FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2015
W enn von Smart Beta die Rede ist, fehlt uns meist die Begründung dafür, was an diesen alternativen Indexansätzen smart sein soll“, kann sich IQ-Foxx-Geschäftsführer Roland Maier die Häme nicht verkneifen, wenn er auf den Hype um die schlauen neuen Indexkompositionen angesprochen wird. Er präzisiert seinen Vor- wurf: „Wenn Sie zum Beispiel die Gewich- tung in einem Index nicht wie gewohnt an der Kapitalisierung ausrichten, bewirkt das logi- scherweise einfach nur eine höhere Gewichtung geringer kapitalisierter Werte. Damit hat man allerdings nicht automatisch das Risiko des Gesamtportfolios verringert, sondern nur das Large-Cap-Risiko gegen ein Mid- oder Small-Cap-Risiko getauscht.“ Weil das in den Au- gen der IQ-Foxx-Gründer nicht wesentlich schlauer ist als die bisherige Indexkonstruk- tion, gehen sie bei ihrer eigenen Smart-Beta- Variante einen anderen Weg. Sie konstruieren – ausgehend von der Risikobereitschaft ihrer Kunden – Portfolios für einzelne oder mehre- re Assetklassen und kombinieren diesen mit einem Risiko-Overlay. Komplexes System Das System dahinter ist komplex und nicht mit bekannten Trendfolgesystemen, die nur technische Signale beachten, zu vergleichen. Systementwickler Miro Mitev arbeitet mit sei- nem Team seit eineinhalb Jahrzehnten an dem Ansatz. Mitev: „Wir berücksichtigen Makro- Daten wie Inflation oder Einkaufsmanagerin- dizes ebenso wie technische Indikatoren wie das Momentum. Zusätzlich fließen auch Intermarktbezie- hungen – etwa Aktien vs. Anleihen, Wech- selkurse oder Roh- stoffe – sowie Senti- mentindikatoren ein. Wir haben festge- stellt, dass die Beziehungen und Auswirkungen dieser Eckdaten langfristig stabil sind. Sie werden zwar immer wieder durch einzelne Ereignisse irritiert, sobald diese Irritationen aber nachlas- sen oder bereinigt werden, konzentriert sich der Markt wieder auf die Fundamentaldaten.“ Weil diese ständigen Irritationen und Einflüsse zyklisch Über- oder Unterbewertungen auslö- sen, komme die technische Analyse zum Ein- satz, die Hinweise darauf liefere, ob man sich gerade in einer Phase der Über- oder Unter- bewertung befindet. In Summe fließt eine gro- ße Anzahl von Kenngrößen ein. Das Pro- gramm verdichtet diese am Ende zu drei Si- gnalen. Für Aktienmärkte wird dann zusätz- lich ein Trendindikator beziehungsweise ein Trendumkehrindikator ermittelt, der hilft, die richtige Gewichtung der Signale vorzuneh- men. Und schließlich, so Mitev, berechne man auf Basis von Marktvolatilitäten noch einen sogenannten Stop-Indikator, der in gefährli- chen Situationen alle anderen Signale außer Kraft setzt. „Overfitting“ vermieden Die Zeitreihen, die in diesen Modellen be- rücksichtigt werden, reichen bis in die 90er- Jahre oder noch länger zurück. In der Kalku- lation wurde auch darauf geachtet, dass kein „Overfitting“ passierte. Darunter verstehen Systementwickler das Problem, dass ein Al- gorithmus zu exakt auf die historischen Daten zugeschnitten wird. Da sich auch die Kapi- talmarktgeschichte niemals exakt wiederholt, würde man mit einem solchen auf ein be- stimmtes Zeitfenster zugeschnittenen Sy- stem künftig nicht die erhofften Erfolge er- zielen. Um das zu verhindern, wurden In- Sample- und Out-of-Sample-Berechnun- gen kombiniert. Vereinfacht dargestellt funktioniert das so: Man nimmt die Daten von 2005 bis 2010, entwickelt daraus ein Handelsmodell und wendet dieses dann auf die Daten von 2010 bis 2015 an. Wenn das Handelssystem nun auch die gewünschten Ergebnisse liefert, darf man unterstellen, dass es grundsätzlich funk- tioniert. Die IQ-Foxx-Indizes laufen ab 2006 mit Daten, die bei der Berechung der Modelle nicht verwendet wurden. Dr. Miro Mitev, Mag. Roland Meier, IQ- Foxx: Der Wunsch, komple- xe Abläufe mög- lichst zu automati- sieren, macht auch vor der Vermögens- verwaltungsbranche nicht halt. Ein interessanter neuer Ansatz kommt vom Indexan- bieter IQ- Foxx. Foto: © Günter Menzl 90 www.fondsprofessionell.at | 4/2015 markt & strategie I iq-foxx Noch vor dem Google-Auto kommt das automatisch vermögensverwaltende Portfolio. Das jedenfalls verspricht der Indexanbieter IQ-Foxx. Selbstfahrende Portfolios
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