FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2016

164 www.fondsprofessionell.de | 4/2016 sachwerte I mpc Foto: © Fotolia | chrisberic E ine Erfolgsmeldung für Inhaber von Schiffsbeteiligungen – kann es das überhaupt noch geben? Sicher, Ende September erhielten ein paar hundert Investoren die Nachricht, dass der Fonds- manager MPC Capital acht Container- schiffe der „Star“-Flotte an deren Charterer verkauft habe. Das Transaktionsvolumen betrug nach Unternehmensangaben 398 Millionen US-Dollar, die durchschnittliche Rendite für die Anleger lag damit bei sechs Prozent pro Jahr. Damit gelang dem Emissionshaus etwas, das bei Schiffsfonds inzwischen leider Seltenheitswert hat. Absprung aus der Krise Bei dem veräußerten Portfolio geht es um die „M-Star“-Schiffe mit einer Lade- kapazität von jeweils 8.450 Standardcon- tainern (TEU). Sie wurden in den Jahren 2004 bis 2007 gebaut und stehen seither bei MSM Chartering, einer Tochtergesell- schaft von Maersk Line, beziehungsweise bei Sub-Charterern in Dienst. Die Privatanle- ger investierten in die Schiffsfonds insgesamt 175 Millionen Euro (siehe Tabelle). Ein attraktives Detail dieses Investments bestand in dem Fixchartervertrag über 15 Jahre. Dabei besaß der Charterer eine Ver- längerungsoptionen für die Beschäftigung und Kaufoptionen für die Schiffe nach Ablauf von zehn, 15 und 20 Jahren. Im Dezember 2015 legte MSM Chartering nun ein Kaufangebot vor, das im ersten Halbjahr 2016 ausver- handelt und im Juli den Anlegern vorgelegt wurde. Die positive Entwicklung der Fonds ist umso erfreulicher, wenn man berücksichtigt, dass sich die Containerschifffahrt schon im achten Jahr einer heftigen Krise befin- det. Das Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) aus Bremen berichtete Mitte Juli im Auftrag von MPC: „Die Branche leidet zur Mitte des Jahres 2016 unter der Überkapazität, die sich grob anhand der Kapazität der inaktiven Ein- heiten abschätzen lässt. Angaben von Alphaliner zufolge belief sich diese inak- tive Kapazität Anfang Juli 2016 auf 266 Schiffe. (...) Der Ausblick für die zweite Jahreshälfte kann nicht optimistisch ausfal- len.“ Die ISL-Experten gehen zwar davon aus, dass die Reedereien weiterhin viele alte Schiffe verschrotten werden. Allerdings kom- men laufend neu gebaute Schiffe auf den Markt, mit denen die Flotte und das Überan- gebot wachsen, weil die Nachfrage schwach bleibt. „Der saisonale Abschwung in der zweiten Jahreshälfte dürfte ebenfalls dazu beitragen, dass sich keine nennenswerten Stei- gerungen der Charterraten am Markt etablie- ren werden“ , so ISL. Charterer zahlte ohne Abstriche MPC legte den ISL-Bericht dem Anleger- schreiben zur Abstimmung über den Ver- kauf bei. Die Fondsmanager gaben an, dass von der schlechten Situation am Con- tainermarkt erstmals auch Schiffe der Größenordnung der „Star“-Flotte betroffen seien. „Während die Charterraten für die- se Schiffsgrößen auch in den vergangenen Jahren der Schifffahrtskrise auf einem Niveau von rund 30.000 US-Dollar pro Tag und damit unverändert auf Kalkula- tionsniveau blieben, sind die Raten seit Mitte Dezember 2015 nur noch auf einem Niveau von 8.500 US-Dollar“ , heißt es im Anlegerschreiben von MPC. Die MPC-Schiffe verdienten bei MSM rund 32.000 US-Dollar, die ohne Abstriche gezahlt wurden. Für den Charterer be- deutete das: Er zahlte ein Vielfaches der aktuell marktüblichen Miete. MPC formte daraus ein Argument für den Exit: „Je hö- her die Differenz zwischen vereinbarter Charterrate und Marktniveau, desto inter- essanter stellt sich für den Charterer die Möglichkeit dar, die Schiffe zu kaufen (...) in der Hoffnung, die Schiffe auf eigene Rech- nung günstiger betreiben zu können.“ Gewinn realisiert MPC hatte den Anlegern geraten, bei einer Abstimmung innerhalb der Fonds für den Ver- kauf der Schiffe zu stimmen, weil das Kauf- angebot in der aktuellen Marktsituation „sehr attraktiv“ sei. Gleichwohl legte MPC eine Kalkulation für den Weiterbetrieb der Schiffe vor. Hätten die Fonds die Schiffe bis zum Ende der Festcharter behalten, wären die er- warteten Gesamtauszahlungen an die Anleger zwar um einige Prozent höher ausgefallen, diese Prognose sei aber wegen der Schiff- fahrtskrise und wegen des zunehmenden Alters der Schiffe mit erheblichen Risiken verbunden. „Bei einer Entscheidung für das Szenario Verkauf sind die Rückflüsse weitgehend planbar, und es verbleibt nur ein sehr geringes Restrisiko“ , so MPC. Davon haben sich die Anleger überzeu- gen lassen – und lieber Kasse gemacht, als die Risiken kommender Jahre in Kauf zu nehmen. ALEXANDER ENDLWEBER | FP Ein Flottenverkauf an einen Charterer bescherte einigen hundert MPC-Schiffs- fondsanlegern ein erfreuliches Ende ihres langjährigen Engagements. Happy End Schiffsfonds bescherten Anlegern in den vergangenen Jahren oft hohe Verluste. MPC ist nun ein lukrativer Verkauf geglückt. Die verkaufte „Star“-Flotte von MPC Bau- Fonds- Eigen- Schiff jahr volumen* kapital* MS Mahler Star** 2006 71,449 Mio. 25,037 Mio. MS Michelangelo Star** 2005 71,619 Mio. 22,681 Mio. MS Miro Star** 2005 70,974 Mio. 22,646 Mio. MS Manet Star 2005 73,728 Mio. 22,898 Mio. MS Mendelssohn Star 2006 86,445 Mio. 30,445 Mio. MS Menotti Star 2007 87,747 Mio. 31,747 Mio. Pro Schiff wurde ein Fonds aufgelegt und platziert. *in Euro | **Diese Schiffe wurden auch in Österreich angeboten. Die Schiffe MS Mondriaan Star und MS Monteverdi Star waren Private Placements, für die es keinen Fondsprospekt gibt. Quelle: MPC

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