FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2017

111 www.fondsprofessionell.at | 3/2017 schlagen werden, indem man die Gewichtung der darin enthaltenen Branchen optimiert. Der Fonds hat es seit Auflage auch – einigerma- ßen – geschafft, seinem Index zu folgen, die erhoffte Outperformance wurde jedoch nicht erzielt. Seine Gesamtkostenbelastung liegt bei rund einem Prozent. Im Vergleich zu herkömmlichen ETFs stellt das einen ziemli- chen Brocken dar. Ein herkömmlicher Index- Tracker hätte dasselbe Ergebnis zu geringeren Gebühren erzielt. Fairerweise muss man sehen, dass es auch anders geht. Auch Pimco versucht sich im aktiven ETF-Markt zu etablieren – etwa mit dem zwei Milliarden schweren Pimco US Dollar Short Maturity Source UCITS ETF (WKNA1JE9L). Gegen eine vergleichsweise hohe Gebühr von 0,35 Prozent investiert der Fonds primär in kurzlaufende und auf US- Dollar lautende festverzinsliche Wertpapiere. Tatsächlich gelingt es, den Vergleichssektor auf drei Jahre gesehen um 1,3 Prozentpunkte hinter sich zu lassen. Im schwankungsarmen Geldmarktbereich ist das keine schlechte Leistung. Marktdynamik Mit aktiven ETFs versuchen sich Anbieter also in einem Bereich festzusetzen, der laut Daten von ETF.com in den USA 36 Prozent aller ETF-Neuzulassungen der vergangenen zwölf Monate ausmacht. Das entspricht 39 Einzelprodukten mit einem gesamten Volumen von einer Milliarde US-Dollar. Gemessen an den bestehenden 191 aktiven ETFs, die gemeinsam auf eine Kapitalisierung von unter 40 Milliarden US-Dollar kommen, ist das ein relativ starker Trend. Ist aktives Management also tatsächlich das nächste Boomthema am ETF-Markt? Simon Klein, Leiter Vertrieb Passive Investments für EMEA und APAC bei der Deutschen Bank, zeigt sich da eher skeptisch: „Ich kann den Sinn nicht ganz erkennen. ETFs können ihre Vorteile nur mit passiver Indexabbildung ausspielen. Alles andere widerspricht dem Sinn des Produkts.“ Der nicht ausgesprochene Vorwurf des Eti- kettenschwindels steht im Raum. Schwierige Automatisierung Wie schwierig die korrekte und trans- parente Abbildung von Marktsegmenten in der Praxis ist, zeigt an dieser Stelle ein Beispiel aus einem ganz anderen Bereich: Todd Rosenbluth, Director of ETF and Mutual Fund Research bei der Rating- agentur CFRA, wollte wissen, wie sich ETFs schlagen, die in Emerging Markets investieren. Der Analyst verglich dazu drei Fonds, aus deren Bezeichnung man ableiten würde, dass sie in etwa dasselbe tun und daher auch sehr ähnliche Ergebnisse ablie- fern. Verglichen wurden der „iShares Core MSCI Emerging Markets ETF“ von Markt- führer Blackrock, der Vanguard „FTSE Emerging Markets Fund“ sowie der Index- fonds „Vanguard Emerging Markets Stock Index Fund“. Das verblüffende Ergebnis: Der iShares- ETF lag in der ersten Jahreshälfte 18,7 Pro- zent im Plus, während die Vanguard-Produkte „nur“ 14,4 (ETF) respektive 14,6 Prozent (Mutual Fund) teurer wurden – die Kosten- belastung war bei allen Produkten praktisch gleich. Die Suche nach einer Begründung führte den ETF-Experten zu dem Ergebnis, dass die Lücke in der Kursentwicklung auf die verwendeten Indizes zurückzuführen ist. Während Blackrock ein Marktbarometer des amerikanischen Indexanbieters MSCI ver- wendet, arbeitet Vanguard mit britischen FTSE-Indizes. Und während Südkorea bei MSCI immer noch Schwellenlandstatus hat, ist diese Industrienation bei den Briten längst als solche klassifiziert – in einer Reihe mit Deutschland oder Frankreich. Entsprechend finden südkoreanische Unter- nehmen wie Samsung und Hyundai in den ETF von iShares Eingang, bei Vanguard blei- ben sie außen vor. Im Untersuchungszeitraum hatte das massive Auswirkungen, lag der süd- koreanische Aktienmarkt doch seit Jahres- beginn 20 Prozent im Plus. Auch chinesische A-Aktien werden hier unterschiedlich behan- delt. Während MSCI diese Binnenlandaktien, die in Shanghai und Shenzhen notieren und für Ausländer nur bedingt handelbar sind, ab 2018 gewichten wird, macht FTSE das schon seit dem Vorjahr. Pech für MSCI-Index- Anleger: „In der ersten Jahreshälfte war die Absenz von chinesischen A-Shares ein posi- tiver Faktor“, meint Rosenbluth. Der Investor wird mit zwei ETFs konfrontiert, die beide „Emerging Markets“ heißen, aber dennoch sehr unterschiedlich funktionieren. Wenn also bereits bei breit angelegten re- gionalen Passiv-Ansätzen nicht klar ist, gegen welchen Markt ein ETF antritt, kann man sich vorstellen, wie schwierig es ist, bei Hedge- fondsreplikaten oder sonstigen aktiv gema- nagten Fonds den Inhalt zu bekommen, den man eigentlich im Portfolio haben will. Für Investoren und ihre Berater ist hier eine abwartende Haltung vermutlich kein Fehler. HANS WEITMAYR | FP Simon Klein, Deutsche Bank: „Ich kann den Sinn von aktiven ETFs nicht ganz erkennen.“ Aktiver ETF enttäuscht Ziel des ETFs ist es eigentlich, den Index zu schlagen – das Ziel wird auf drei Jahre gesehen verfehlt. Das aktive Management des ETFs sollte den Stoxx 600 eigentlich hinter sich lassen. Das ist nicht gelungen. Mit einem echten passiven Ansatz hätte man eine ähnliche Kursentwicklung bei geringeren Kosten erzielen können. Quelle: Bloomberg 0 % 5 % 10 % 15 % 20 % 25 % 30 % 35 % 40 % 45 % 50 % 55 % 2017 2016 2015 2014 2013 Europe Sector UCITS ETF - R STOXX Europe 600 (NET Ret) EUR A

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