FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2016
290 www.fondsprofessionell.de | 4/2016 bank & fonds I vermögensverwaltung Foto: © Fotolia | Tiberius Gracchus W er die Wörter Sparkasse oder Volks- bank hört, denkt eher selten an eine wohlhabende Klientel. Hier trägt das Volk seinen Spargroschen hin, so meint man, und eben nicht der Reiche sein Ver- mögen. Korrekt ist das allerdings nicht. Denn viele Sparkassen und Genossenschaftsbanken haben Kunden, die auch noble Privatbanken gern in ihrer Mandantenkartei hätten. Um diese Klientel zu halten, haben sich zahlreiche Banken in den vergangenen Jahren einiges einfallen lassen. Dazu gehört auch das Angebot einer Vermögensverwaltung – am besten mit exklusivem Touch. „Sparkassen und Volksbanken, die ihren Kunden eine Ver- mögensverwaltung bieten möchten, haben bislang oft auf Dienstleistungen ihrer Zentral- institute zurückgegriffen, zum Beispiel der DZ Privatbank oder der LBBW“, sagt V-Bank- Gründer Markus Köppl, der nun das Bera- tungshaus MK Anleger Gesellschaft leitet. „Doch seit einiger Zeit gehen auch kleinere Institute zunehmend dazu über, ihren Kunden verbundferne Lösung zu offerieren.“ Köppl zufolge haben sie dazu imWesentli- chen drei Möglichkeiten: Sie bauen eine eige- ne Vermögensverwaltung auf, sie lassen die Depots der Kunden im Haus von einem ex- ternen Manager verwalten – oder sie verwei- sen ihre Mandanten gleich an ein außenste- hendes Institut. In der Praxis finden sich alle drei Ausprägungen. FONDS professionell stellt ausgewählte Modelle vor. Vorteil Vermögensverwaltung Doch warum ist das Angebot einer Vermö- gensverwaltung überhaupt attraktiv? Schließ- lich sind Sparkassen und Genossenschaftsban- ken imWertpapiergeschäft mit der klassischen Anlageberatung groß geworden. Köppl ist überzeugt, dass die Vermögensverwaltung sowohl für den Kunden als auch die Bank Vorteile hat. „In der Anlageberatung muss der Kunde jeder Depotänderung zustimmen, außerdem ist jedes Mal ein Beratungsproto- koll nötig“, sagt er. Eine schnelle Reaktion auf Ereignisse am Kapitalmarkt sei in diesem Modell praktisch unmöglich, anders als in der Vermögensverwaltung, in der die Bank das Depot des Mandanten treuhänderisch verwal- te. „In der Vermögensverwaltung hat der Kun- de zudem die Gewissheit, dass die Bank nur reagiert, weil es nötig ist, und nicht weil sie auf die Provision schielt“, so Köppl. Für die Bank wiederum sei die Vermögens- verwaltung attraktiv, weil sie planbare Erträge aus der Managementgebühr biete, so Köppl. Außerdem falle für die Berater der permanen- te Vertriebsdruck weg. „Auch für die Kunden- bindung hat die Vermögensverwaltung Vor- teile, schon weil die Betreuung des Mandan- ten im Vordergrund steht und nicht der Pro- duktverkauf.“ Für die Vermögensverwaltung spricht nicht zuletzt die Regulierung: Die EU- Finanzmarktrichtlinie Mifid II verkompliziert die Anlageberatung auf Provisionsbasis deut- lich, mit einer Vermögensverwaltung sind die Banken auf der sicheren Seite. Volksbank Dachau Solche Gründe haben die Volksbank Raiff- eisenbank Dachau dazu bewogen, vor drei Jahren eine eigene Finanzportfolioverwaltung aufzubauen – als derzeit einzige Genossen- schaftsbank in Bayern. „Die zunehmende Re- gulierung ließ es immer aufwendiger werden, die Kundendepots im Modell einer Anlage- beratung vernünftig zu betreuen“, sagt Ralf Overs, der Private-Banking-Chef des Instituts. „Wir haben gute Anlageberater mit viel Erfah- rung an den Kapitalmärkten im Haus, aber es war kaum möglich, unseren Kunden dieses Know-how anzubieten. Über die Vermögens- verwaltungsmandate ist dies nun möglich.“ Die Volksbank bietet Kunden ab 150.000 Euro drei Strategien mit unterschiedlichem Risikoprofil an. Die Depots liegen bei der V- Bank. „Über die verbundeigenen Systeme ist es bislang nicht möglich, Sammelorders abzuwickeln und Bestandsprovisionen zu- rückzuerstatten. Darum haben wir uns für eine externe Depotbank entschieden“, sagt Overs. Die jährliche Managementgebühr beträgt ein Prozent. Inklusive Depotgebühr, Transaktions- kostenpauschale und Steuern zahlen Kunden knapp 1,6 Prozent pro Jahr. Bei sehr guter Wertentwicklung kommt eine Performance- gebühr hinzu, die allerdings bei einem bis anderthalb Prozent gedeckelt ist. Overs war wichtig, dass die Kosten im Rahmen bleiben. Das war ein weiterer Grund dafür, warum sich seine Bank dafür entschie- Immer mehr Sparkassen und Genossenschaftsbanken bieten ihren Kunden eine exklusive Vermögensverwaltung an. FONDS professionell stellt einige Modelle vor. Klein, aber vornehm Heller Stuck, schmiedeeiserne Fensterverzierung – so stellen sich wohl viele das Entree einer Vermögensverwaltung vor. Viel wichtiger ist in der Praxis ein anderer Punkt: das unabhängige und professionelle Portfoliomanagement.
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