FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2017

gen abgebildet sein. Das heißt, da sitzen dann Leute und schauen, was sie in den Vertrag hineinschreiben müssen. So was kann nicht automatisiert sein. Zweitens sehen wir uns die großen Sparprodukte an. Die kann man sehr stringent und einfach durchorganisieren. Da sind zu viele „Schlauferln“ eingebaut worden, weil man gesagt hat, da verkaufen wir mehr oder an andere Kundengruppen. Drittens beschränken wir uns darauf, nur Wertpapiere der Union Investment zu verkaufen. Ist die Kooperation mit Union Invest- ment im ganzen Verbund exklusiv? Ja, wir vertreiben keine anderen Produkte. Nur das Private Banking macht weiterhin eine umfassende Beratung und stellt eine größere Produktpalette zur Auswahl. 2016 hatten Sie mit Fondsprodukten einen Bruttoneuabsatz von 530 Millionen Euro. Gibt es Ziele für das Jahr 2017? Schon im ersten Halbjahr waren es brutto 520 Millionen, netto 280. Damit werden wir deut- lich über dem Ziel von plus zehn Prozent lie- gen. Die Steigerungen in unserem Provisions- ergebnis kommen sehr stark aus demWertpa- pierbereich. Zwei Produkte steigern wir sub- stanziell: den Verkauf von Wertpapieren, und das zweite ist der Teambankkredit. Wir ver- kaufen keine Konsumentenkredite mehr auf die eigenen Bücher, sondern nur noch den der Teambank; auch da haben wir zweistellige Zuwachsraten im ersten Halbjahr. Das Seg- ment Konsumentenkredite ist ja sehr aufwen- dig, allein was das Risk Management betrifft. Ihre Fondssparplankampagne startete genau vor einem Jahr mit einem Plus von 30 Prozent in vier Monaten. Wie hat sich das weiter entwickelt? Es hat sich etwas abgeflacht. Wir hatten davor ja wenige Sparpläne. Das Relative ist immer schön, wenn das Absolute niedrig ist (lacht). Die Sparpläne sind im Halbjahr von 30.000 auf 41.000 gestiegen. Gibt es ein Ablaufdatum bei der Union- Investment-Kooperation? Es besteht eine gegenseitige Bindung auf fünf Jahre. Gekommen ist das ja aus dem Verkauf der Volksbank Invest KAG ( 2015, Anm.) . Ver- bunden damit war eine Vertriebsvereinbarung. Ich gehe davon aus, dass wir verlängern wer- den. Die Kooperation funktioniert ausgezeich- net. Das gilt auch für den Teambankkredit. Die Teambank ist wie die Union Investment eine Tochter der genossenschaftlichen deut- schen DZ-Bank ( ex-ÖVAG-Aktionärin, Anm. ). Die wissen, wie man sektorale Kunden betreut. Das ist eine echte Erfolgsstory. Sie müssen 300 Millionen Euro Partizi- pationskapital bis 2023 an den Staat zu- rückzahlen, wollen es aber früher schaf- fen. Wie viel ist schon zurückgeflossen? Wir wollen es bis 2020 schaffen und haben schon 60 Millionen zurückgezahlt. Wir müss- ten erst bei 15 Millionen Euro sein. Es sieht ganz gut aus. 2015 war Restrukturierungsjahr, 2016 Fusionsjahr, 2017 beginnen wir Kosten, Prozesse und die Filialstruktur anzugreifen. Wir haben mehr als 30 Millionen Euro im Halbjahr verdient. Noch vor zwei Jahren waren wir eine Sanierungsbank. Wir haben von Moody’s und Fitch heuer ein Investment- Grade-Rating bekommen. Erst ein halbes Jahr nach dem Invest- ment-Grade-Rating wurde eine Anlei- henemission angekündigt… Das hat mit unserer Liquiditätssituation zu tun. Wir sind eine reine Retail- und KMU- Bank. Dadurch kommen sehr viele Kunden- passiva herein. Wir wachsen heuer auf der Passivseite um einen dreistelligen Millionen- betrag, weil die Leute ihr Geld einlegen – hauptsächlich über Giro. Man geht aus dem gebundenen Sparen raus, weil man eh nichts mehr bekommt, und in Giro hinein. Unsere Loan-Deposit Ratio im Verbund ist 100. Das heißt, wir können alle unsere Kredite mit Ein- lagen refinanzieren. Und unsere Kredite au- ßerhalb Österreichs machen einen kleinen An- teil von fünf Prozent aus. Wir haben bis jetzt keine Ausleihungen gebraucht. Jetzt gibt’s aber die massiv diskutierte MREL Ratio ( Banken müssen für den Abwicklungsfall eine individuelle Menge an Eigenmitteln und wan- delbarem Fremdkapital bereithalten, Anm. ). bank & fonds I gerald fleischmann | volksbank wien 210 www.fondsprofessionell.at | 3/2017 » Wir haben noch keine Anleihen emittiert, werden aber aufgrund der MREL-Erfordernisse wie alle Banken dazu gezwungen sein. « Gerald Fleischmann, Generaldirektor der Volksbank Wien Foto: © Günter Menzl Gerald Fleischmann Gerald Fleischmann studierte Technische Mathematik an der TU Graz. Seine Bankenlaufbahn begann 1994 in der Giro Credit, die in den 1990er-Jahren in Teilen in der Bank Austria und in der Erste Bank der österreichischen Spar- kassen aufging. Nach mehreren Stationen – unter ande- rem bei Erste Bank und Erste Group – wurde er 2014 Vorstandsvorsitzender der Salzburger Sparkasse AG. 2015 wechselte Fleischmann zur Volksbank Wien-Baden AG und arbeitet seitdem daran, den Sektor nach dem ÖVAG- Debakel umzustrukturieren.

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