FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2015
96 www.fondsprofessionell.at | 4/2015 markt & strategie I mittelzu- und -abflüsse Foto: © DJE Kapital N ach den turbulenten Sommermonaten konnten Anleger im Oktober wieder aufatmen. Das zeigt zumindest ein Blick auf das FONDS professionell Fonds- barometer, das monatlich eine aktuelle Perfor- manceübersicht der FIAP-Aktienfonds-Indi- zes liefert. Nachdem der Pfeil im August bei allen 63 Regionen-, Themen- und Branchen- fondsindizes nach unten zeigte und auch im September lediglich zwei der beobachteten Marktindizes ein Monatsplus auswiesen, prä- sentierte sich der Oktober wieder durchge- hend freundlich. Keiner der Indizes beendete den Monat im Minus. Immerhin dürfte ein Teil der Investoren die tieferen Kurse nach der Korrektur als Kaufgelegenheit betrachtet ha- ben und zeigte sich wieder deutlich risikobe- reiter. Das lässt sich auch aus der aktuellen Auswertung der Mittelzu- und -abfluss-Statis- tik von Software-Systems.at klar herauslesen. Denn der Trend zeigte bei Aktienfonds zulas- ten von Anleihen- und Geldmarktfonds wie- der nach oben (siehe Tabelle nächste Seite). Ein genauer Blick auf die Statistik zeigt dabei, dass vor allem europäische Aktienfonds zu den Favoriten der Anleger zählten. EZB spielt ein gefährliches Spiel Neben der Geldflut der Europäischen Zen- tralbank profitieren die Börsen der Alten Welt derzeit auch von einer Vielzahl weiterer Po- sitivfaktoren, wie Jens Ehrhardt, Vorstands- vorsitzender der DJE Kapital, in einem jüngst veröffentlichten Marktkommentar schreibt: „Für Europa sprechen die extrem niedrigen Zinsen, die großen Vorteile aus dem Öl- preisrückgang wegen der in Europa gerin- gen Rohstoffvorkommen sowie die ver- stärkten Staatsausgaben zur Konjunkturbe- lebung. Der Hauptvorteil für Europa liegt allerdings in der Abwertung des Euros.“ Jedoch gibt der Investment-Altmeister auch zu bedenken, dass die Dauerabwer- tung der europäischen Währung keines- wegs bloß positiv einzuschätzen sei. Denn auch wenn der schwache Euro der Export- industrie hilft, schädigt er die Binnenwirt- schaft. Und das führt wiederum dazu, dass Unternehmen noch mehr exportieren müs- sen. Für Ehrhardt ist das ein gefährliches Spiel, denn ob die hauptsächlich für Südeuro- pa gedachte Euro-Abwertungspolitik am Schluss nicht zu negativen Konsequenzen führen wird, ist noch offen. „Ein Konjunktur- aufschwung nur durch Gelddrucken bezie- hungsweise durch niedrige Zinsen und Abwertung ist auf die Dauer eine gefährliche Strategie, auch wenn dies kurzfristig wahr- scheinlich den Märkten weiter nützen kann“, betont Ehrhardt. Dass es sich bei der derzeitigen Geldpolitik um ein historisches Experiment handelt, ist unter den Marktteilnehmern längst kein Ge- heimnis mehr. Entsprechend unterschiedlich schätzen die Finanzprofis die gegenwärtige Aufwärtsbewegung an den hiesigen Börsen ein. So warnte unlängst die US-Investment- bank Goldman Sachs vor den Grenzen der Quantitative-Easing-Programme der Noten- banken und nannte dabei Japan als Beispiel einer nicht funktionierenden Geldpolitik. Denn trotz einer seit mehreren Jahren expan- siven Geldpolitik steht Japan erneut am Rande einer Rezession. Schließlich ist Europa auch trotz der geldpolitischen Bemühungen im drit- ten Quartal in die Deflation zurückgefallen. Zwar hätte die Geldpolitik in Europa zu- nächst durchaus zur Schwächung der Wäh- rung beigetragen. Die Inflation wurde aber of- fenbar nicht nennenswert beeinflusst. Im schlimmsten Fall könnten weitere geldpoliti- sche Lockerungen sogar kontraproduktiv sein, befürchtet Goldman Sachs. Erholung geht weiter Geht es nach Edmond de Rothschild, steht die wirtschaftliche Erholung in der Eurozone dennoch erst amAnfang. Nach Einschätzung von Benjamin Melman, der die Asset- Allokation des Fondsanbieters leitet, bleiben Aktien europäischer Unternehmen trotz der zuletzt gestiegenen Bewertungen ein rendite- starkes Investment. Schließlich schlage sich die europäische Wirtschaft bemerkenswert gut, insbesondere angesichts der Wachstums- schwäche in den Schwellenländern, der hohen Marktschwankungen und des Abgasskan- dals bei Volkswagen. Sogar in Ländern wie Frankreich und Italien, die konjunkturell bislang hinterher- hinkten, gewinne die Erholung allmählich an Fahrt. In den kommenden Quartalen dürfte die europäische Wirtschaft um 1,5 bis zwei Prozent wachsen, schätzt der An- lageexperte. Das dürfte – zusammen mit niedrigen Zinsen und günstigen Rohstoffen sowie stabilen Löhnen – das Gewinn- wachstum der Unternehmen beschleuni- gen. CORNELIA FUSSI | Die Tabellen zu dem Artikel finden Sie auf der nächsten Seite . FP Dank der Politik des billigen Geldes erfreuen sich europäische Aktienfonds derzeit großer Beliebtheit. Doch es gibt bereits warnende Stimmen. Europa-Aktien im Fokus Jens Ehrhardt warnt vor einem gefährlichen Spiel der Europäischen Zentralbank. Mittelaufkommen von Aktienfonds Im Oktober zeigten sich Anleger wieder deutlich risikobereiter, was Aktienfonds deutliche Mittelzuflüsse bescherte. Besonders europäische Aktienfonds waren unter Investoren gefragt. 2010 2012 2011 2009 2013 2014 2015 ’08 0 -5 -10 -15 5 10 15 Mrd. Euro
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