FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2016

vertrieb & praxis I volker schilling | greiff capital 238 www.fondsprofessionell.de | 4/2016 Foto: © Marc Pach E in nüchternes Bürogebäude in einem Gewerbegebiet am Rande Freiburgs. Die malerischen Gassen liegen drinnen im mittelalterlichen Herzen der südbadischen Stadt. Hier draußen dominieren dagegen Glasfassaden und Werkstatthallen. Der Blick aus den Büros reicht jedoch weit: Auf der einen Seite über den Rhein hinaus bis ins Elsass, auf der anderen Seite bis zum Schwarzwald. Das sind die neu bezogenen Büros von Greiff Capital, dem von Volker Schilling und Edgar Mitternacht gegründeten Asset Manager. Die Aktiengesellschaft analy- siert Fonds, veröffentlicht den Research- Brief „Der Fonds Analyst“ und verwaltet selbst Portfolios. Vorstand Volker Schilling erläutert die ambitionierten Wachstumspläne der Gesellschaft. Herr Schilling, seit Jahresbeginn heuer- ten Sie Manager an, legten neue Produk- te auf und verschmolzen Fremdport- folios mit eigenen. Was haben Sie vor? Volker Schilling: Mein Ziel muss lauten, die Marke von einer Milliarde Euro verwaltetem Vermögen zu knacken. Ich bin gern Unterneh- mer. Und das heißt auch, dass ich wachsen will. Wenn man als Unternehmer nicht mehr wachsen will, hat man schon das erste Pro- blem: Man schrumpft. Der zweite Punkt ist, dass hierzulande Fondsboutiquen Marktanteile erobern – genau wie im angelsächsischen Raum. Das schaffen aber nicht alle. Überle- ben werden nur die, die eine gewisse Qualität und Größe erreichen. In Deutschland existie- ren nicht viele Boutiquen, die mehr als eine Milliarde Euro verwalten. Gewiss, es gibt die Flossbachs und die Ehrhardts. Aber da ist noch Platz für eine ganze Reihe von Gesell- schaften, die in diese Richtung vordringen können. Hier würde ich gern mit Greiff hin. Sie wollen also eine Boutiquekultur wie in Großbritannien etablieren? Nein, so sieht schlichtweg die Entwicklung der Branche aus. Wachstum hat aber einen weiteren, viel nüchterneren Grund: Wir kön- nen nicht ausschließen, dass sich die Repres- sionen gegen die Finanzbranche noch ver- schärfen. Wir müssen daher ein gewisses Polster an Liquidität und Größe aufbauen. Momentan finden wir eine tolle Situation vor, weil wir viel Geld einsammeln. Aber wir müssen damit rechnen, dass sich die Lage an den Kapitalmärkten eintrübt oder unsere Per- formance mal schwächer ausfällt. Dann muss ich zwei Dinge sichergestellt wissen: eine Diversifikation über Bereiche und sogar eine Diversifikation innerhalb der Bereiche. Wie weit sind Sie gekommen? Als Edgar Mitternacht und ich 2005 die Greiff AG gründeten, fingen wir mit einem Einzel- fonds an, dem Greiff Special Situations. Heute sind daraus fünf Einzelfonds geworden. Wenn einer von denen Probleme hat, gleichen die anderen das aus. Ein breites Ge- schäftsmodell gibt Sicherheit. Greiff ist Arbeitgeber von 15 Menschen. Die sollen nicht um ihre Arbeitsplätze bangen, wenn in der nächsten Finanzkrise Mittel abflie- ßen sollten. Derzeit verwalten wir 600 Millionen Euro, jeweils rund die Hälfte liegt in Einzelfonds, die andere in Dach- fonds. Zu Jahresbeginn standen wir bei nicht einmal 250 Millionen Euro. Sie wollen von Freiburg aus die Repu- blik aufrollen? Das hat schon seinen Grund, warum Edgar und ich Freiburg als Sitz gewählt haben: Hier im Südbadischen läuft alles etwas ruhiger ab. Bis die Nachrichten zu uns ge- drungen sind, ist das Rauschen schon gefiltert. Andere Asset Manager kokettieren ja auch damit, dass sie im Nirgendwo sitzen, etwa in Omaha (lacht) . Es ist ja dank der modernen Technik wirklich wurscht, wo man sitzt. Und uns gefällt die Lebensart hier. Neben der Arbeit muss also noch Zeit für ein bisschen Spaß bleiben? Nicht nur neben der Arbeit, auch bei der Arbeit. Die meiste Zeit unseres Lebens ver- bringen wir mit den Kollegen. Da wäre es dumm, wenn wir ausschließlich Gewinn- maximierung betreiben würden. Wir wollen Freude und Spaß bei der Arbeit haben. Wir schauen uns auch an, ob neue Fondsmanager menschlich zu uns passen. Von einem Dachfondsmanager werden Sie zu einem Dach für Fondsmanager? Ja, das trifft es ganz gut. Wir verfolgen zwei Wege: Der eine ist, Dachfonds aufzunehmen. Der andere ist, Einzelfondsmanagern eine neue Heimat zu bieten. Viele unserer neuen Fonds kamen über ihre Manager zu uns. Die- se wollen nicht mehr in der klassischen Indus- trie arbeiten. Sie wollen einfach nur ihre Ideen umsetzen. Aber sich selbstständig zu machen fällt heutzutage schwer. Der regulatorische Mit nicht einmal 250 Millionen Euro Kundengeld startete Greiff Capital in das Jahr. Doch nun verwaltet das Freiburger Haus mehr als doppelt so viel Vermögen. Vorstand und Mitgründer Volker Schilling erläutert, wie das Wachstum gelang, wie die Zukunftspläne aussehen – und verrät, welche Fallen bei der Expansion lauern. „Mein Ziel ist, die Marke von » Wenn man als Unternehmer nicht mehr wachsen will, hat man schon das erste Problem: Man schrumpft. « Volker Schilling, Greiff Capital Volker Schilling Der Kapitalmarktexperte gründete 1994 mit Markus Flick in Mannheim die Performance AG, eine der ersten unab- hängigen Fondsberatungen. Zudem begann Volker Schil- ling im Research-Brief „Der Fonds Analyst“ regelmäßig Marktentwicklungen, Trends in der Branche und einzelne Produkte zu beleuchten. Im Jahr 2005 gründete Schilling dann mit Edgar Mitternacht Greiff Capital Management. Dort setzte er die Fondsanalyse fort und legte selbst Einzel- und Dachfonds auf. Mittlerweile verwaltet das Haus ein Vermögen von 600 Millionen Euro.

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