FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2017

der Zeitpunkt, wenn der Kunde genug ver- dient und sich um eine Wertpapierberatung umschaut. Wenn da eine gute Betreuung ge- lingt, sind die Kunden treu. Deswegen glaube ich nicht daran, dass sich die Marktanteile in Österreich groß verschieben werden. Deshalb muss man auch die Effizienz steigern. Stichwort Effizienz. Ihre Cost-Income Ratio liegt bei rund 78 Prozent. Sie soll auf 60 Prozent schrumpfen … Unser Ziel ist, dass wir 2020 bei 60 Prozent sind. Da sind wir dann wahrscheinlich noch immer etwas über dem österreichischen Schnitt. Ich gehe davon aus, dass dieser dann zwischen 50 und 60 Prozent liegen wird. Wobei wir eine sehr weite Reise nach unten haben. Wir waren im Vorjahr noch auf 90. Welche Maßnahmen sollen den Haupt- anteil am Rückgang leisten? Ich glaube wie gesagt nicht, dass man groß Marktanteile verschieben kann. Die Cost- Income Ratio können wir nur senken, indem wir auf der Kostenseite runter kommen, und nicht, indem wir auf der Ertragsseite so viel mehr zusammenbringen. Im Halbjahr haben wir durch die Fusionen die Kosten im Ver- gleich zum Vorjahr um 19 Millionen Euro reduziert. Das zweite Thema ist ein wenig langwieriger: Wir sind dabei, alle Prozesse innerhalb des Volksbankenverbundes zu ver- einheitlichen. Ein Wohnbaukredit muss in Vorarlberg gleich funktionieren und abge- wickelt werden wie in Wien. Zahlungsverkehr und Wertpapierabwicklung wurden schon gebündelt in der „VB-Services“. Der Volksbankenverbund war dadurch geprägt, dass er aus unabhängigen Banken bestand. Jeder hat seine eigenen Produkte kreiert, ist damit direkt ins Rechenzentrum gegangen und hat sich das programmieren lassen. Früher war es im Verbund wichtig, dass jedes System „mandantenfähig“ ist, also jeder seine eigenen Einstellungen vornehmen kann. Jetzt bauen wir das zum Gegenteil um. Wir haben den sogenannten Mustermandan- ten: Aus 60 wird einer. Es gibt nur eine IT- Plattform und auf dieser wiederum die glei- chen Parameter für alle. Das dritte große The- ma, an dem aber alle Banken arbeiten, ist die Vereinheitlichung und Vereinfachung der Pro- dukte. Unsere Produkthandbücher sind viel zu dick. Eine Bank für Privatkunden und KMU müsste mit rund 50 Produkten auskommen. Welche Produkte streichen Sie? Etwa Ausprägungen in den Krediten. Sie kön- nen sich gar nicht vorstellen, wie viele wir da haben. Bei Bindungen an einen Indikator wie den Euribor gab es 20 bis 30 Ausprägungen, und das kostet einfach Ressourcen. Jede ein- zelne Kreditanbindung muss ja in den Verträ- 209 www.fondsprofessionell.at | 3/2017 » Die Marktanteile in Österreich werden sich nicht groß verschieben. Die Effizienz können wir daher nur verbessern, indem wir auf der Kosten- seite runter kommen. « Gerald Fleischmann, Generaldirektor der Volksbank Wien sten weiter hinunter “

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