FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2017

150 www.fondsprofessionell.at | 3/2017 „Die meisten deutschen Versicherungen sind doch längst am österreichischen Markt aktiv, was sollte man da schützen wollen?“ Angesprochen auf die Hintergründe zu die- ser Entscheidung meint der VVO-Mann, dass es etwa einige Unterschiede zwischen dem deutschen und dem österreichischen Markt gibt und der BiPRO-Standard für Österreich erst dementsprechend angepasst werden hätte müssen. Hallemann: „Wir mussten uns ent- scheiden, ob man lieber die Adaptierung des BiPRO vornehmen möchte oder den OMDS 3.0 aufbaut. Zudem hätten die Versicherungen bei BiPRO einen Mitgliedsbeitrag zahlen müssen, das ist bei OMDS 3.0 nicht der Fall.“ Das Argument mit der nötigen Adaptierung kann Steiner allerdings nicht nachvollziehen: „Wir hatten dieses Jahr einen eintägigen Workshop, in dem konnten wir alle für Öster- reich notwendigen Adaptierungen abarbeiten.“ Für Steiner ist aber die Entscheidung des VVO kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. „Wir setzen uns weiter für den BiPRO-Standard ein und sehen auch, dass im- mer mehr Maklerverwaltungsprogramme auf BiPRO setzen oder Interesse daran haben.“ Vorreiter Arisecur Einer der heimischen Maklerpools, der schon lange auf BiPRO setzt, ist Arisecur. Das Unternehmen nutzt dazu die Technik seiner deutschen Muttergesellschaft Blaudirekt, einer der größten deutschen Versicherungsvertriebe. Dort arbeitet man bereits seit Jahren mit BiPRO. Dementsprechend sind nicht nur die Datensynchronisation und die Dokumenten- lieferung bereits im System etabliert, es wer- den auch sämtliche Folgeprozesse vollauto- matisch erledigt. Für Arisecur bedeutet das in der Praxis, dass mit jeder Anbindung eines Versicherers über den BiPRO-Standard prak- tisch keinerlei Verwaltungsarbeiten mehr per Hand durchgeführt werden müssen. Erhält der Pool beispielsweise einen Nachtrag mit einer Beitragserhöhung, wird das Dokument nicht nur passend zum richtigen Vertrag archiviert, auch der Beitrag wird im System geändert, das Forderungsmanagement angepasst und der betreuende Makler informiert. Künftig wird der Kunde sogar vollautomatisiert im Namen des Maklers über Alternativen in Kenntnis gesetzt. Allianz führt BiPRO ein Arisecur-Geschäftsführer Andreas Büttner berichtet, dass dies in Österreich bereits mit Versicherungen wie Gothaer, WWK, HDI Le- ben, Dialog, Continentale, Europa und Janitos funktioniert. „Und in Kürze kommt neben der Nürnberger, Wüstenrot und Muki auch die Al- lianz hinzu. Damit haben wir den ersten gro- ßen Versicherer in Österreich auf BiPRO um- gestellt. Wir bekommen dadurch tagesaktuell und automatisiert die Bestandsdaten einge- liefert, inklusive sämtlicher Dokumente. Die Daten werden von uns automatisch dem Kun- den zugeordnet, dieser kann anschließend über eine App auf alles zugreifen“, beschreibt Büttner die Vorteile. Spricht man mit demAri- secur-Geschäftsführer, wird schnell klar, dass es für ihn um viel geht: Zum einen könnte Bi- PRO das Wachstum der Blaudirekt-Tochter hierzulande deutlich beschleunigen, zum an- deren bietet sich ein enormes Einsparungspo- tenzial. „Würden wir alles über BiPRO ab- wickeln, könnten wir bis zu 70 Prozent der Gesamtkosten einsparen. Es würde sich dann alles digital und vollautomatisch abspielen. In Deutschland wird bei Blaudirekt zum Beispiel alle sieben Minuten bei den Versicherungen abgefragt, ob sich Daten bei den Verträgen verändert haben. Schaut der Berater dann in sein Kundenverwaltungssystem, dann sieht er denselben Stand, wie ihn auch die Versiche- rung sieht.“ Warten auf OMDS 3.0 Inwieweit sich der BiPRO-Standard auch bei anderen Pools und Versicherungen weiter eta- blieren kann, wird wohl nicht zuletzt davon ab- hängen, wie rasch der OMDS 3.0 aus den Start- löchern kommen wird. Laut Hallemann befin- det man sich mittlerweile auf einem gutenWeg in der Umsetzungsphase: So konnten etwa schon die ersten Normen zum neuen österrei- chischen Standard präsentiert werden. In einem Schritt wurden etwa die Standards für Identifi- kation und Kommunikation, Dokumenten- austausch, Datenübertragung, Maklerdatensatz und Deep Links festgelegt. Zurzeit sind weitere Prozesse inAusarbeitung, dazu trifft sich einmal proWoche eine eigeneArbeitsgruppe von Ver- sicherungen und Softwareproduzenten. Aktuell sieht es zumindest danach aus, als ob beide Standards nebeneinander bestehen bleiben. Et- liche Versicherungen werden wohl beide Syste- me umsetzen, für den Makler kann dies nur von Vorteil sein. GEORG PANKL | FP fonds & versicherung I bipro-standard Foto: © Alfred Arzt, Kurt Patzak, Marlene Fröhlich Andreas Büttner, Arisecur: „Die Allianz ist der erste große österreichische Versicherer, der BiPRO einführt.“ Andreas Hallemann, VVO: „Letztlich hat sich die Versi- cherungsbranche für die Generali-Lösung entschieden.“ Philip Steiner, Nürnberger: „Wir setzen uns weiter für den BiPRO-Standard ein.“

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