FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2016
von einer professionellen Finanzberatung aus- geschlossen, weil sie sich diese nicht mehr leisten können oder wollen. Dennoch: Wir wä- ren auf ein Provisionsverbot vorbereitet, falls es kommen sollte, denn auch wir denken da- rüber nach, was in fünf Jahren passieren kann. Das zur Perspektive. Operativ ist es natürlich so, dass wir den Banken an vielen Stellen da- bei helfen, die Qualität ihrer Dienstleistung zu heben, sei es mit der Ausbildung der Berater, den Systemen oder der Dokumentation. Eine Möglichkeit für Banken, Provisio- nen auch in Zukunft zu rechtfertigen, ist das Angebot einer breiten Produktpalet- te. Befürchten Sie, dass die Volks- und Raiffeisenbanken künftig verstärkt mit anderen Fondsanbietern zusammenar- beiten werden? Das ist eine interessante Frage, die wir für uns jedoch strategisch schon beantwortet haben: Wir bieten bereits seit vielen Jahren nicht nur Fonds von Union Investment an, sondern über Attrax auch Drittfonds. Uns ist bewusst, dass nicht jede Genossenschaftsbank immer nur mit unseren Fonds arbeiten wird, gerade im gehobenen Kundensegment. Bevor wir Attrax 2004 übernommen haben, stand die Frage im Raum, ob wir damit das eigene Geschäft kan- nibalisieren. Das Gegenteil ist eingetreten. Unser strategisches Ziel war es, das Geld in den Verbund zurückzuholen, das unsere Kunden in Fonds anderer Anbieter investiert hatten. Diese Rechnung ging auf: Das über Attrax betreute Vermögen ist seit der Über- nahme von vier auf über 40 Milliarden Euro gestiegen. Wenn man authentisch sowohl eigene als auch Drittfonds anbietet, ist das okay. Letztlich findet die Abstimmung mit den Füßen statt. Das weitaus meiste Geld aus den Genossenschaftsbanken fließt in Fonds unseres Hauses, weil wir mit Blick auf Per- formance, Verlässlichkeit und vertrauensvolle Zusammenarbeit offensichtlich einen guten Job machen. Union Investment bietet über Luxem- burg auch eine fondsgebundene Vermö- gensverwaltung namens „Point“ an. Das Volumen ist im vergangenen Jahr zwar deutlich gestiegen, bleibt mit rund 700 Millionen Euro aber überschaubar. For- cieren Sie dieses Geschäft – auch mit Blick auf Mifid II? Ja, natürlich. Ein solches Angebot ist für die Kunden sinnvoll, aber auch für die Bank und uns als Asset Manager, denn mit einer Fonds- vermögensverwaltung fällt es leicht, regula- torisch auf der sicheren Seite zu sein. Zu „Point“ müssen Sie allerdings wissen, dass das verwaltete Volumen schon mal größer war. Das Angebot stammt aus einer Zeit, als der Standort Luxemburg in Mode war, schon aus steuerlichen Gründen. Wir denken eher darüber nach, ein ähnliches Produkt in Deutschland aufzubauen. Eine Fondsvermö- gensverwaltung wäre nach den Multi-Asset- Portfolios der nächste Schritt in der Evolution unserer Produktpalette. Wagen Sie mal einen Blick noch weiter in die Zukunft: Wie sieht Geldanlage in zehn Jahren aus? In zehn Jahren? Da bin ich in Rente (lacht) . Scherz beiseite: Wie Sie wissen, werden Fonds nicht gekauft, sondern verkauft. Nie- mand kommt in die Bank mit dem Wunsch, einen Fonds zu kaufen. Daran wird sich nichts ändern. Darum wird Beratung immer ein zen- traler Punkt dafür sein, ob Geldanlage statt- findet oder nicht. Ob diese Beratung künftig in der Filiale oder online per Video geschieht, sei dahingestellt, aber sie wird zu einem großen Teil nach wie vor von Angesicht zu Angesicht passieren. Das ist so, weil es sich bei der Geldanlage um ein Vertrauensgut han- delt. Online-Shopping funktioniert meist nur mit Erfahrungsgütern: Sie bestellen etwas, es wird geliefert, und das Produkt passt oder auch nicht. Das ist bei der Geldanlage anders. Eine Altersvorsorge können Sie nicht zigmal ausprobieren, Sie brauchen Vertrauen in das Produkt und in den Berater. Darum bin ich überzeugt davon, dass die viel beschworene Disruption, bei der analoge Kanäle eins zu eins durch digitale Kanäle ersetzt werden, bei der Geldanlage nicht in dem Maße stattfinden wird, wie wir das beim Girokonto oder dem Ratenkredit bereits erleben. Das heißt nicht, dass wir uns nicht trotzdem mit digitalen Lösungen auseinandersetzen müssen. Aber der Berater wird nicht überflüssig werden. Vielen Dank für das Gespräch. BERND MIKOSCH | FP Hans Joachim Reinke: „Beratung wird immer ein zentraler Punkt dafür sein, ob Geldanlage stattfindet oder nicht. Ob diese Beratung künftig in der Filiale oder online per Video geschieht, sei dahingestellt.“ » Eine Fondsvermögens- verwaltung wäre nach den Multi-Asset-Portfolios der nächste Schritt in der Evolution unserer Produktpalette. « Hans Joachim Reinke, Union Investment vertrieb & praxis I hans joachim reinke | union investment Foto: © Axel Gaube 212 www.fondsprofessionell.de | 4/2016 Reinke über Robo-Beratung: QR-Code scannen oder www.fponline.de/REINKE416 eingeben
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