FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2016

122 www.fondsprofessionell.de | 4/2016 henkurse würden nachgeben. Im Fall der Fälle würde die EZB wohl ein „temporäres Über- schießen“ der Inflation über ihr Ziel von zwei Prozent tolerieren, um die Konjunktur nicht zu gefährden und keine neue Staatsschulden- krise zu provozieren, glaubt Mumm. Igor de Maack, Fondsmanager bei der fran- zösischen Investmentboutique DNCA, rät bereits seit einiger Zeit von langlaufenden An- leihen ab. „Der sichere Anleihenhafen könnte schnell zur Anleihenhölle werden“, betont er. In der Eurozone sei die Inflation zwar immer noch niedrig. Mit zuletzt 0,4 Prozent habe sie allerdings den höchsten Stand seit Juli 2014 erreicht. Ihn beunruhigt folgende Beobach- tung: „Genauso wie in den 1980ern niemand erwartet hätte, dass die Inflation 30 Jahre spä- ter bei null Prozent liegt, glauben jetzt viele Investoren nicht, dass es jemals wieder zu einer Inflation kommen könnte.“ Anthony Doyle, Investment Director im Fixed-Interest-Team bei M&G Investments, pflichtet ihm bei. Er weist darauf hin, dass die Duration, also die Kapitalbindungsdauer, globaler Anleihenportfolios im Schnitt bei fast sieben Jahren liegt. „Wenn Inflation und Leit- zinsen wieder ansteigen, könnten die Anleger hohe Verluste erleiden“, warnt er. Gefragter Inflationsschutz Zahlreiche Investoren stellen sich schon auf steigende Inflationsraten ein: In der letzten Oktoberwoche pumpten Anleger weltweit mehr als eine Milliarde US-Dollar in Fonds, die auf inflationsgeschützte Anleihen setzen, berichtet der Datenanbieter EPFR Global. Einen höheren Wert auf Wochenbasis habe man in der Historie bislang nur einmal beob- achten können, so die EPFR-Analysten. Auch Pioneer Investments ist davon über- zeugt, dass plötzliche Inflationsschübe für Investoren eine ernstzunehmende Bedrohung sind – und hat als Antwort eine globale, infla- tionsgeschützte Anlagestrategie entwickelt. „Die Strategie ist darauf ausgerichtet, sowohl die Kaufkraft als auch die Renditen vor den Auswirkungen einer Inflation zu schützen. Dafür setzt das Portfoliomanagement auf glo- bale, inflationsgeschützte Anleihen mit nied- riger Duration“, sagt Pioneer-Deutschlandche- fin Evi C. Vogl. Ziel der Strategie sind Schutz vor Inflationsdruck und reale Renditen im ge- samten Konjunkturzyklus. Der erste Fonds, der auf dem neuen Modell aufbaut, ist der Pioneer Global Inflation-Linked Short-Term. Mit welchen Anlageklassen Anleger in wel- chem inflationären Umfeld am besten aufge- stellt sind, hat unlängst Sal. Oppenheim un- tersucht. Lars Edler, Co-Chief Investment Of- ficer der Kölner Privatbank, ging mit seinem Team der Frage nach, ob Aktien, Anleihen, Immobilien, Öl, Gold und Cash einen Infla- tions- beziehungsweise Deflationsschutz bie- ten – basierend auf Daten aus den USA, die bis ins Jahr 1900 zurückreichen (siehe Gra- fik). Der lange Untersuchungszeitraum lässt der Bank zufolge belastbare Rückschlüsse darauf zu, wie sich die Vermögensklassen in unterschiedlichen Inflationsregimes verhalten. Aktien helfen „Aktien boten in der Vergangenheit den besten Inflationsschutz“, sagt Edler. „Nur bei hohen Inflationsraten wie in den 1970er-Jah- ren verloren Anleger mit ihnen Geld. Damals schlug die Stunde von Gold und Rohöl.“ Bei einer Preissteigerung zwischen vier und acht Prozent boten diese beiden Rohstoffe jedoch keinen Inflationsschutz – auch hier waren Ak- tien die mit Abstand beste Wahl fürs Portfolio. Das Gleiche galt in Deflationsphasen, in de- nen Aktien in der Vergangenheit ebenfalls nicht zu schlagen waren. Anleiheninvestments belegten in Jahren mit Deflation oder mode- raten Inflationsraten von bis zu vier Prozent im realen Renditevergleich den zweiten Platz hinter Aktien. Bei einer Preissteigerung zwi- schen vier und acht Prozent schnitten Immo- bilien deutlich besser ab als Renten. Eine Inflation in dieser Größenordnung käme vielleicht auch Donald Trump zupass. Der Mann ist schließlich Eigentümer milliar- denschwerer Immobilien. BERND MIKOSCH | FP markt & strategie I inflation Evi C. Vogl, Pioneer Investments: „Es gilt, sowohl Kauf- kraft als auch Renditen vor einer Inflation zu schützen.“ Lars Edler, Sal. Oppenheim: „Aktien boten in der Vergangenheit den besten Inflationsschutz.“ Inflationäre Entwicklung Reale annualisierte Jahresperformance diverser Anlageklassen 1900 bis 2015 Historisch gesehen bieten Aktien in fast jedem Umfeld die höchsten Renditen. Nur bei sehr hoher Inflation fahren Anleger mit Rohstoffen wie Öl oder Gold besser. *Immobilien ohne Mieteinnahmen, Quelle: Sal. Oppenheim reale Jahresperformance -10 % -5 % 0 % 5 % 10 % 15 % 20 % Gold Ölpreis Immobilien* Kasse Renten Aktien 0 % bis 4 % Inflation Über 8 % Inflation 4 % bis 8 % Inflation Deflation 11,5 % -3,4 % 3,2 % 6,7 % 9,5 % -0,9 % 18,4 % -1,8 % -6,6 % -8,2 % 7,2 % -9 % Foto: © Sal. Oppenheim, Pioneer

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