FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2016
Was passiert, wenn sich das finanzierte Projektunternehmen nicht an die Infor- mationspflichten hält? El Mallouki: Für diesen Fall haben die meis- ten Plattformen Sanktionsmechanismen ein- geführt. Die Plattform kann die Investoren nur informieren, wenn sie selbst Infos bekommt. Sanktionen sind schlecht, wenn es den Unternehmen finanziell nicht gut geht. Fricke: Umso größer ist der Anreiz, dass man sein Reporting pünktlich liefert. Das kostet nicht mehr oder weniger Geld. In der Praxis sind Kommunikation und Transparenz nicht zufriedenstellend, ins- besondere wenn es nicht so rund oder gar nicht gut läuft. Glauben Sie wirklich, dass Geldstrafen dagegen helfen? Fricke: Es ist in dieser jungen Branche noch eine Lernkurve notwendig. Und wir können das große Marktpotenzial nur ausschöpfen, wenn nachhaltig gearbeitet wird. Das bedeu- tet: Mindestqualitätsrichtlinien für Transpa- renz, Kommunikation, Interaktion zwischen den Plattformen, Unternehmen und Investoren müssen geschaffen und eingehalten werden. Es muss aber die Bereitschaft geben, sich einzugestehen, dass das notwendig ist. Die ist in vielen Fällen nicht vorhanden, weil es auch so irgendwie läuft. El Mallouki: Es gibt Plattformen, die größere Pleiten hinnehmen mussten, die öffentlich be- kannt geworden sind. Eine Plattform dümpelt seitdem vor sich hin. Die sammelt nicht mehr in zwei Stunden 300.000 Euro ein, wie sie das vielleicht noch vor einem Jahr gemacht hat. Die Anleger denken also darüber nach, ob das die richtige Plattform ist oder nicht. Fricke: Die meisten Marktteilnehmer wollen ordentliche Arbeit machen, weil ihnen klar ist, dass man langfristig nur damit erfolgreich ist. Investorenvertrauen ist schwer erarbeitet und ganz schnell verloren. Das gilt auch für die Zusammenarbeit mit Vertriebspartnern. Alle Verbandsmitglieder unterstützen die neuen Standards. Es wird aber immer wieder Markt- teilnehmer geben, die glauben, dass sie erfolg- reicher sind, wenn sie das anders machen. Was machen Sie denn mit Mitgliedern, die sich nicht an die Standards halten? Ihre Reaktion darauf ist für die Glaub- würdigkeit des Verbands wichtig. Fricke: Wenn es Beschwerden beim Verband gibt, muss sich der Vorstand darum kümmern. Im Übrigen sitzen die Investoren im „Driver’s Seat“. Sie können fordern, dass sich die Platt- formen an die Standards halten, weil sie sonst 155 www.fondsprofessionell.de | 4/2016 Chance für den Vertrieb“ » Investoren- vertrauen ist schwer erarbeitet und schnell verloren. Das gilt auch für die Zusammenarbeit mit dem Vertrieb. « Uli Fricke, Fundernation
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