FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2017
bis auf zehn Euro bewegen. Aber 12 bis 14 Euro, die in manchen Projekten auch in mitt- leren Lagen kalkuliert werden, werden sich, glaube ich, auf Dauer nicht halten. Investoren, die an die 14 Euro geglaubt haben, werden froh sein, wenn sie die Wohnung um elf Euro vermieten können. Wie haben sich die Mieten in den ver- gangenen fünf Jahren entwickelt? Großartige Steigerungen haben wir nicht gesehen. Das Mietwachstum lag im Bereich der Inflation. Die Mieten sind in etwa von durchschnittlich 8,10 auf 8,50 Euro gestiegen. Das hängt auch damit zusammen, dass wir in unserem Portfolio viele Objekte in mittleren Lagen haben. Von den besser nachgefragten Häusern innerhalb des Gürtels haben wir nur einen geringen Anteil. Das heißt, die unterschiedlichen Sprünge bei Mieten und Eigentumspreisen … … kommen von den Käufern der Immobilien und nicht von den Mietern, weil die verfüg- baren Nettoeinkommen in den vergangenen Jahren nur minimal gestiegen sind. Deshalb haben sich die Kaufpreise von den Mietprei- sen entkoppelt. Experten, die sich mit der Urbanisierung beschäftigen, sagen, dass die Menschen, die sich die Stadt nicht mehr leisten kön- nen, hinausgedrängt werden, wo es keine gute Infrastruktur gibt. Wer aber in der Stadt leben will, muss einen Zweit- oder Drittjob annehmen, um sich die Miete leisten zu können. Dabei wird oft auf große Metropolen wie London oder New York verwiesen, wo das bereits so sein soll. Ist das auch in Österreich denkbar? Da muss man die Kirche im Dorf lassen. Un- ser System ist anders. In Mitteleuropa ist der Geist der sozialen Marktwirtschaft so verfes- tigt, dass solche Exzesse nicht zu erwarten sind. Der geförderte Wohnbau, den es in Lon- don überhaupt nicht gibt, steuert dagegen. Wie sehen Sie den Büromarkt? Läuft der anders als der Wohnungsmarkt? Die Entwicklung ist bei den Büros ähnlich, vor allem in jüngster Zeit. Zwischendurch befand sich der Bürosektor im Dornröschen- schlaf. Es gab kaum Investments und wenig internationale Investoren auf dem österreichi- schen Markt. Jetzt sind wir so weit, dass offensichtlich auf der ganzen Welt ein un- glaublicher Investmentbedarf herrscht, sodass sich auch ausländische Investoren in Öster- 145 www.fondsprofessionell.at | 4/2017 bin ich sprachlos“ » Die verfügbaren Nettoeinkommen sind nur minimal gestiegen. Deshalb haben sich die Kaufpreise von den Mieten entkoppelt. « Mag. Peter Karl, Erste Immobilien KAG
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