FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2016
A uf praktisch jedem Fonds-Factsheet steht heute sinngemäß der Satz: „Histo- rische Wertentwicklungen lassen keine Rückschlüsse auf zukünftige Ergebnisse zu.“ Tatsächlich sagt die frühere Performance eines Fonds nur sehr wenig über seine künftigen Chancen aus. Eine Vielzahl an Untersuchun- gen beweist, dass einstige Erfolgsfondsmana- ger häufig schon kurz nach ihrem Höhenflug ans untere Ende der Rankings rutschen. Sind historische Ergebnisse also völlig wertlos? Keineswegs, allerdings ist die rich- tige Interpretation dieser Daten eine Kunst für sich. Dazu gehört aber auch der Blick auf die Faktoren, die den künftigen Erfolg eines Ma- nagers bestimmen. Daraus wuchs ein eigenes Fachgebiet der Finanzindustrie: die Fondsana- lyse. Zu finden sind die entsprechenden Ex- perten oftmals in Banken. Denn diese sehen imWertpapiergeschäft eine der wenigen Spar- ten, wo sie noch Geld verdienen können. Da- her investieren die Geldhäuser auch in diesen Bereich. Einer Umfrage des Analysehaus Dre- scher & Cie. zufolge erwarten die Asset Ma- nager, dass der Volumenanteil von Publikums- fonds, der über Privatbanken, Sparkassen so- wie Volks- und Raiffeisenbanken verkauft wird, weiter steigen wird (siehe Grafik näch- ste Seite). Weil die Institute darauf achten müssen, den Kunden keine „schlechten“ Fonds in die Depots zu legen, beschäftigen die Bankvertriebe Analystenteams, die das Universum der Publikumsfonds nach geeig- neten Produkten durchforsten. Einheitliches Muster Grundsätzlich gehen die Geldhäuser dabei nach einem ähnlichen Muster vor. Zunächst filtern die Experten das große Universum in einer quantitativen Analyse nach Kriterien wie Rendite, Risiko oder Schwankungsanfällig- keit. In einem zweiten Schritt folgt dann die qualitative Analyse. Dabei klopfen die Fonds- selektoren den Investmentprozess, die Erfah- rung des Managers und seines Teams sowie die Vertriebskapazitäten der Fondsgesellschaft und ihr Risikomanagement ab. Am Ende küren die Experten dann je Kategorie einige Manager zu ihren Favoriten – und geben den Anlageberatern in den Filialen vor Ort so einen Werkzeugkasten für den Aufbau der Kundenportfolios an die Hand. Im Detail unterscheiden sich die Auswahl- verfahren der Banken jedoch. Das fängt bei der Frage an, welche Drittanbieter die Institute überhaupt ins Haus lassen. Am restriktivsten geht die Deka vor. Der zentrale Wertpapier- dienstleister der Sparkassen erstellt Empfeh- lungen für den öffentlich-rechtlichen Sektor. Das Haus öffnete 2005 seine Pforten für ex- terne Fondsanbieter. „Damals wurde der An- satz der offenen Architektur heiß diskutiert – und auch von einigen Häusern umgesetzt. Das war damals nicht unsere Philosophie und ist es auch heute nicht“, sagt Dirk Huppert, Lei- ter Vertriebsstrategie bei der Dekabank. „Der Qualitätsaspekt ist uns sehr wichtig. Dem können wir nur gerecht werden, wenn wir mit einer überschaubaren Zahl an Gesellschaften sehr vertrauensvoll zusammenarbeiten.“ Daher lässt die Deka nur Produkte von aus- gewählten Drittanbietern zu. Die Liste enthält zehn Namen, und zwar Blackrock, Columbia Threadneedle, Franklin Templeton, Goldman Sachs, J.P. Morgan Asset Management, Hen- derson sowie Schroders, Swisscanto, Lom- bard Odier und die UBS. „Wir wollen die Sparkassen und Berater nicht mit einem An- gebot überfluten, das wir noch neben unser eigenes stellen. Vielmehr geht es uns darum, auf intelligente Weise den Beratern den Zu- griff auf ergänzende Produkte zu ermögli- chen“, erklärt Huppert den Ansatz. Eingesetzt werden diese geprüften Drittfonds auch in den milliardenschweren Dachfonds der Deka. Großes Universum Den Experten von Commerzbank, Hypo- vereinsbank (HVB) sowie dem genossen- schaftlichen Sektor steht bei der Analyse ein breiteres Spektrum zur Verfügung. „Wir be- trachten grundsätzlich das Gesamtuniversum aller Produkte, die bei Morningstar geführt werden. Das Morningstar-Universum ist also auch unseres“, sagt Rolf Krekeler, Senior Investment Analyst bei Attrax. Die Luxem- burger Tochter der Union Investment erstellt für die Volks- und Raiffeisenbanken die Aus- wahlliste. „Wir betrachten alle Produkte, egal wie die auflegende Gesellschaft heißt, wie groß oder wie alt der Fonds ist.“ Die Targobank geht nicht so weit wie die 282 www.fondsprofessionell.de | 4/2016 bank & fonds I bestenlisten der banken Foto: © Fotolia | BillionPhotos.com Im Interesse ihrer Kunden durchforsten die Fondsanalysten der Banken die Fonds- universen nach Top-Produkten. Wie gehen die Experten bei ihrer Suche vor? Jagd auf Outperformer Die Fondsanalysten der Banken suchen für die Anlageberatung nach aussichtsreichen Managern externer Investment- häuser. Dabei prüfen sie zahlreiche Kriterien.
RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=