FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2017

Jain: Wir sind deutlich untergewichtet in indischen Aktien. Der dortige Markt ist aus meiner Sicht vergleichsweise hoch bewertet, zu teuer für das Gewinn- wachstum, das man als Investor dafür im Gegenzug erhält. Vor allem für in- dische Konsumwerte bezahlt man heute einen Preis, der uns zu hoch erscheint, auch wenn die Investmentthese sicher nach wie vor stimmt, dass gerade in be- völkerungsreichen, armen Ländern, die auf dem Weg zu höherem Wohlstand sind, insbesondere der Konsum anzie- hen sollte. Weitere Untergewichtungen fahren wir in Märkten wie Indonesien und Thailand, aber auch in der Türkei und Südafrika. Vielleicht stehen wir manchmal etwas zu früh auf der Ver- käuferseite. Aber gerade in den Emer- ging Markets ist es schwer, einen Markt genau zu timen. Und in der Vergangen- heit hat sich eine durchgängige Kon- sequenz in Bezug auf Investmentent- scheidungen meistens ausgezahlt. Heuser: Setzen Sie bewusst Schwerpunk- te in Bezug auf die Branchengewichtung? Jain: Die Unterschiede zwischen den einzel- nen Ländern, in die wir investieren, sind zu groß, als dass man einen solchen Fonds aus der Perspektive einer bestimmten Branchen- über- oder -untergewichtung managen könnte. Daher ist die Branchenaufteilung eher eine Art zufälliger Ausfluss der Entscheidungen in Bezug auf einzelne Aktien. Insgesamt ergibt sich daraus im Moment eine deutliche Übergewichtung von Fi- nanztiteln, aber auch Versorgern und Konsumwerten. Heuser: Und Ihre weitere Prognose für Emerging-Markets-Aktien? Jain: Die Schwellenländer im Allge- meinen haben aus der schwierigen Zeit, die sie in den vergan- genen fünf oder sechs Jahren durchgemacht haben, herausgefunden. Es wird Sie nicht ver- wundern, dass ich für die nächsten drei bis fünf Jahre mit einem besseren Ergebnis in den Emerging Markets rechne, als es die großen Kapitalmärkte der entwik- kelten Länder abliefern werden. Den- noch sollte man eines nie vergessen: Aufgrund der Diversität der verschie- denen Länder und der zum Teil wenig berechenbaren Strukturen muss man immer mit Schwüngen von einem Extrem ins andere rechnen. Daher wird auch künftig eine Buy-and-Hold-Strategie in den Schwel- lenländern nicht gut funktionieren. Für uns als ganz klar auf aktives Management ausgerich- teten Investor kann das nur von Vorteil sein. Vielen Dank für das Gespräch. HANS HEUSER | FP » Eine Buy-and-Hold-Strategie in den Schwellenländern wird auch künftig nicht gut funktionieren. « Rajiv Jain, GQG Partners Rajiv Jain: „Die Schwellenländer haben aus der schwierigen Zeit der vergangenen fünf oder sechs Jahre herausgefunden.“ 52 www.fondsprofessionell.at | 3/2017 markt & strategie I fondsmanager im kreuzverhör Analystenurteil: „Ein neuer Fonds als Option für ein Investment in den Emerging Markets“ Rajiv Jain ist ein renommierter Portfoliomanager, der mit seinem aktiven Ansatz während seiner Tätigkeit bei Von- tobel Asset Management (1994–2016) einen erfolgrei- chen Track Record aufbauen konnte. Er gilt als versierter Stockpicker, der in der Lage ist, durch seine Einzeltitel- auswahl einen Mehrwert für die Anleger in seinen Fonds zu schaffen. Wie viele andere erfolgreiche Portfolioma- nager vor ihm gründete Jain im Jahr 2016 seine eigene Investmentgesellschaft (GQG Partners), in der er heute als Vorstandsvorsitzender, Leiter der Kapitalanlage (CIO) und Portfoliomanager des am 15. Februar 2017 aufgelegten GQG Partners Emerging Markets Equity Fund tätig ist. Für Anleger, die von Jain aufgrund seiner vorherigen Erfolge überzeugt sind, ist der GQG Partners Emerging Markets Equity Fund (IE00BDGV0L82) sicherlich eine gute Anla- gemöglichkeit. Aber auch diese Investoren sollten die Wertentwicklung des Fonds im Zeitablauf sehr genau ana- lysieren, denn die guten Leistungen eines Fondsmanagers sind nur bedingt in ein neues Umfeld übertragbar. Dies gilt vor allem dann, wenn der Portfoliomanager – wie in diesem Fall – auch noch organisatorische Aufgaben in der Gesellschaft übernimmt, die ihn zusätzlich zu seiner Tätigkeit als Portfoliomanager belasten. Darüber hinaus muss der Portfoliomanager es schaffen, die Rahmenbe- dingungen seines alten Arbeitgebers (Analysten, Port- foliomanagementsysteme, Wertpapierhandel etc.) in der neuen Gesellschaft aufzubauen, damit er auch hier ent- sprechend agieren und seine Leistungen wiederholen kann. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass jeder Fondsmanager, der seine eigene Gesellschaft gründet, bestrebt ist, sein altes Umfeld nachzubauen und es an den von ihm identifizierten Schwachstellen zu verbessern, um seine Ergebnisse aus der Vergangenheit wiederholen oder sogar übertreffen zu können. Da dies aber nicht jedem Manager gelingt, müssen die Anleger die Entwick- lung der Fonds und der Gesellschaft genau beobachten. Für den GQG Partners Emerging Markets Equity Fund bedeutet dies, dass Anleger, die den Anlagestil von Jain kennen und mögen, schon heute in den Fonds investieren können, während alle anderen erst einmal abwarten soll- ten, wie sich der Fonds in den ersten 12 bis 18 Monaten sowohl hinsichtlich des verwalteten Vermögens als auch in Bezug auf die absolute und relative Performance ent- wickelt. Generell positiv anzumerken ist, dass die Gesamt- kostenbelastung des GQG Partners Emerging Markets Equity Fund auf 1,80 Prozent begrenzt ist, was im Ver- gleich zu vielen anderen Aktienfonds, die in Schwellen- länder investieren, günstig erscheint. GQG Partners EM Equity Fund ISIN: IE00BYW5Q130 Agio: max. 5 % Verwaltungsgebühr: 1,5 % p.a. Erstausgabedatum: 15.2.2017 Fondsmanager: Rajiv Jain, GQG Partners Feb. 2017 März April Mai Juni Juli Aug. 9,27 9,90 10,53 11,16 11,78 12,41 USD GQG Partners Emerging Markets Equity Fund Alle Fotos: © Brian Immke | Adept Studios KREUZ VERHÖR

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