FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2017
Emerging Markets reduziert hat. Denn ich habe schon immer auch globale Aktienportfolios gemanagt. Ein Nach- teil war es sicher nicht, dass ich inner- halb dieser Branche schon eine gewisse Bekanntheit erreicht hatte. Das hat durchaus geholfen, unser neues Unter- nehmen aufzubauen. Wir haben immer- hin in den ersten neun Monaten unseres Bestehens schon 250 Kunden gewinnen können und managen heute bereits ins- gesamt 7,8 Milliarden US-Dollar in ver- schiedenen Mandaten, nicht nur in den Schwellenländern. Die Hälfte dieser Gelder stammt allerdings von Kunden, die mich oder mein Team vorher noch gar nicht kannten. Heuser: Was zeichnet Ihre neue Gesellschaft aus Ihrer Sicht beson- ders aus? Jain: Ich glaube, dass wir, wenn auch wahrscheinlich nicht alles, aber doch einiges richtig gemacht haben bei der Aufstellung der neuen Gesellschaft. Dazu gehört zum Beispiel, dass wir bereits ein Team von 15 Leuten an Bord hatten, be- vor wir überhaupt einen Penny an Kunden- geldern entgegengenommen haben. Ich beto- ne das deshalb, weil eines unserer Ziele war, aus früher gemachten Fehlern zu lernen. Des- halb stand für uns nicht im Vordergrund, mög- lichst schnell möglichst viele Assets zu gene- rieren. Wir wollten vielmehr eine wirklich professionelle Aufstellung, und ich glaube, das haben wir erreicht. Heuser: Aber was unterscheidet Ihr Unter- nehmen von anderen Gesellschaften? Jain: Wir nehmen schon für uns in Anspruch, dass wir über eine durchaus eigene Unter- nehmenskultur mit einem besonderen Fokus auf die dem Kunden abgelieferte Performance verfügen. Heuser: Das behauptet aber nahezu jeder Gründer einer neuen Investmentgesell- schaft. Jain: Das ist mir schon bewusst, aber ich glaube, wir können durchaus belegen, dass wir diesem Anspruch gerecht werden. Dazu gehört zum einen, dass ich als Gründer be- wusst einen erfahrenen Mann wie Tim Carver als CEO ins Unternehmen geholt habe, der bereits den Aufbau von ungefähr einem Dut- zend Start-ups geleitet hat, um mich selbst in meiner Rolle als Chief Investment Officer ausschließlich dem Fondsmanagement wid- men zu können. Ich bin der Ansicht, dass man als durchschnittlicher Manager eines Invest- mentfonds keine wirkliche Existenzberech- tigung hat, wenn man nicht in der Lage ist, einen simplen Index outzuperformen. Ich selbst bringe über 20 Jahre Erfahrung als Emerging-Markets-Manager mit und habe in dieser Zeit zehn Bärenmärkte mit Kursrück- gängen von 20 Prozent miterlebt, drei davon sogar mit Kursverlusten von 50 Prozent. Und auch wenn das Erfahrungen sind, die ich nicht nur anderen voraus habe, sondern aus denen ich auch einiges gelernt habe, würde ich den- noch einräumen, dass ich nur so viel vorher- sagen kann: Wir werden Jahre haben, in de- nen wir underperformen, aber wir werden genauso Jahre haben, in denen wir outper- formen. Zumindest werden wir alles tun und wirklich tief graben, um ein gutes Ergebnis für unsere Anleger abzuliefern. Wir wissen eines sehr genau: Wenn ein Anleger uns sein Geld anvertraut, dann ist das sein Vermögen, seine Altersvorsorge oder Geld für die Aus- bildung seiner Kinder. Um das nicht aufs Spiel zu setzen, haben wir einige Mechanismen installiert, die Sie bei anderen Gesell- schaften nicht unbedingt finden werden. Heuser: Welche sind das konkret? Jain: Zunächst einmal die Tatsache, dass unsere Mitarbeiter eine Unterneh- mermentalität mitbringen, weil sie am Erfolg des Unternehmens beteiligt sind. Außerdem erwarten wir von un- seren Leuten, dass sie den größten Teil ihres eigenen Vermögens in unseren Fonds anlegen, um ihre Interessen und die unserer Kunden in Einklang zu bringen. Und drittens darf niemand in der Firma auf eigene Rechnung traden. Mit diesen Prinzipien haben wir sehr er- fahrene Mitarbeiter von großen und kleinen Investmentgesellschaften für uns gewinnen können, die zu unseren Grundsätzen passen. Heuser: Was allerdings auffällt, ist, dass Ihr Team zwar neben Ihnen als dem Fonds- manager acht Analysten und zwei Trader umfasst, aber dass es keinen Risikoma- nager gibt. Widerspricht das nicht Ihrem hohen Anspruch? Jain: Keineswegs! Denn ich bin mein Risiko- manager, und zwar zu jeder Zeit. Meine Er- fahrung sagt mir, dass nur der Portfolioma- nager selbst ein wirklich guter Risikomanager sein kann. Wenn Sie im Jahr 2008 in Aktien von Freddie Mac, Fannie Mae oder AIG in- vestiert waren, dann hat Sie auch ein eigens eingesetzter Risikomanager nicht vor immen- sen Verlusten bewahrt. Meiner Ansicht nach muss ein gut funktionierendes Risikomanage- ment tatsächlich in den Investmentprozess integriert sein. Wenn man sich auf Personen verlässt, die nicht integriert sind, oder gar auf entsprechende Risikomanagementsysteme setzt, dann läuft man Gefahr, nicht nach vorn zu schauen, sondern zurück auf historische Korrelationen, die einem ein falsches Gefühl für Sicherheit vermitteln. Das gilt im Übrigen auch für das Hinterfragen von allzu einfachen Formeln wie „disziplinierter Ansatz“ oder „Wir setzen auf Stabilität“. Rajiv Jain: „Wir werden Jahre haben, in denen wir underperformen, aber wir werden genauso Jahre haben, in denen wir outperformen.“ 48 www.fondsprofessionell.at | 3/2017 markt & strategie I fondsmanager im kreuzverhör KREUZ VERHÖR » Ich habe insgesamt zehn Bärenmärkte mit Kursrückgängen von 20 Prozent miterlebt, drei davon sogar mit Kursverlusten von 50 Prozent. « Rajiv Jain, GQG Partners Alle Fotos: © Brian Immke | Adept Studios
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