FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2017

über die Datensicherheit bei der Aufsicht. „Dort liegt eine unfassbare Datenlandschaft. Als Cyberkrimineller würde ich die Daten der EZB hacken und gäbe mich nicht mit einer kleinen Bank ab“, erklärte Treichl. Auswirkungen von Mifid II Kritisch zeigt sich Treichl auch gegen- über der EU-Finanzmarktrichtlinie Mifid II. Die Vorschriften führten laut dem Erste- Group-Chef dazu, dass sich die kleinen Banken die für die Umset- zung notwendige IT nicht mehr leisten könnten. „Die sind aus dem Geschäft raus“, so Treichl. Die EU-Richtlinie entmündige zu- dem nicht nur die Bankberater, sondern auch die Kunden. „Kümmert euch weniger um Mifid, kümmert euch um IT-Experten, die sich wirklich auskennen, damit die Auf- sicht beim Übergang zu Digitalisierung und Blockchain überhaupt mithalten kann“, fordert Treichl. Ähnlich schätzten dies auch die Teilnehmer der Podiumsdiskussion mit dem Titel „Unter- schiedliche Vertriebswege – gleiche Regeln? Der Kundenschutz nach MiFID II, IDD und PRIIPs“ ein. So erklärte etwa Margit Eiden- hammer, Mitglied der Geschäftsführung der OVBAllfinanzvermittlung: „Die Zielsetzung von Mifid II, nämlich den Standard für den Verbraucherschutz im Finanzvertrieb zu er- höhen, sollte nicht aus den Augen verloren werden.“ Zudem wünscht sich Eidenhammer etwa im Bereich der künftig notwendigen Zielmarktdefinition europaweit einheitliche Standards. Positiv zeigt sich die OVB-Chefin inter- essanterweise gegenüber den künf- tig stärkeren Eingriffsmöglichkei- ten der Aufsicht im Bereich der Produkte. „Ich begrüße es, dass die FMA mit Mifid II die Möglichkeit hat, Produkt- intervention zu betreiben und schützend eingreifen zu können, das hat in der Ver- gangenheit sicher gefehlt.“ Abschließend machte VKI-Jurist Tho- mas Hirmke klar, dass ihm Mifid II eigentlich nicht weit genug geht, so fordert der Konsumentenschützer eine Stärkung der provisionsfreien Beratung. GEORG PANKL | FP Zum Thema „Der Kundenschutz nach MiFID II, IDD und PRIIPs“ diskutierten Norbert Griesmayr (VAV Versicherung), Birgit Puck (Bereichsleiterin Wertpapieraufsicht FMA), Margit Eidenhammer (OVB) und Thomas Hirmke (VKI). 184 www.fondsprofessionell.at | 4/2017 vertrieb & praxis I 8. fma-aufsichtskonferenz Alle Fotos: © Günter Menzl Margit Eidenhammer, Mitglied der Geschäftsführung OVB Allfinanzvermittlung Ariane Chapelle, Honorary Reader University College London & Geschäftsführerin Chapelle Consulting Ltd. Erste-Group-Chef Andreas Treichl (r.) empfahl FMA-Vorstand Helmut Ettl (l.) im Rahmen einer Podiumsdiskussion, die Datensicherheit bei der Aufsicht sicherzustellen und dazu mehr IT-Experten anzuheuern. FMA-Umfrage Was sind die größten Risiken für den Finanzmarkt? Die FMA hat 329 Marktteilnehmer gefragt, worin sie aktuell die größten Risiken für den Kapitalmarkt sehen. Quelle: FMA 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % Immobilienblase Neue Staatsschuldenkrise im Euro-Raum Geopolitische Risken Operationelle Risken (IT- und Cyberrisiko, Rechtsrisiko, Conduct-Risiko, etc.) Zinsumfeld 69,9 % 44,1 % 32,5 % 28,6 % 14,3 %

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