FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2017
schrumpft auch die Gewinnbeteiligung – und damit die Kosten. Das sorgt in schlechten Jah- ren für einen gewissen Puffer. Als 2008 die Märkte einbrachen, mussten wir niemanden entlassen – anders als viele Wettbewerber. Sie verantworten das Fondsgeschäft. Al- lein in den ersten neun Monaten dieses Jahres flossen Pictet AM mehr als elf Milliarden Schweizer Franken zu, das entspricht rund 9,5 Milliarden Euro. Schon 2016 beliefen sich die Zuflüsse auf 12,4 Milliarden Franken. Das macht Ihr Haus zu einem der absatzstärksten Anbieter in Europa. Wie kommt’s? Das hat mehrere Gründe. Wir haben ein um- fassendes Produktangebot und können daher Lösungen für verschiedene Phasen eines Kapitalmarktzyklus bieten. Wir konnten nicht nur mit einigen wenigen Fonds Geld einsam- meln, sondern in mehreren Bereichen. Zum einen mit unseren Themenfonds, aber auch mit den Multi-Asset- und Long-Short-Strate- gien, in die wir in den vergangenen Jahren viel investiert haben. Auch unsere Renten- fondspalette haben wir ausgebaut. Das zahlt sich jetzt aus, wir sind in vielen Bereichen gut positioniert, in denen es derzeit eine hohe Nachfrage gibt. Außerdem profitieren wir von unseren starken Beziehungen zu unseren Kun- den, die wir über die Jahre gepflegt haben. Hier kommt uns die geringe Fluktuation in den Investment- und Vertriebsteams zugute. Sie hatten die Themenfonds schon er- wähnt. Insbesondere der Pictet-Robotics, der Pictet-Water und der Pictet-Security waren im Vertrieb zuletzt sehr erfolg- reich. Hatten Sie einfach Glück, zur rich- tigen Zeit die richtigen Produkte bieten zu können? Glück spielt immer eine gewisse Rolle, aber nur Glück kann es nicht gewesen sein. Sonst hätte der Zufall in den vergangenen Jahren sehr oft auf unserer Seite stehen müssen (lacht). Offensichtlich haben wir auch einiges richtig gemacht. Von großer Bedeutung ist un- ser wirklich langfristiger Ansatz. Wir haben nicht das Ziel, jedes Jahr neue Produkte zu lancieren. Wir folgen keiner Mode. Entschei- dend ist vielmehr, dass wir von den langfristi- gen Investmentchancen überzeugt sind. Die Frage ist, was aus Sicht des Kunden Sinn er- gibt. Haben wir das erkannt, versuchen wir auch nicht, den Markt zu timen. Das Thema Robotics beispielsweise beobachteten wir schon seit vielen Jahren. Aber lange Zeit gab es nicht genügend Aktien, um dieses Thema in der nötigen Reinheit und Risikostreuung in einem Fonds abbilden zu können. Als wir den Fonds dann lanciert haben, war das Schlag- wort Robotics in aller Munde, und wir konn- ten innerhalb von nur zwei Jahren 4,5 Milliar- den Euro einsammeln. Wie lange dauert das sonst? Im Schnitt braucht es fünfeinhalb Jahre, um die erste Milliarde zu erreichen – plus rund zwei Jahre Vorlauf für die Entwicklung der Idee, die Registrierung in Luxemburg und das nötige Marketing. Den Pictet-Water beispiels- weise brachten wir schon im Jahr 2000 an den Start, auf dem Höhepunkt des Marktes, als jeder heiß auf Technologieaktien war. Da dauerte es acht Jahre, bis die erste Milliarde erreicht war. Unser wahrer Luxus ist Zeit. Als Partnerschaft müssen wir nicht jedes Quartal externe Kapitalgeber zufriedenstellen. 187 www.fondsprofessionell.at | 4/2017 » Wir haben bei Pictet verschiedene Stufen der Mitarbeiterbeteili- gung. Insgesamt sind 70 Prozent unserer Mitarbeiter am Gewinn der Gruppe beteiligt. « Laurent Ramsey, Pictet AM
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