FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2017

186 www.fondsprofessionell.at | 3/2017 Doch längst nicht immer konnte der versprochene Geldsegen wech- selwillige Mitarbeiter umstimmen. So streicht von dem Janus-Topf einer definitiv seinen Bonus ein: Präsident Augustus Cheh ist abgelöst und kassiert dafür eine Abschiedsprämie von 2,6 Millionen Dollar. Auch Strategievorstand Jennifer McPeek, Asien-Chefin Gigi Chan, Multi-As- set-Manager Chris Forgan sowie die US-Aktienexperten Michelle Picard und Daniel Kozlowski verließen das Unternehmen. Bei Henderson wan- derten Chris Paine, Leiter des Multi-Asset-Research, sowie der globale Aktienchef Matthew Beesley ab. Bei Standard Life Investments wiederum verließ Aktienchef David Cumming nur wenige Tage nach Bekanntgabe der Übernahme das Un- ternehmen. Er hatte 18 Jahre für den Anbieter gearbeitet. Bei Amundi wechselte der Chef für Alternative Investments, Heinrich Merz, in den Hedgefondsbereich von Pictet. Ob all diese Rochaden immer mit den Fusionen zusammenhängen, ist offen. Klar ist hingegen, dass Pioneer- Chef Giordano Lombardo nach der Übernahme durch die Franzosen keinen passenden Platz fand – und das Haus verließ. Zweifel an der Doppelspitze Die Deals von Janus Henderson und Standard Life Aberdeen wurden dagegen mehr als Fusion denn als Übernahme propagiert. Um einen Zusammenschluss unter Gleichen zu unterstreichen, sollen Doppelspit- zen die Konzerne lenken. Das Duo aus Aberdeen-Chef Martin Gilbert und Standard-Life-Leiter Keith Skeoch erregte jedoch Skepsis. Zu un- terschiedlich seien die Charaktere, so Kritiker. Gilbert ist ein wortge- wandter, umtriebiger Manager. Skeoch hingegen gilt als zurückhaltend und ernsthaft. „Die Doppelspitzenstruktur wird nicht funktionieren“, sagte ein großer Anteilseigner von Aberdeen, der anonym bleiben will. Die Schotten verweisen darauf, dass sie sich schon lange kennen und regelmäßig zusammen angeln gehen. Gilbert kündigte zudem in einem Interview vollmundig an, dass sie das Haus noch „mindestens zehn Jah- re lang“ gemeinsam lenken wollen – beide sind bereits Anfang 60. Mitt- lerweile legte sich die Skepsis über die Doppelspitze. Skeoch und Gil- bert scheinen sich die Aufgaben gut untereinander aufzuteilen. Die Chefs von Janus, Dick Weil, und Henderson, Andrew Formica, lernten sich hingegen erst beim Einfädeln des Deals kennen. Ob dieses Gespann auf Dauer zusammenhält, ist ebenso offen wie bei den Schotten. Die Füh- rungsebenen sind bei den Hochzeitspaaren also zurechtgezogen. Bei Amundi Pioneer und Janus Henderson stehen auch auf Länderebene die wichtigsten Personalien fest (siehe Kästen). Bei Aberdeen Standard Life war dies bei Redaktionsschluss noch offen. Der Übernahmewelle fiel noch ein weiterer prominenter Name zum Opfer: Aladdin. Pioneer nutzte das Risiko- und Portfoliomanagement- system von Blackrock. Amundi entschied jedoch, die Italiener auf das hauseigene System umzuleiten. Amundi-Chef Perrier hatte offen Unbehagen darüber geäußert, bei einem Kernelement des Asset Ma- nagements ein Produkt des schärfsten Konkurrenten zu nutzen. Black- rock hat damit einen wichtigen Kunden in einem Geschäftsbereich verloren, den die New Yorker als Wachstumsfeld ausgewiesen haben. Überhaupt stehen bei den IT-Systemen sowie im gesamten Middle und Back Office die Umbrüche erst noch an. Amundi-Chef Perrier hatte im Zuge der Übernahme angekündigt, dass sich die Umbauten an vor- derster Front im Portfoliomanagement und im Vertrieb rasch ergeben. In der Verwaltung und IT stehen die Einschnitte erst 2018 an. Diese dürften in weit geringerem Maße nach außen dringen, da keine Star- manager betroffen sind. Die harte Arbeit an einer guten Ehe hat also gerade erst begonnen. SEBASTIAN ERTINGER | FP vertrieb & praxis I massenhochzeit in der fondsbranche Foto: © Janus Henderson Angloamerikanische Fernbeziehung Janus Capital und Henderson Ariane Dehn ist bei Janus Henderson neue Ver- triebschefin für Österreich und die deutschspra- chige Schweiz. Österreich wird vom Büro in Zürich aus mitbetreut. Es gibt aber mit Agniesz- ka Bürki eine Kundenbetreuerin rein für den österreichischen Markt. Bürki ist seit 2010 bei Henderson. Henderson-Klienten wurden auch vor der Fusion schon aus Zürich mitbetreut. Oli- ver Stahlkopf, der davor für die österreichischen Janus-Kunden zuständig war, hat das Unter- nehmen verlassen. Der Schwerpunkt bei Janus Henderson liegt auf den Heimatmärkten USA und Großbritannien. Mit der Fusion wollen sie über diese Länder hinaus Kunden gewinnen. Transatlantische Tradition Verwaltetes Vermögen nach Region 0 50 100 150 200 250 Henderson Janus 0 158 Mrd. USD 66 Mrd. USD 37 Mrd. USD 21 Mrd. USD 25 Mrd. USD Amerika GB Europa (Rest), Nahost und Afrika Asien-Pazifik A Aktien-Akzent Verwaltetes Vermögen nach Anlageklassen 0 50 100 150 200 250 Henderson Janus 0 36 Mrd. USD 97 Mrd. USD 69 Mrd. USD 49 Mrd. USD 40 Mrd. USD Aktien Anleihen Mischfonds Alternativ und Quantitativ Ähnliche Ausrichtung Verwaltetes Vermögen nach Kundentyp Institu- tionell 36 % Retail 64 % Institu- tionell 41 % Retail 59 % JAN US* HENDE RSON Fusion „unter Gleichen“ Janus Henderson Verwaltetes Vermögen 202 Mrd. Dollar 103 Mrd. Pfund Umsatz 1011 Mio. Dollar 592 Mio. Pfund Gewinn vor Steuern 262 Mio. Dollar 140 Mio. Pfund Reingewinn 146 Mio. Dollar 110 Mio. Pfund Aufwands-Ertrags-Quote (Cost-Income Ratio) 74 % 65 % Mitarbeiter 1.300 1.000 Geschäftsjahr 2016, verwaltetes Vermögen per Ende März 2017 | Quelle: Henderson, Janus Capital *Retail: Intermediary & Self-directed Stand: Ende März 2017 Quelle: Henderson, Janus Capital Ariane Dehn, Vertriebschefin Österreich bei Janus Henderson Stand: Ende März 2017 Quelle: Janus Henderson Stand: Ende März 2017 Quelle: Janus Henderson

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