FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2016
336 www.fondsprofessionell.de | 4/2016 steuer & recht I verborgene monopole Foto: © Fotolia | svetazi, Martin Joppen Photographie GmbH D ie Monopolkommission veröffentlicht Jahr für Jahr ein mehrere hundert Sei- ten dickes Gutachten, in dem die Wett- bewerbshüter die deutsche Unternehmens- landschaft nach möglichen Kartellen durchleuchten. In ihrem 21. Haupt- gutachten hat das Beratungsgremium der Regierung erstmals der Fonds- industrie ein Kapitel gewidmet. Die unrühmliche Premiere geht auf das enorme Wachstum der Branche zurück. Der Aufstieg der Asset Ma- nager rückt zunehmend in den Fokus von Finanzaufsehern – und nun der Wettbewerbshüter. Was genau erregt die Aufmerk- samkeit der Kartellexperten? Der Fall ist kompliziert. Die Ökonomen Axel Ockenfels von der Universität Köln und Martin Schmalz von der Universität Michigan in Ann Arbor brachten in einem Gastbeitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ das Thema hierzulande in die Diskussion, noch bevor die Monopolkommission ihr Gutachten vorlegte. Die Wirtschaftswissen- schaftler veranschaulichen das Problem mit einem Vergleich: „Ein Bäcker, der im Wett- bewerb den Gewinn seiner Bäckerei maxi- miert, orientiert sich, so gut er kann, an den Bedürfnissen seiner Kunden.“ So trage der Egoismus des Einzelnen zumWohlstand aller bei. „Doch die heutige Welt der Wirtschaft ist eine andere“, fahren die Ökonomen fort, „vie- le Bäckereien gehören nicht mehr den Bäckern.“ Genauso seien heute Fondsgesell- schaften zu den größten Anteilseignern unzäh- liger Unternehmen geworden – oft auch von konkurrierenden Konzernen derselben Bran- che. „Dass sich große Teile der Eigentums- rechte ganzer Industrien bei wenigen Fonds- gesellschaften bündeln, führt zu einer Inkon- gruenz zwischen dem Gewinninteresse einer Firma und dem seiner Eigentümer. Dies untergräbt den Wettbewerb.“ Vorauseilender Gehorsam Anders ausgedrückt: Da immer mehr Anleger ihr Geld aktiv und passiv verwalteten Fonds anvertrauen, landen immer mehr An- teilsscheine in den Händen von Asset Mana- gern wie Blackrock oder Vanguard. Sie halten gleichermaßen große Anteile an Erzfeinden wie Apple und Google – zum Teil ohne dies explizit zu wünschen, denn bei ETFs gibt der Index den Portfolioaufbau vor. Die Ökono- men argumentieren, dass die Fondsriesen an- gesichts ihrer immer breiter gefä- cherten Beteiligungen kein echtes Interesse mehr an einem scharfen Wettstreit von Konkurrenten wie Apple und Google hätten. Für die Wertentwicklung der Aktien und damit der Fonds sei es besser, wenn es allen Unternehmen einer Branche gleichermaßen gut gehe und nicht ein Konzern andere übertreffe. „Dabei bedarf es übrigens keiner Preisabsprachen“, behaupten die Wis- senschaftler weiter. „Die neue Eigen- tümerstruktur ist ein ausreichender Anreiz, Konkurrenz im Keim zu er- sticken.“ Die Unternehmen, an denen Blackrock und Co. große Anteile hal- ten, würden also praktisch in voraus- eilendem Gehorsam mit weniger Eifer in den Wettkampf ziehen. Dies habe jedoch gravierende Folgen. Der Konkurrenzdruck erlahmt, die Preise Immer mehr Firmenanteile liegen in den Händen großer Vermögensverwalter. Das erregt einen Verdacht unter Ökonomen – und Kartellwächtern. Strippenzieher im Hintergrund Wo die Fäden zusammenlaufen: In der Wirtschaftswissenschaft und bei Kartellbehörden keimt die Vermutung, dass die wachsende Bedeutung von Fondsgesellschaften als Unternehmenseigner den Wettbewerb hemmt. In der Hand des Branchenprimus? Anteile von Blackrock am Aktienkapital ausgewählter Dax-Konzerne Der weltgrößte Vermögensverwalter hält zwar große Aktienpakete deutscher Konzerne, bleibt aber Minderheitseigner. Quelle: Monopolkommission, Stand: März 2016 0 % 1 % 2 % 3 % 4 % 5 % 6 % 7 % Infineon Deutsche Telekom Fresenius Medical Care Deutsche Börse Siemens Linde SAP Merck KGaA Deutsche Post Daimler Allianz Adidas BASF Deutsche Bank Munich Re E.ON Bayer Vonovia p Ka italanteil von Blackrock: , 8 14 % p Ka italanteil von Blackrock: , 6 61 % p Ka italanteil von Blackrock: , 6 59 % p Ka italanteil von Blackrock: , 6 53 % p Ka italanteil von Blackrock: , 6 44 % p Ka italanteil von Blackrock: , 6 40 % p Ka italanteil von Blackrock: , 6 35 % p Ka italanteil von Blackrock: , 6 28 % p Ka italanteil von Blackrock: , 6 24 % p Ka italanteil von Blackrock: , 5 89 % p Ka italanteil von Blackrock: , 5 86 % p Ka italanteil von Blackrock: , 5 65 % p Ka italanteil von Blackrock: , 5 48 % p Ka italanteil von Blackrock: , 5 43 % p Ka italanteil von Blackrock: , 5 42 % p Ka italanteil von Blackrock: , 5 39 % p Ka italanteil von Blackrock: , 5 10 % p Ka italanteil von Blackrock: , 5 03 %
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