FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2017
197 www.fondsprofessionell.at | 3/2017 Interessant punkto Streuung: Manager Guil- laume Brisset legt neben bekannten globalen Titeln auch französische Werte ins Portfolio, die unter dem Radar internationaler Analysten und Brokerhäuser durchfliegen. Darunter gro- ße CRCAM-Anlagezertifikate: Dahinter ver- bergen sich die 39 regionalen Genossenschaf- ten der Crédit Agricole. Einige davon haben hohe Solvabilitäts- und Liquiditätskennzahlen sowie Businesspläne, die vom Tiefzinsumfeld abgekoppelt sind. „Das ist wirklich eine Grundsatzinvestition. Hochrentabel, Dividen- den zwischen fünf und sieben Prozent, aber wenig beachtet und daher unterbewertet“, sagt Patrick Linden, Managing Director der Rou- vier-Niederlassung in Deutschland. 1986 gegründet, verwaltet Rouvier derzeit rund 1,2 Milliarden Euro. Die Fondsmanager sind am Gesellschaftskapital beteiligt, die Mit- arbeiter am Unternehmensgewinn. „Wir sind keine Blackbox, wir hatten noch nie Perfor- mance Fees, und wir brauchen nicht dauernd neue Fonds, damit wir Kunden gewinnen. Statt dessen bieten wir einen langen Track Re- cord und ein Managementteam, das dauerhaft verantwortlich ist“, so Linden. Übernahme- angebote größerer Firmen gebe es öfter, sagt Brisset. Aber: „Die Unabhängigkeit ist für uns der zentrale Vorteil.“ Drei der vier Fonds von Rouvier sind in Österreich zugelassen. Die ersten institutionellen Kunden sind bereits an Bord, erfährt man. Klein, aber schön Nur einen einzigen Fonds hat hingegen die Pariser Boutique Gemway Assets: den auf Schwellenländer spezialisierten Aktienfonds „GemEquity“. Der trägt dafür fünf Morning- star-Sterne. Damit ist Gemway ein Beweis, dass „Small is beautiful“ in der Fondsbranche noch nicht ganz ausgedient hat. Das verwal- tete Vermögen liegt bei nur 245 Millionen Euro. Auch österreichische Dachfondsmana- ger haben sich zuletzt engagiert. Nach der mehrjährigen Flaute der Emerging Markets sei das Investoreninteresse wieder da, so Bru- no Vanier und Michel Audeban, Gründer des börsennotierten Unternehmens. Vanier, Fondsmanager und Präsident von Gemway, setzt auf Unternehmen, die von der reicher werdenden Bevölkerung in den Schwellenmärkten profitieren. „Jedes Jahr wächst in den Emerging Markets die Mittel- klasse um bis zu 70 Millionen Menschen. Das ist, als ob jährlich ein neuer Markt in der Grö- ße Frankreichs dazukommt“, so Vanier. Bran- chen wie Konsum, Technologie und Internet stehen im Fokus. „Als Europäer hat man kei- nen Eindruck davon: Technologie ist in Märk- ten wie China ein viel wichtigeres Thema als bei uns“, sagt Vanier, der lang in Asien lebte. China könnte Gemway übrigens zu einem weiteren Fonds motivieren: Kürzlich kündigte Peking die Öffnung des 8,5 Billionen Euro schweren Bondmarktes für Ausländer an. Ob man wirklich einen Anleihenfonds aufsetzt, sei aber auch eine Frage des Personals, so Gemway-Generaldirektor Audeban. Sein Auf- ruf: „Wenn wir ein geeignetes Anleihenteam finden, schlagen wir zu.“ Die „große Ausnahme“ Von den neuen Franzosen hebt sich nur OFI Asset Management als Riese mit institu- tionellem Hintergrund ab: OFI AM entspringt dem Versicherungssektor und ist mit 68 Mil- liarden Euro verwalteten Kundengeldern einer der größten Asset Manager Frankreichs. Den Vertrieb im deutschsprachigen Raum überlässt OFI der Partnerin Bremer Kreditbank (BKB). OFI ist nicht zuletzt wegen des Trendthe- mas Ethik ein Hingucker: Die Gesellschaft gilt als viertgrößter SRI-Manager (Socially Responsible Investments) Frankreichs. So- eben bastelt man an einem Fonds, der in euro- päische Unternehmen investieren soll, die sich auf Energiewende, Ressourcenschutz und Schutz des Menschen konzentrieren, erfuhr FONDS professionell. In Österreich und Deutschland werden zunächst nur Fonds mit Fokus auf börsennotierte Assets verkauft, wenngleich OFI auch Gesellschaften für Assets wie Immobilien, Infrastruktur oder alternative Anlagen unterhält. OFI wurde in den 1970ern von und für Ver- sicherungsgesellschaften gegründet und ver- waltet hauptsächlich institutionelle Gelder – auch jene der Eigentümer aus der Versiche- rungsbranche. EDITH HUMENBERGER-LACKNER | FP Guillaume Brisset, Rouvier Associés: „Unabhängigkeit ist für uns der zentrale Vorteil.“ Die neuen Fondsgesellschaften im Überblick Verwaltetes Vermögen: Kurzbeschreibung: Fondspalette: Ansprechpartner: Telefon: E-Mail: Anschrift: Finaltis 26 Millionen Euro Finaltis setzt auf institutionelle Kunden ebenso wie auf private Anleger. Volatili- tätsmanagement hat einen hohen Stel- lenwert. Im Leistungsspektrum führt die 2001 gegründete Gesellschaft auch Private Banking an. 3 Aktienfonds Mark Grobien +33/1/55 27 27 00 mgrobien@finaltis.com 63, avenue des Champs-Elysées, 75008 Paris Rouvier Associés 1,13 Milliarden Euro Gegründet 1986, verwaltet Rouvier Ka- pital für private und institutionelle Anle- ger. Es wird nur in Unternehmen inves- tiert, zu denen das Fondsmanagement direkt Zugang bekommt. Die Fonds ha- ben zumeist einen Aktienschwerpunkt. 4 Mischfonds Patrick Linden +49/228/965 90 50 pl@rouvier.de Poppelsdorfer Allee 110 D-53115 Bonn 11, Avenue Myron Herrick F-75008 Paris Gemway Assets 287 Millionen Euro 2012 gegründet. Gemway notiert an der Börse und ist auf die Auswahl von Aktien aus Emerging Markets speziali- siert. Ein weiterer Fonds könnte in absehbarer Zeit dazukommen. 1 Mischfonds Andreas Willenbacher 01/923 37 07 aw@willenbacher-advisory.com Anton-Baumgartner-Straße 44/B1/4/2 A-1230 Wien 10 Rue de la Paix F-75002 Paris OFI AM 68 Milliarden Euro Spezialistin für Solvency-II-optimierte Anlagestrategien und SRI-Produkte. Gegründet 1971 von und für Versiche- rungen. Seit 1984 im Asset Manage- ment tätig. Rund 20 in Österreich und Deutschland Nunzia Thiriot +49/69/75 61 93 73 nunzia.thiriot@bkb-bank.com Bremer Kreditbank AG Voltastraße 81 D-60486 Frankfurt
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