FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2016

220 www.fondsprofessionell.de | 4/2016 vertrieb & praxis I deutsche am Foto: © Fotolia I DragonImages N icht nur bei der derzeit arg gebeutelten Deutschen Bank sorgen immer wieder neue Negativschlagzeilen für Unruhe. Auch bei der Fondstochter Deutsche Asset Management liegt einiges im Argen. Das zeigt sich zum einen an prominenten Abgän- gen in Vertrieb und Fondsmanagement – er- wähnt seien beispielhaft der Wechsel von Starmanager Henning Gebhardt zu Berenberg und der Abgang von James Dilworth, Head of Active Asset Management, der einer der vielen Umstrukturierungen zum Opfer fiel. Zum anderen enttäuschen seit geraumer Zeit die Absatzzahlen des früher als Cash-Cow ge- handelten Bereichs. In den ersten neun Mo- naten dieses Jahres zogen Anleger weltweit 29 Milliarden Euro aus Fonds und Mandaten ab, wie jüngste Quartalszahlen der Bank zei- gen. Das entspricht vier Prozent der verwal- teten Assets. Fünf Quartale in Folge musste der Anbieter nun Abflüsse verbuchen. Selbst im Heimatmarkt läuft es nicht mehr rund: Während sich die großen Wettbewerber Union Investment, Deka und Allianz Global Investors in den ersten acht Monaten dieses Jahres über hohe Zuflüsse freuen konnten, ist die Deutsche AM mit sechs Milliarden Euro Abflüssen der Verlierer der BVI-Statistik. Ein großer Teil davon ist auf die ETF-Sparte DB X-Trackers zurückzuführen. Das zeigen Zah- len aus dem eigenen Haus: Deutsche Bank Markets Research zufolge verkauften Anleger von Anfang Januar bis Ende Oktober europa- weit X-Trackers-ETFs im Wert von 4,5 Mil- liarden Euro. Seit Jahresbeginn ist das verwal- tete Vermögen der Sparte damit um acht Pro- zent gesunken. Weltweit summieren sich die Abflüsse aus ETFs der Deutschen Bank in diesem Zeitraum sogar auf 11,5 Milliarden US-Dollar. Und das in einer Phase, in der das ETF-Geschäft weltweit boomt: Branchenpri- mus Blackrock sammelte mit seinen iShares- ETFs seit Jahresbeginn satte 90,4 Milliarden US-Dollar ein, Vanguard, die Nummer zwei, kommt auf 75,2 Milliarden Dollar. Ob die Achterbahnfahrt an der Spitze der Deutschen AM daran schuld ist, wie gemun- kelt wird, ist unklar, plausibel wäre diese Er- klärung. Im Zuge der anhaltenden personellen und strukturellen Umbauten im Zusammen- hang mit dem Übergang des Vorstandspostens von Anshu Jain zu John Cryan Mitte vergan- genen Jahres musste am Ende auch Jains en- ger Vertrauter und früherer Chef der Fonds- sparte, Michele Faissola, seinen Hut nehmen. Kurz darauf wurde auch Dario Schiraldi, als Head of Global Client Group Leiter der welt- weiten Vertriebsaktivitäten der Deutschen Asset Management, geschasst. Beide Italiener waren zu dieser Zeit bereits im Visier der Mailänder Staatsanwaltschaft, die ihnen vorwarf, der Krisenbank Monte dei Paschi di Siena bei der Fälschung ihrer Bücher geholfen zu haben. Zu den Vorwürfen äußerten sich die beiden bislang nicht öffentlich. Auf Faissola folgte Quintin Price, der aber nach nur wenigen Monaten krankheitsbedingt wieder ausscheiden musste. Price, ein ehe- maliger Blackrock-Manager, übergab das Zepter interimsmäßig an Jon Eilbeck, der schon unter Faissola als COO das operative Geschäft geleitet hatte. Im Oktober trat schließlich Nicolas Moreau das Amt an. Damit steht der dritte Chef innerhalb von nur einem Jahr an der Spitze der Sparte. Investmentbanker übernehmen Die tatsächlichen Gründe für die Entwick- lung bei Deutschlands größtem Asset Mana- ger liegen aber offenbar sehr viel tiefer, näm- lich in den umfangreichen personellen Neu- besetzungen von Schlüsselpositionen, die die Deutsche AM in den vergangenen Jahren er- fahren hat. Denn was vielen außenstehenden Beobachtern im Zusammenhang mit den Um- strukturierungsarbeiten nicht aufgefallen ist: Inzwischen haben sich offensichtlich zahl- reiche ehemalige Investmentbanker, denen der Weg zurück in die Investmentbank versperrt war, einen warmen Platz am Ofen der Deut- schen AM gesichert. Böse Zungen sprechen in diesem Zusammenhang gar von einer Art „feindlicher Übernahme“. „Inzwischen“, so ein Mitarbeiter der Deutschen AM gegenüber FONDS professionell, „sind im Asset Ma- nagement zum Teil Leute am Ruder, die zuerst das Investmentbanking des Mutter- konzerns an die Wand gefahren haben und jetzt für das Fondsgeschäft verantwortlich sind, von dem sie aber im Grunde keine blasse Ahnung haben.“ Aber der Reihe nach. Angefangen hat das alles schon im Jahr 2012, als der damals noch amtierende Deutsche-Bank-Chef Anshu Jain Bei der Deutschen Asset Management ziehen inzwischen ehemalige Investment- banker die Fäden. Insider bezweifeln, dass das auf Dauer gut gehen wird. Feindliche Übernahme ? Das interne Tauziehen in der Deutschen Bank und in ihrer Fondstochter schaden Deutschlands größtem Investment- haus inzwischen nicht nur in seinem Ansehen – seit Jahresbeginn summieren sich Abflüsse in Milliardenhöhe.

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