FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2017
selber sind ja ein gutes Beispiel mit dem Zusammenschluss von Helvetia und Bas- ler im Jahr 2014. Besonders im IT-Be- reich gibt es innerhalb der Branche noch viel Potenzial für Effizienzsteigerungen. Da gilt es Prozesse neu zu gestalten, da- mit wir am Ende in Österreich nicht eine ähnliche Entwicklung wie in Deutschland sehen werden. Dort denken mittlerweile auch die großen Versicherungen daran, ih- re alten Lebensversicherungsbestände ab- zugeben. Und ob das im Interesse der Versicherungsnehmer ist, ist fraglich. Die deutschen Lebensversicherungen sind auf der Zinsseite deutlich unter Druck. Wie tut sich die Helvetia mit dem Thema? Wie geht man im Dek- kungsstock damit um? Bayerle: Ja, es ist völlig klar, wenn man so wie in Deutschland die Situation hat, dass man die Versicherungen mit der Zinszusatzreserve zwingt, zu realisieren, dann haben diese natürlich in der Wieder- veranlagung Schwierigkeiten. Dieses Pro- blem haben wir definitiv nicht. Zudem sind wir relativ vernünftig aufgestellt. Aber es stimmt, wir leben in seltsamen Zei- ten. Dass man Strafzinsen zahlen muss, wenn man Geld anlegen möchte, und als institutio- neller Investor gleichzeitig keine Anleihen mehr kaufen kann, da diese im Investment- Grade-Bereich bei einer Laufzeit bis zehn Jah- re ebenfalls Negativzinsen aufweisen, das ist schon paradox. Im Deckungsstock verfügen wir traditionell glücklicherweise über einen sehr schönen Immobilienbestand. Und auch bei Neuveranlagungen sind Immobilien si- cherlich immer noch interessant beziehungs- weise interessanter als hundertjährige öster- reichische Staatsanleihen (lacht). Wir haben zudem einen guten Altbestand auch mit ent- sprechend hoch rentierenden Anleihen. Und im Immobilienbereich findet man in Österreich noch etwas Vernünftiges? Die Preise befinden sich doch bereits auf einem sehr hohen Niveau. Bayerle: Ja, also man findet es nicht im ersten Bezirk. Dort sehen wir Renditen, die eher den Liebhaberwerten entsprechen, aber sobald sie etwas außerhalb des ersten Bezirks sind, fin- den sich noch interessante Objekte mit Ren- diten im Bereich von drei bis vier Prozent. Und man darf nicht vergessen, dass Wien ja sehr stark wächst, dadurch ist auch das Leer- standsrisiko überschaubar. Gibt es aktuell Pläne für neue Produkte im FLV-Bereich? Panhauser: Ja, es ist für die kommenden Mo- nate etwas Neues geplant. Wir wollen damit auf den Umstand reagieren, dass automatische Sicherheitsmechanismen immer stärker nach- gefragt werden. Im Bereich der FLV wollen wir mehr automatische Möglichkeiten bieten, wie man sein Geld für sich arbeiten lassen kann. Genaueres kann ich dazu derzeit noch nicht sagen. Wir werden ja in Kürze eine neue Regie- rung haben. Was würden Sie sich von dieser wünschen? Panhauser: Ich würde mir wünschen, dass man die Altersvorsorge wirklich konsequenter fördert. Die Idee der staatlich geförderten Zukunftsvorsorge war ja grundsätzlich gut. Aber eben nur grundsätzlich, da die Veran- lagungsvorschriften nicht praxistauglich waren. Ich finde, wir bräuchten eine För- derung für jene Menschen, die Pensionska- pital für Pensionsleistungen aufbauen. Die Menschen sollten ermuntert werden, selber etwas zu tun. Bayerle: Natürlich gibt es in Österreich eine gut ausgebaute erste Säule, wie nachhaltig die finanziert ist, ist nicht unser Thema, das ist letztendlich eine politische Frage. Es sollte jedoch durchaus Initiativen dazu geben, dass Leute auf einer privaten Basis auch einen gewissen Anreiz haben, vorzusorgen. Andere Länder – sei es Deutschland oder die Schweiz – haben hier ja bereits Modelle im Einsatz, manches funktioniert besser, manches funktioniert schlechter, man kann davon noch lernen, da muss man das Rad ja nicht neu erfinden. Mein Wunsch wäre jedenfalls, dass man Menschen, die nachweislich für die Pen- sion vorsorgen, irgendwo steuerlich auch in einem gewissen Ausmaß entgegenkommt. Vielen Dank für das Gespräch. GEORG PANKL | FP 167 www.fondsprofessionell.at | 4/2017 Werner Panhauser: „Im Bereich der FLV wollen wir mehr automatische Möglichkeiten bieten, wie man sein Geld für sich ar- beiten lassen kann.“ » Ich würde mir wünschen, dass man die Altersvorsorge wirklich konsequenter fördert. « Werner Panhauser, Helvetia AK TUE L L ER H I NWE I S : Verpassen Sie nicht den Vortrag der Helvetia Versicherung am FONDS professionell KONGRESS , Wien, 7. und 8. März 2018 Anmeldung: www.fondsprofessionell.at
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