FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2016

286 www.fondsprofessionell.de | 4/2016 man den Asset Managern durchaus Spielräu- me zu. „Ein Risikomanagement muss auch zum Fonds passen. Wir sind in vielen Ver- gleichsgruppen keine Freunde einer rein quan- titativen Risikosteuerung, die die Entscheidun- gen des Portfoliomanagements konterkariert“, erläutert Gastmann. Auch Erfahrung und Sta- bilität der Teams werden geprüft. Einzelkämpfer oder Team? In der laufenden Beobachtung schrillen die Alarmglocken, wenn Teammitglieder oder der Fondsmanager wechseln. „Bei einem Mana- gerwechsel streichen wir Fonds zwar nicht sofort von der Auswahlliste, stellen sie aber unter Beobachtung. Sollte sich die Leistung verschlechtern, ziehen wir schnell die Reiß- leine“, sagt Krekeler. Ähnlich handhabt dies die Commerzbank. „Wir stufen das Produkt zunächst zurück und schauen von der Seiten- linie, wie die Entwicklung verläuft“, erläutert Gastmann. Eine Vernebelungstaktik sehen die Analys- ten gar nicht gerne: Manche Anbieter stellen einen charismatischen Portfoliomanager ins Schaufenster, wechselt dieser aber zu einer an- deren Gesellschaft, wird erklärt, dass eigent- lich ein Managementteam das Flaggschiff ver- antwortet habe – der langjährige Stellvertreter könne das Produkt genauso gut steuern wie der Ex-Manager. „Auch wenn ein Manage- mentteam einen Fonds steuert: Am Ende fällt bei fast allen Produkten nur eine Person die Entscheidung – und die will ich kennen“, hält Krekeler fest. Das Ziel der Fondspicker ist stets dasselbe: „Wir suchen die Fonds, die über mehrere Jah- re kontinuierlich eine gute Leistung abliefern“, erklärt Engel von der Targobank. Letztendlich läuft die Prüfung auf die Beantwortung der Frage hinaus: War die Performance eines Fonds Glück oder steckt der Investmentpro- zess hinter dem Erfolg? „Wir haben alle keine Kristallkugel. Wenn aber eindeutig der Invest- mentprozess eines Managers zum Erfolg geführt hat, lässt sich mit einiger Sicherheit sagen, dass sich dieser Erfolg fortschreiben wird“, hält Gastmann fest. Aus der Sicht der Wiederverkäufer ist Pro- duktqualität allein aber nicht genug. Am Ende spielt auch der Service der Anbieter eine Rolle. „Hier muss schon eine qualitativ hoch- wertige Vertriebsunterstützung erfolgen. Wir würden die Zusammenarbeit überdenken und auch einstellen, wenn eine Kapitalanlagege- sellschaft die erforderlichen Informationen nicht zuverlässig bereitstellen kann“, sagt Attrax-Geschäftsführer Thomas Reicke. „Die Gesellschaften müssen ein gewisses Maß an Vertriebsunterstützung leisten können. Insbe- sondere zur Produkteinführung sollten Kapa- zitäten für Telefonkonferenzen und die Erstel- lung von Marketingmaterial vorhanden sein“, meint auch Gastmann. „Sehr kleine Häuser schließt das natürlich aus, aber in unserer Liste sind auch einige kleinere Anbieter ver- treten.“ Je nach Institut spielen auch die Grö- ße eines Fonds und sein Alter in dem Casting eine Rolle. Die Targobank zieht eine Hürde von mindestens 100 Millionen Euro verwal- tetem Vermögen und einer Historie von drei, besser fünf Jahren. „Wir schauen uns kleinere Fonds oder Angebote von Boutiquen aber durchaus an“, betont Engel. „Die Mindestgrö- ße für einen Fonds hängt vom jeweiligen Markt und den zu erwartenden Zuflüssen ab. Wir wollen natürlich keinen Fonds dominie- ren“, erklärt Gastmann. Attrax-Analyst Kre- keler ergänzt: „Bei begründeten Ausnahmen kann man von Grenzen abweichen. So findet man etwa im Bereich Biotechnologie nur we- nige Fonds, die mehr als 100 Millionen Euro Volumen aufweisen.“ Der Herde voraus Auch das Thema Mindestalter, das ein Fonds erreicht haben muss, handhaben die meisten Häuser flexibel. „Eine Gesellschaft wie Fidelity hat bewiesen, dass sie europäi- sche Aktien verwalten kann. In solchen Fällen müsste man nicht abwarten, bis ein neues Pro- dukt drei Jahre Track Record aufgebaut hat“, erläutert Krekeler. Zumal viele Analysten den Anspruch hegen, gute Manager aufzuspüren, bevor der Rest der Herde sie entdeckt und das Volumen anschwillt. „Bei der Auswahl ist es wichtig, der First Mover zu sein und nicht dem Markt hinterherzuhinken“, sagt Krekeler. Mit den Empfehlungen geben die Analys- bank & fonds I bestenlisten der banken Foto: © Targobank, Commerzbank, Dekabank Tom Engel, Targobank: „War es Glück oder eine Wette, die die Performance eines Managers gebracht hat?“ Daniel Gastmann, Commerzbank: „Wir haben alle keine Kristallkugel.“ Dirk Huppert, Dekabank: „Die offene Architektur war nicht unsere Philosophie und ist es auch heute nicht.“ AK TUE L L ER H I NWE I S : Die Fondsanalysten haben sich einen wichtigen Termin für Gespräche mit Portfolio- managern bereits in ihren Kalender eingetragen: FONDS professionell KONGRESS in Mannheim, 25. und 26. Januar 2017. Anmeldung: www.fondsprofessionell.de

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