FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2016

markt & strategie I rohstoffmarkt Keine rosigen Aussichten: Chinas Schwäche belastet die Märkte weiter Liegt die Rohstoff-Baisse schon hinter uns? 110 www.fondsprofessionell.de | 4/2016 Öl, Gold und Co.: Ein Überblick Als Ursache des Preisverfalls bei Rohstoffen wird die seit Ausbruch der Finanzkrise herrschende Wachs- tumsschwäche der Weltwirtschaft gesehen. In Kom- bination mit bestehenden Überkapazitäten drückte sie auf die Kurse. Eine Rohstoff-Hausse ist ohne Trend- wende beim Wachstum daher unwahrscheinlich. Den stärksten Einfluss auf die Preisbildung an den Weltmärkten hat die Volksrepublik China. Das bevöl- kerungsreichste Land der Erde ist in vielen Sektoren auch zum wichtigsten Verbraucher geworden. Chinas ungelöste strukturelle Probleme stehen einer Rohstoff- Hausse im Weg. Quelle: Landesbank Baden-Württemberg Markieren die steigenden Preise bei etlichen Rohstoffen seit Anfang dieses Jahres eine Ende der Baisse, oder handelt es sich um eine Bullenfalle? L angfristig, so haben einige ernstzunehmen- de Analysen ergeben, werden Rohstoffe billiger. Entlang der gesamten Wertschöp- fungskette versuchen alle Akteure Rohstoffe bil- liger zu fördern, effizienter zu nutzen oder mög- lichst gleich ganz zu ersetzen. Betrachtet man die Preise von Rohstoffen über extrem lange Zeiträume, dann sinken sie tendenziell. Das än- dert allerdings nichts daran, dass diese Entwick- lung nicht linear, sondern zyklisch verläuft und von beträchtlichen Preisschwankungen begleitet wird. Der Abstand zwischen einem solchen zy- klischen Tief und dem einige Jahre darauf fol- genden Hoch kann etliche hundert Prozent be- tragen, was ein Investment auch dann interessant macht, wenn man nicht davon ausgeht, dass ein Commodity in Zukunft tendenziell nur teurer wird. Das Risiko darf dabei nicht unterschätzt werden. Wie stark eine zyklische Abwärtsbe- wegung ausfallen kann, konnte man seit 2011 beobachten. Auslöser waren ein globaler Wirt- schaftsabschwung sowie die aufgrund der davor stark gestiegenen Preise vorliegende Überpro- duktion. Beim Erdöl – nach wie vor der wich- tigste Rohstoff – betrug der maximale Kursver- lust zwischen dem Hoch im März 2012 und dem Tief im Januar 2016 rund 78 Prozent. Erst seit ein paar Monaten scheint sich der Trend langsam wieder umzukehren. Bislang ist aber nicht klar, ob die jüngsten Preisanstiege fundamental begründet sind oder ob wir es mit einer technischen Reaktion auf den Absturz zu tun haben. DANIEL WINKELMEIER | FP Weltweites BIP-Wachstum Anteil Chinas an der weltweiten Nachfrage 0 % 1 % -1 % 2 % 3 % 4 % 5 % 2005 2006 16* * Prognose 17* 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 0 % 5 % 10 % 15 % 20 % 25 % 30 % 35 % 40 % 45 % 50 % Palladium Platin Silber Gold Kohle Rohöl Erdgas Zink Nickel Kupfer Blei Aluminium Schwellenländer Entwickelte Volkswirtschaften +21,9 % +13,3 % -36 % +8,1 -35,2 % +5,7 % -28,4 % Gemessen am Bloomberg Commodity Index (hier ver- glichen mit Aktien und Renten) hat der Rohstoffbe- reich eine achtjährige Baisse hinter sich. Anfang 2016 bewegte sich das Indexniveau wieder in Regionen wie kurz nach dem Millennium, von „Superzyklus“ keine Spur mehr. Ein Blick auf den Verlauf der Bloomberg- Subindizes zeigt, dass über die vergangenen Jahre alle Sektoren Preisabschläge zu verzeichnen hatten. Die rote Laterne geht jedoch klar an den Energiebereich. 2016 vollzog der Markt bisher eine 180-Grad-Wende. Quelle: Bloomberg Entwicklung des Bloomberg Commodity Index und … … der Bloomberg-Commodity-Subindizes 1997 0 50 100 150 JP Morgan Global Aggregate Bond Index MSCI World Index Bloomberg Commodity Index Total Return Über 5 Jahre Year to date 200 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 -64,8 % Energie Industrie Edelmetalle Agrar

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