FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2016
183 www.fondsprofessionell.de | 4/2016 nämlich dass diese Partner nicht nur Abwick- lungspartner sein werden, sondern vielmehr eine Art Impulsgeber in Form eines Service, mit dem man dem Berater den Rücken freihält, damit der auch künftig genügend Zeit findet, sich um seine Hauptaufgabe, die Beratung, zu kümmern. Guido Bauer (Franz Heinrich Bauer Asset Ma- nagement): Auch ich gehe davon aus, dass die Branche künftig wesentlich professioneller auf- gestellt sein wird, gerade im Bereich der freien Finanzdienstleistung. Meine Hoffnung ist aller- dings, dass mehr Professionalisierung am Ende nicht dazu führt, dass Möglichkeiten der Indivi- dualisierung zu kurz kommen, etwa wenn es dann nur noch möglich sein sollte, auf Standard- produkte zurückzugreifen. In bestimmten Berei- chen und Größenordnungen wird es natürlich ohne eine gewisse Standardisierung nicht gehen. Georg Kornmayer (Fondsnet): Darüber hinaus wird es aus meiner Sicht unweigerlich zu einer Spezialisierung auf Seiten der Berater kommen müssen. Es wird nicht mehr den Allfinanzberater geben, der alle Dienstleistungen von der Gewer- beversicherung bis hin zur professionellen Ver- mögensverwaltung wird anbieten können. Denn er wird künftig nicht mehr alle Geschäftsberei- che wirklich perfekt abwickeln können, zumin- dest nicht ohne Hilfe von außen. Deshalb muss man ehrlicherweise einräumen, dass, auch wenn die Maklerpools in Deutschland mittlerweile ei- gentlich durch die Bank eine hervorragende Un- terstützung liefern, es trotzdem so sein wird, dass ein Berater seine Spezialisierung wird suchen und finden müssen. Auch wenn die Zahlen im Beraterregister zuletzt wieder gestiegen sind, so wird es früher oder später dazu kommen, dass die Zahl der wirklich am Markt relevanten Marktteilnehmer abnehmen wird, die verwalte- ten Volumina pro Berater aber deutlich größer werden. Das ist eine Tendenz, die wir schon heute beobachten und die früher oder später das Thema Professionalisierung noch stärker voran- treiben wird. Lang: Das ist eine Entwicklung, die im Übrigen gepaart sein wird mit erheblichen Veränderungen der Vergütungsstrukturen. Im Versicherungsbe- reich ist das schon heute vor dem Hintergrund des Lebensversicherungsreformgesetzes erkenn- bar, und in der Krankenversicherung haben wir es durch entsprechende Provisionsdeckelungen oder auch die Verteilung der Provisionsauszah- lung erlebt. Der Wille des Gesetzgebers, zu Gun- sten der Verbraucher zu einer Entlastung auf der Gebührenseite zu kommen, wird weiterhin die Zukunft der Beratung bestimmen. Auch im Investmentbereich wird der Trend einer Ab- kehr von klassischen Vergütungsströmen wie Ausgabeaufschlag und Bestandsvergü- tung hin zu auf Servicegebühren basieren- den Modelle oder Vermögensverwaltungs- lösungen anhalten. Schon allein deshalb wird es ohne eine stärkere Professionalisie- rung des Beraters künftig nicht mehr gehen. Von daher teile ich die Meinung von Herrn Kornmayer, dass im Zuge dieser Entwick- lung der Kuchen für den einzelnen Vermitt- ler sogar größer werden wird. Heuser: Nicht erwähnt wurde bisher das Thema Honorarberatung. Ist dieses The- ma so uninteressant geworden angesichts eines goldenen Mittelwegs, der Service- gebühr heißt? Kornmayer: Ich glaube, dass die Honorar- beratung wirklich ein sehr guter Weg für Kunden ist, die diesen Vergütungsweg be- wusst suchen. Für die breite Masse von Kunden wird das aber auch künftig mit Si- cherheit keine Möglichkeit sein. Ich gehe aber auch davon aus, dass die Frage der op- timalen Vergütungsform immer mehr in den Hintergrund treten wird, weil die Kun- den künftig durch eine immer größere Transpa- renz der Gebührenstrukturen relativ leicht selbst werden erkennen können, welches die für sie günstigste Beratungsform sein wird. Deshalb wird auch der von Herrn Bauer angesprochene Aspekt der Möglichkeit einer individuellen Be- treuung von Kunden, vor allem von vermögen- den Kunden, an Bedeutung gewinnen. Denn nur darüber kann ein Berater am Ende seinen eige- nen Mehrwert unter Beweis stellen. Marco Schmitz (AAB Asset Services): Ich erwar- te ebenfalls, dass es aufgrund neuer regulatori- scher Vorgaben zu einer Art darwinistischem Prozess in der Branche kommen wird. Für Be- wegung wird aber aus meiner Sicht noch eine ganz andere Entwicklung sorgen. Das sind ent- sprechende Anpassungen an das kommende In- vestmentsteuergesetz. Durch den Wegfall des so- genannten Grandfathering werden sehr viele Alt- modelle, die ohnehin nur noch aufgrund ihres bisher geltenden und künftig wegfallenden Steu- ervorteils ihre Daseinsberechtigung haben, auf den Prüfstand kommen, und zwar unabhängig von der Frage der Vergütung. Aus meiner Sicht wird es dabei sehr spannend sein zu beobachten, wie vor allem Banken auf dieses neue Thema reagieren werden. Ich gehe jedenfalls nicht da- von aus, dass die Institute, ob nun Bank, Spar- kasse oder Volksbank, in dieser Frage schon eine finale Entscheidung hinsichtlich ihrer künftig an- gebotenen Modelle getroffen haben. Andererseits aber wird die jeweilige Entscheidung natürlich auch eine Art Rückkopplungseffekt auf den frei- en Finanzdienstleistermarkt haben. Heuser: Fragen wir in diesem Zusammen- hang doch Herrn Gründl als Bankenvertre- ter, was sein Institut in dieser Hinsicht plant. Sascha Gründl (Fürstlich Castell’sche Bank): Auch ich gehe davon aus, dass es in Deutsch- Sascha Gründl (Fürstlich Castell’sche Bank): „Für die Mehrzahl der Kunden sind Vermögensverwaltungsdepots und andere vermögensverwaltende Konzepte vorteilhaft.“ » Es wird sich meines Erachtens nicht viel daran ändern, dass man als freier Finanzberater auch künftig in der Lage sein muss, sein Hauptaugenmerk auf die professionelle Verwaltung von Kundenvermögen zu legen. « Dieter Deckenbach, Finanzcontor Deckenbach
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