FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2017

173 www.fondsprofessionell.at | 4/2017 wie viele Vertriebspartner zu administrieren sind. „Wir sehen derzeit nicht die Notwendig- keit, die Produktauswahl massiv einzuschrän- ken, da wir am Ende sowieso bei jedem Ver- triebspartner kontrollieren, was er im Detail einreicht. Sehen wir da Produkte, die Fragen aufwerfen, wird das mit dem Vertriebspartner geklärt. Bei unserer aktuellen Größe ist das noch möglich“, meint Vertriebsleiterin Raf- faella Schneider. Sie weist auch auf den Umstand hin, dass sich die Nachfrage in der Regel ohnehin nur auf eine überschaubare Zahl von Fonds bekannter Gesellschaften konzentriert. Ähnlich präsentiert sich die Lage bei Jung, DMS & Cie. (JDC). Laut Geschäftsführer Alexander Varga waren es in der Praxis auch bisher nur ein paar hundert Fonds, die ver- triebsrelevant waren. Eine Einschränkung der Produktpalette mache daher keinen großen Unterschied für die Berater. „Wir werden das Produktspektrum auf ein für uns vertretbares Niveau reduzieren. Dabei werden wir uns auf jene Fonds konzentrieren, die auch tatsächlich verkauft werden. Am Ende gehe ich davon aus, dass es an die 200 Fonds sein werden“, schätzt Varga. Dabei weist er darauf hin, dass man auch in Zukunft auf den Bedarf der Ver- triebspartner reagieren und bei entsprechender Nachfrage die Liste anpassen werde. Der JDC-Geschäftsführer lässt aber keinen Zwei- fel daran, dass es angesichts der neuen Rechtslage schwierig sein wird, jemals wieder auf eine annähernd so große Fondsanzahl wie bisher zu kommen. „Wie will man 8.000 Fonds standardisiert überprüfen? Man müsste alle Produkte nachweislich klassifizieren, und die Berater müssen ebenfalls dementspre- chend geschult werden.“ FMA-Rundschreiben Dabei spricht Varga den Umstand an, dass die Finanzmarktaufsicht im aktuellen Rund- schreiben „Kriterien zur Beurteilung von Kenntnissen und Kompetenzen von Anlage- beratern und Personen, die Informationen zu Anlageprodukten erteilen (§ 55 WAG 2018)“ deutlich macht, dass Berater, die dem Kunden Informationen über Produkte oder Wertpapier- dienstleistungen anbieten, nicht nur über eine grundlegende Kenntnis des Produkts und des Marktes verfügen müssen. Sie müssen auch in der Lage sein, das Produkt individuell auf die Geeignetheit für den Kunden zu prüfen. Dabei haben die Haftungsdächer zu über- prüfen und zu dokumentieren, inwieweit die Vertriebspartner zum Stichtag 3.1.2018 über die erforderlichen Kenntnisse verfügen. Bei Bedarf ist zu veranlassen, dass fehlende Kenntnisse nachgeholt werden (siehe auch Artikel auf Seite 226). Im Klartext könnte dies bedeuten, dass Berater in Zukunft nur jene Fonds verkaufen dürfen, bei denen sie gegen- über ihrem Haftungsdach nachweisen können, dass sie zu diesem speziellen Produkt geschult wurden. In der Praxis würde das wohl Haf- tungsdächer und Vertriebspartner vor kaum zu bewältigende Herausforderungen stellen. Auch aus diesem Grund dürften die Vertriebe dazu neigen, die Produktauswahl – zumindest vorläufig – einzuschränken. Für Bohrn ist der Zug nämlich noch nicht zur Gänze abgefah- ren: „Die Wertpapierfirmen stellen sich aktuell natürlich die Frage, was haftungstechnisch und regulatorisch vernünftig sein wird. Ich gehe daher davon aus, dass es zwar anfangs bei etlichen Häusern zu einer Produktein- schränkung kommen wird. Wenn man im Umgang mit den neuen Regelungen sicherer ist, kann sich diese Entwicklung allerdings auch wieder umkehren.“ Noch mehr Schulungen Wie die Haftungsdächer mit dem Schu- lungsthema am Ende in der Praxis umgehen werden, diesbezüglich wollen sich die Markt- teilnehmer derzeit jedenfalls nur ungern in die Karten schauen lassen, so erklärt Varga knapp: „JDC wird die Produktschulungsvorschriften im Sinne des FMA-Rundschreibens umset- zen.“ Etwas konkreter wird Finanzadmin- Geschäftsführer Veit. Er kündigt an, die An- zahl der Veranstaltungen im kommenden Jahr deutlich steigern zu wollen: „Wir bieten be- reits mit unseren Speed-Dating-Events und den Webinaren sehr viel an. Ab dem kom- menden Jahr werden wir die Schlagzahl aller- dings noch deutlich erhöhen und auch spe- zielle Zielmarktschulungen durchführen.“ Laut Fachverbandsgeschäftsführer Bohrn werden sich Berater ab dem kommenden Jahr jedenfalls auf noch mehr und strengere Wei- terbildungspflichten vorbereiten müssen: „Als Wertpapiervermittler hat man diese bereits, vor allem für die gewerblichen Vermögens- berater kommen nun Fortbildungsverpflich- tungen durch die Haftungsdächer hinzu.“ GEORG PANKL | FP Ing. Michael Veit, Finanzadmin: „Wir werden versuchen, die Auswahl so groß wie möglich zu halten.“ Mag. Alexander Varga, JDC: „Ich gehe davon aus, dass es am Ende an die 200 Fonds sein werden.“ Siegfried Prietl, BAF: „Etwa 25 bis 30 Prozent der Fonds werden im Berater-Universum zu finden sein.“

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=