FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2017

153 www.fondsprofessionell.at | 3/2017 bestätigt gegenüber FONDS professionell zwar das Vorgehen von Supris, Detailauskünf- te wollte er allerdings keine geben. Auch über die Hintergründe, warum Supris diese Ent- scheidung getroffen habe, wollte er sich nicht äußern und verwies auf den steirischen Pool. Eine Anfrage bei Supris-Geschäftsführer Peter P. Breitenthaler blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Auch die Mitbewerber können den Schritt nicht nachvollziehen, Swiss-Life- Select-Manager Obererlacher sagt: „Für uns würde das nicht in Frage kommen.“ Mögliche Motive Über die Beweggründe von Supris kann daher nur spekuliert werden. Eine mögliche Erklärung liefert ein Blick zurück ins ver- gangene Jahr. Im Mai 2016 führte der Pool plötzlich und sehr zur Überraschung seiner Vertriebspartner eine Art Fondsmasterliste ein. Supris-Partner können seitdem nur noch eine geringe Auswahl an Produkten ohne vorherige schriftliche Abstimmung mit Ariconsult ab- wickeln. Beobachter schlossen daraus, dass der Pool sehr frühzeitig auf mögliche Aus- wirkung der EU-Richtlinie Mifid II reagierte; verlangt die Richtlinie ab dem Jahr 2018 von Emittenten wie auch den Vertreibern von Finanzinstrumenten doch, für jedes Produkt einen Zielmarkt zu definieren. Dabei müssen alle für dieses Kundensegment relevanten Risiken bewertet werden. Weiters ist sicher- zustellen, dass die beabsichtigte Vertriebs- strategie dem Zielmarkt entspricht. Und das muss nicht nur einmalig, sondern regelmäßig passieren. Dementsprechend stellt eine unein- geschränkte Auswahl an Fonds einen deutli- chen Mehraufwand dar. Da passt es natürlich ins Bild, dass man sich bei der Gelegenheit auch von ungeliebten Altbeständen trennt – vor allem dann, wenn sie keine Bestandsprovisionen abwerfen und vielleicht sogar noch Kosten verursachen. Während einige Marktteilnehmer den Schritt also eher als Vorbereitung auf Mifid II sehen, mutmaßen hingegen andere hinter vorgehal- tener Hand, dass es wohl eher haftungstech- nische Gründe sind, die den steirischen Pool zu dieser Entscheidung bewogen haben. Zumindest hat es durchaus den Anschein, als ob man sich von Kunden mit einem problem- behafteten Produkt lösen möchte. Bei einem anderen Haftungsdach hört man dann auch gar, dass man diese „toxischen Bestände“ auf keinen Fall haben möchte. Entspannter sieht man die Sache bei Finanzadmin. Vertriebsleiter Magg sieht bei den Immobilienaktiendepots keine haftungs- technischen Probleme, er erklärt dazu: „Der Kauf ist ja nicht unter unserem Haftungsdach abgeschlossen worden, und die Kunden kom- men aktiv auf uns zu. Daher sehen ich kein Problem darin, die Depots in die Betreuung zu nehmen.“ Ähnlich beurteilt dies auch Obererlacher: „Haftungsprobleme sehe ich keine, zudem wären mögliche Problemfälle sowieso schon verjährt.“ Bestandsprovision Mehr Sorgen machen sich einige Poolchefs hingegen über die Zukunft jener Bestände, die langfristig Bestandsprovisionen abwerfen, denen jedoch keine aktiven Berater mehr zugeordnet sind. Hier könnte es mit Mifid II heikel werden. Das Problem auf den Punkt bringt dabei die-Plattform-Mann Harrer: „Die Pools müssen sich dann überlegen, wie sie die Leistung darstellen werden, um eine Be- standsprovision zu rechtfertigen. Wenn es nicht einmal Kontakt zum Kunden gibt, wird das schwierig.“ Der Hintergrund ist, dass gemäß Mifid II laufende Zuwendungen nur zulässig sind, wenn dafür eine qualitätsver- bessernde Dienstleistung erbracht wird – auch nach dem Erwerb des Finanzinstruments. Die verbesserte Qualität ist für die Dauer der Dienstleistung aufrechtzuerhalten (siehe auch Artikel auf Seite 220). Gerüstete Haftungsdächer Bei Finanzadmin sieht man dieses Problem zwar, die unbetreuten Bestände sind laut Magg jedoch überschaubar. Er fügt hinzu, dass es in Zukunft durchaus mehrere quali- tätsverbessernde Dienstleistungen geben wird: „Als Mehrleistung liefern wir nicht nur unser Kundensystem plus App, sondern auch unsere Software mit täglicher automatisierter Risiko- überwachung zwischen Anlegerprofil und dem Depot des Kunden.“ Auch Obererlacher sieht sich gut gerüstet: „Bei uns stehen zentral gesteuerte Prozesse, ein österreichweites re- gionales Netzwerk von knapp 300 Financial Planners sowie neue digitale Tools zur ziel- gerichteten Bearbeitung aller Bestände im Fokus, sodass die durch Mifid II geforderten Leistungen auf unterschiedlichen Ebenen abgedeckt werden können.“ GEORG PANKL | FP Reinhard Magg, Finanzadmin: „Wir haben per Ende August mittlerweile 120 Anfragen bekommen.“ Christoph Obererlacher, Swiss Life Select: „Aktuell wollten zwei Drittel mit einem Berater reden.“ Markus Harrer, die Plattform: „Unser Ziel ist es natürlich, die Kunden zu halten.“

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=