FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2017
86 www.fondsprofessionell.at | 3/2017 eines:Eswirdextremschwierigwerden,ausder derzeitigenSituationwiederherauszukommen. EsgabschonmehrfachSituationen,indenen mangedachthat,dieMärkteseienjetztbereit fürdenRückzugderZentralbanken.Aberimmer wennmandenEindruckhatte,dieAusgangstür seinähergerückt,kameszueinemneuen EreignisandenMärkten,dasdiesenRückzug unmöglichgemachthat.AusdiesemGrund scheintmirdieErkenntniswichtig,dassdie PolitikderZentralbankenmehrundmehrpoli- tischeBedeutungbekommenhat.Wennichdas aufEuropabeziehe,dannstehenheuteals NächstesdieWahleninDeutschlandvorderTür, danachistItalienanderReihe.IndenUSAist esDonaldTrump,derfüreinkaumnocheinzu- schätzendesUmfeldsorgt.OdernehmenSiedie Bedrohung,diederzeitvonNordkoreaausgeht. Alldasführtinsgesamtzueinemextremfragilen Umfeld.Deshalbistesfasteinweniggefährlich, ausschließlichaufdasAgierenderZentralban- kenabzustellen.DaswissenauchdieZentral- banker,unddasmachtihreAufgabenichtgerade einfacher.Heuser: Zumal im kommenden Jahr die Ent- scheidung über die Zukunft von Janet Yellen oder eben einen Nachfolger ansteht. Gebhardt: Nichtnurdas.VorKurzemist StanleyFisherzurückgetreten,undimJahr 2019stehtdiePositionvonMarioDraghi zurDisposition.Sokommtzueinemanste- hendenWechselinderZentralbankpolitik dieAuswechslungvonwichtigemPersonal indenZentralbankenhinzu,wasunter UmständennatürlichauchmiteinerVerän- derungdesjeweiligenPolitikstilsinnerhalb derentsprechendenNotenbankeinhergehen wird.DasistausmeinerSichteinwichtiger Grunddafür,dassZentralbankenextrem vorsichtigsindbezüglichdessen,wasund wiesiekommunizieren.Dennwassieauf keinenFallwollen,dasisteineIrritationder Märkteundeinedamiteventuellansteigende Volatilität.Heuser: Herr Sternbach, für Sie scheint es sehr viel weniger relevant zu sein, was für geldpolitische Entscheidungen getrof- fen werden? Moni Sternbach (GLG Partners): Das stimmtaufjedenFall,denndieEntscheidun- genvonZentralbankenspielenfürmichals Long/Short-ManagerineuropäischenMid undSmallCapsnichtwirklicheinesoent- scheidendeRolle,wiedassicherfürdie meistenanderenTeilnehmerhieramTischder Fallist.IchhabeselbstWirtschaftanderUniin Cambridgestudiert,undichhabemichzeitweise sehrintensivmitdenPrognosenvonÖkonomen undWissenschaftlernauseinandergesetzt,weil auchichwissenwollte,wiesichdieWirtschaft unddieBedingungenfürUnternehmenver- ändernwürden.AberichmussIhnensagen: MeineErfahrungist,dassdas,wasmanzu einembestimmtenZeitpunktliest,mitdemBlick nachvornedurchausSinnergibt.AberwennSie esdannzehnJahrespäternocheinmallesen, dannkommenSieinallerRegelzudem Schluss,dassdasalleseigentlicheherMüllge- wesenist,wasSiedamalsmitgroßemInteresse gelesenhaben.AlldiesePrognosensindhäufig soweitvondertatsächlichenRealitätentfernt, dassichmichschonlangevonderKristallkugel verabschiedethabe.FürmichalsFondsmanager vonUnternehmenmitkleinerbeziehungsweise mittlererMarktkapitalisierungundeinemnur geringenoderoftgarkeinemNettoexposureist essehrvielsinnvoller,michaufdieFundamen- taldatendereinzelnenUnternehmenzukonzen- trieren,indieichinvestiere.Essinddieaktien- spezifischenElemente,diedieEntwicklungmei- nesFondsbestimmen.EinzelneMeetingsmit demManagementvonUnternehmensindfür michwichtig,abernichtdieallgemeinewirt- schaftlicheEntwicklung,zumaldieDaten,die maninderRegelbekommt,oftschonaltoder ohnehinaufdieVergangenheitgerichtetsind.Sauren: Welche Informationen sind für Sie relevant? Sternbach: Ichverlassemichlieberaufsehrviel aktuellereDaten,dieichdirektvondenUnter- nehmenselbstbekomme.WirerhaltenzumTeil monatlicheDaten,dieeinbesseresBildvonder EntwicklungderWirtschaftermöglichenalsvie- lerückwärtsgewandteMakrodaten.EinBeispiel istdiedeutscheMid-Cap-GesellschaftBrenntag, dieaufdenHandelvonChemikalienspezia- lisiertist.ZubestimmtenZeitenveröffentlicht dasUnternehmenaufdenTagbezogeneErtrags- datenundHandelsvolumina,imGrundeein Echtzeitindikator,woraussichsehrvielbessere RückschlüsseaufdieaktuelleEntwicklungder Wirtschaftziehenlassenalsausirgendwelchen Makrodaten.Deswegenbinichkeinwirklich guterRatgeber,wasdiekünftigeGeldpolitik angeht. Stefan Böttcher (Charlemagne Capital): Das dürftefürmichinähnlicherWeisegelten.Um ehrlichzusein:MirraubenÜberlegungenüber denweiterenVerlaufderGeldpolitikinderWelt nichtdenSchlaf.DenndieMärkte,indiewir investieren,führeneineArtInseldaseinundsind inderRegelweitentferntvonderBesessenheit überdieNotenbankpolitik,wiesiediegroßen Aktienmärkteprägt.ImGrundeexistiertkeine KorrelationzwischendenFrontierMarkets,in denenwiranlegen,unddengroßenKapital- märktenindenUSA, EuropaoderAsien.Die meistenMärkte,indenenichinvestiertbin,füh- renimGrundeeinvollkommeneigenesLeben, zumalderAnteilausländischerInvestorenoft wenigeralsfünfProzentbeträgt.Daherfindet mantypischerweisedieattraktivstenMärktein BezugaufderenPerformancegenausowieauch Bert Flossbach: „Wir befinden uns in einem sehr seltsamen Umfeld sehr niedriger Zinsen und großer Fehlallokationen in den Anleihenmärkten.“ Foto: © Christoph Hemmerich » Sollte es zu einem stärkeren Anstieg des Goldpreises kommen, dann wäre das kein gutes Zeichen. « Bert Flossbach, Flossbach von Storch roundtable I sauren
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