FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2017

133 www.fondsprofessionell.at | 3/2017 Fragen auf, die Geschäftsführer Morina gegen- über FONDS professionell allerdings ausführ- lich beantwortet hat. Golending vergibt an kleine und mittlere Unternehmen und Privatpersonen Pfand- kredite (siehe Grafik). Pfandleihunternehmen benötigen eine Gewerbeberechtigung und eine genehmigte Geschäftsordnung, die öffentlich gemacht werden muss. Allerdings sind die Zinsen für ein Pfanddarlehen in Österreich anders als in Deutschland nicht gesetzlich reguliert. Es gibt also keine offizielle Verord- nung, wie das von Golending bis vor Kurzem behauptet wurde – inzwischen hat man die Aussage revidiert. Laut Golending sind in Österreich 1,5 Pro- zent Zinsen und 5,5 Prozent Bearbeitungs- gebühr pro Monat üblich. In Summe müsste der Kunde also sieben Prozent im Monat für den Pfandkredit bezahlen. „Wir weisen in jedemAngebot ausdrücklich darauf hin, dass der Pfandkredit eine der teuersten Finanzierungen ist, und verweisen zum Beispiel bei Anfragen im Im- mobilienbereich auf günstige Hypo- thekendarlehen der Banken“, betont Morina. Proof of Concept In der Vergangenheit hat das Unternehmen nach eigenen Angaben durchschnittlich vier Prozent pro Monat an Zinsen und Gebühren kas- siert. In seinem Businessplan wird mit 3,25 Prozent monatlichem Zins gerechnet. Mit dem Abschlag zur „bisherigen Praxis“ will Golending den unterschiedlichen Laufzeiten der Pfandkredite und der Dauer, bis Rückzahlungen in neuen Darlehen veranlagt sind, gerecht werden. Die ausgegebenen Kredite sind durchschnittlich 20.000 bis 50.000 Euro groß, kleinere Beträge aus Pfändern wie Handys, TV-Geräten oder Computer interessieren Morina nicht. Derlei Anfragen werden an andere Pfandhäuser weitergeleitet. „Ich fühle mich im gewerblichen Be- reich wohler, da die Privatkunden doch oftmals mit dem Rücken zur Wand stehen, wenn sie in ein Pfand- haus kommen, und sechs Prozent monatliche Belastung nicht praktika- bel sind“, meint der Golending-Chef. Gewerbliche Kunden fragen dem- nach im Schnitt 50.000 Euro an, wo- mit das Investorenkapital seriös in die Belei- hung investiert und die erwarteten Renditen erzielt werden könnten. Die durchschnittliche Kreditlaufzeit betrug bisher vier Monate. Vor der Auszahlung holt Golending nach eigenen Angaben immer „drei rechtlich verbindliche Kaufangebote“ ein, damit das Pfand auch werthaltig ist. Das ist wichtig, wenn der Kunde das Darlehen nicht zurückzahlt und das Pfand verwertet werden muss. Laut Golending wurden bislang 98,3 Prozent der Pfandkredite zurückbezahlt. Nach der Verwertung der Pfänder ist Golen- ding bislang noch kein Schaden entstanden, beteuert Morina. Zurzeit erhält er im Schnitt 200 Kreditanfragen pro Tag, von denen 40 Prozent nicht beleihbar seien und abgelehnt würden. Bei 87 Prozent der „Kreditnehmer“ handelt es sich um gewerbliche Kunden, der Rest ist privat. Drei Viertel der Anfragen wer- den über das Internet gestellt. Zwölf Prozent der Interessenten kommen über Finanzdienst- leister, weitere sieben Prozent über Kreditver- mittler. Interessant: 54 Prozent der Kreditan- fragen kommen aus Deutschland und nur 18 Prozent aus Österreich. Große Pläne Letzteres soll sich jetzt ändern. Nächstes Jahr will die Firma in die Offensive gehen und in Österreich Radio-, Fernseh- und Printwerbung schalten. Im Vorfeld betont Morina: „Wir werden keine Werbung für Kapitalanleger machen, sondern aus- schließlich für Kreditnehmer.“ Und das obwohl es nicht zuletzt durch Multiplikatoren wie Finanzdienstleis- ter und Steuerberater schon jetzt eine höhere Nachfrage nach Pfandkrediten gebe, als bedient werden könne. Die Lösung soll sein, dass Golen- ding mithilfe des Investorenkapitals wächst. Zurzeit läuft der Vertrieb mit fünf Mitarbeitern auf Freelance-Basis und 92 Kooperationsverträgen mit Beratern. Das interne Personal soll auf acht Vollzeitkräfte aufgestockt werden. In Morinas Heimat Deutsch- land sind die Pfandleihgeschäfte mit Privatanlegerbeteiligung bislang ge- scheitert. Der Auswanderer sieht sich aber für die Zukunft gewappnet: „Nun gilt es, mit Bedacht zu wach- sen, nicht dem Größenwahn zu ver- fallen und den Fokus auf positives Geschäft und einen seriösen Umgang mit dem zur Verfügung gestellten Ka- pital zu richten.“ ALEXANDER ENDLWEBER | FP Dirk Morina, Golending: „Ich fühle mich im gewerblichen Bereich wohler.“ Das Golending-Geschäftsmodell Leute, die dringend Geld brauchen, aber auf herkömmlichem Weg keines geliehen bekommen, holen sich einen Pfandkredit. Das verborgte Geld erhält Golending nach eigener Aussage immer zurück, entweder vom Kunden oder durch den Verkauf des Pfands. Quelle: eigene Darstellung Investoren (Nachrangdarlehen, Anleihe) Golending soll das Anlegerkapital in Pfandkredite investieren Pfandkredite an private und gewerbliche Kunden Pfand (Auto, Maschinen, Schmuck etc.) Kunde bekommt sein Pfand zurück Golending verkauft das Pfand in einem Auktionsverfahren Variante 1 Kunde zahlt Pfandkredit zurück Variante 2 Kunde zahlt Pfand- kredit nicht zurück

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