FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2017

wir nicht. Allerdings kann ich sagen, dass wir, obwohl wir im Vergleich nur ein kleines Unternehmen sind, einer der größten Lehr- lingsausbilder in der Versicherungswirtschaft sind. Viele unserer Vertriebsmitarbeiter sind hier quasi beruflich auf die Welt gekommen und im Außendienst sehr erfolgreich. Es gibt aber auch viele Beispiele von Mitarbeitern, die nachher Makler geworden sind. Für Neueinsteiger wird es angesichts der Flut an neuen regulatorischen Themen allerdings auch nicht gerade attraktiver, in die Branche einzusteigen … Bayerle: Ja, da hört man eher auf. Panhauser: Also wenn ich daran denke, mit welchem Dokumentationsaufwand, mit wel- chen Haftungsthemen, mit welchem Aus- wahls- und Vergleichsaufwand im Sinne von Best Advice ein kleiner Makler heute schon konfrontiert ist, da wird es in Zukunft sicher nicht leichter. Ab dem nächsten Jahr kommen auf die Branche IDD, Mifid II und Priip zu. Welche Veränderungen erwarten Sie durch die neuen Regularien? Panhauser: Im Bereich des Vertriebs wird es zu einer weiteren Konzentration kommen. Die One-Man-Show wird auch bei den Maklern deutlich schwieriger werden, man merkt daher bereits, dass sich etliche zusammentun und Aufgaben untereinander aufteilen: Da küm- mert sich dann einer um die regulatorische Aufbereitung, der Zweite um die Dokumen- tation, der Dritte um die IT zur Produktvor- auswahl und so weiter. Die zweite Möglich- keit sind große Pools, da gibt es bereits gute Anbieter, an die man sich anschließen kann. Natürlich müssen sich auch die Versicherer Gedanken darüber machen, wie der Vertrieb bestmöglich unterstützt werden kann. Wie könnte diese Unterstützung in der Praxis aussehen? Panhauser: Das fängt bei der einfachen Be- reitstellung von Produktinformationsblättern an und geht bis zu einer möglichst raschen Generierung eines Antrags. Natürlich gehören auch Schulungen und Online-Hilfen dazu. Der Aufwand wird ja in Zukunft auch bei den Versicherungen selbst zunehmen. Mit 170 Fonds stellen Sie eine sehr große Produktpalette bereit. Ab nächstem Jahr könnte der Monitoringaufwand dieser großen Fondsauswahl deutlich steigen – gibt es Pläne, die Auswahl zu ver- kleinern? Bayerle: Also im Moment nein, aber natürlich ist das ein Thema. Es wird ja auch der gesam- te Prozess für die Einführung eines neuen Produkts deutlich komplexer. Unser Vorteil ist, dass wir Teil einer international agierenden Gruppe sind. Gerade auf der Produktseite pro- fitieren wir sehr davon. Für kleinere Versiche- rungsunternehmen wir es allerdings weitaus schwieriger. Auf der regulatorischen Seite sprechen wir ja nicht nur von IDD, wir haben ja eine Unzahl von Regulierungen, die ohne- hin schon bestehen, und es kommen laufend neue hinzu. So wird etwa auch die Daten- schutzgrundverordnung ab nächstem Jahr gel- ten. Zwar ist Datenschutz auch für uns ein Thema, nur glaube ich, dass wir Versicherer in der Vergangenheit hier eigentlich sehr gut aufgestellt gewesen sind. In den vergangenen Jahren ist der gesamte Finanzsektor stark reguliert worden. Sind die Versicherungen hier zum Teil zu Unrecht mit zum Handkuss gekommen? Bayerle: Natürlich gibt es für diese Regulie- rungen durchaus sehr vernünftige Gründe. Al- lerdings glaube ich schon, dass man teilweise ein bisschen über das Ziel hinausschießt, in- dem man versucht, dieselben Regelungen über ganz Europa zu stülpen. Ebenfalls nur schwer nachvollziehbar ist die Tatsache, dass die Zeit zur Umsetzung der neuen Regularien teilweise schon sehr sportlich bemessen ist. Ich nehme jetzt nur mal die IDD als Beispiel: Wie Sie wissen, haben wir bis dato in Öster- reich keine Umsetzungsgesetze. Da geht es allerdings um neue Regelungen, die natürlich IT-Relevanz haben. Da erwartet sich der Gesetzgeber dann offenbar, dass die Versiche- rungen quasi auf ein Fingerschnippen hin ihre IT-Systeme ändern können. Da würde ich mir schon etwas mehr Realitätsbezug wünschen. Inwieweit spürt die Helvetia die stei- genden Kosten, die aus der Regulierung resultieren? Bayerle: Natürlich stehen alle Versicherungen unter dem dauernden Druck, entsprechend mit Kostensätzen runterzukommen. Alle müssen deutlich effizienter werden, dementsprechend schreitet die Konsolidierung weiter voran. Wir fonds & versicherung I andreas bayerle und werner panhauser | helvetia 166 www.fondsprofessionell.at | 4/2017 » Allerdings kann ich sagen, dass wir, obwohl wir im Vergleich nur ein kleines Unternehmen sind, einer der größten Lehrlingsaus- bilder in der Versicherungs- wirtschaft sind. « Mag. Andreas Bayerle, Helvetia Foto: © Marlene Fröhlich | Lux und Lumen Mag. Andreas Bayerle: „Natürlich stehen alle Versicherungen unter dem dauernden Druck, entsprechend mit Kosten- sätzen runterzukommen. Alle müssen deutlich effizienter werden.“

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