofessionell.at | 4/2017 » Wir Partner treffen uns viermal die Woche. Da sollte man sich schon gegenseitig mögen. « Laurent Ramsey, Pictet AM Foto: © Sarah Weal vertrieb & praxis I laurent ramsey | pictet am

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