FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2015

ED I TOR I A L www.fondsprofessionell.at | 4/2015 9 Wenn man als Vermittler die aktuellen Pläne der europäi- schen Versicherungsaufsicht (EIOPA) hört, sollte man hell- hörig werden. Was sich die Behörde mit Sitz in Frankfurt am Main ausgedacht hat, ist dem Geschäft von Vermö- gensberatern und Versiche- rungsmaklern nämlich alles andere als zuträglich. Die Rede ist von der sogenannten Pan-European Personal Pension, kurz PEPP. Dabei handelt es sich um eine Pro- duktidee für die private Altersvorsorge, die direkt den Tiefen der Behörde entstammt. Der Grundgedanke ist dabei eigentlich nicht schlecht: ein Pensionsvorsorge- produkt, das man jederzeit „mitnehmen“ kann, wenn man innerhalb Europas umzieht und in einem anderen Land steuerpflichtig wird. Eigentlich passt das gut in die aktuelle Zeit. Allerdings zeigen sich im Konstrukt der „Europa-Rente“ zwei wesentliche Fehler: Wenig durch- dacht ist zum einen der offensichtliche Wunsch der EIOPA, Vermittler bei Beratung und Verkauf der neuen „Europa-Rente“ außen vor zu lassen. Der Verkauf soll ohne Beratung über das Internet abgewickelt werden. Profitieren würden vor allem die Produktanbieter – also Versicherungen und Fondsgesellschaften. Mittlerweile laufen auf EU-Ebene bereits etliche Vermitt- lerverbände Sturm gegen die Idee. Warum die EIOPA glaubt, dass man bei diesem Produkt keine Beratung braucht, ist ihnen verständlicherweise schleierhaft. In Tschechien wurde übrigens vor einiger Zeit ein ähnli- ches Modell von der dortigen Regierung ins Leben ge- rufen. Das Ergebnis sollte auch der EIOPA zu denken geben: Ohne entsprechenden Vertrieb, der beratend tätig ist, wurde das Produkt kaum nachgefragt. Der zweite Fehler der EIOPA liegt zudem in der Tatsache, dass nur in langfristig risikoarme Anlagen investiert wer- den soll, gemeint sind dabei wohl in erster Linie Staats- anleihen. Wie dabei die Erträge für eine erfolgreiche Altersvorsorge erzielt werden sollen, ist fraglich. Geeig- net findet die Aufsicht für die Veranlagung übrigens auch Anlagemöglichkeiten mit Garantien. Wie das ausgeht, wissen wir spätestens, seit nach 2008 ein Teil der prämienbegünstigten Zukunftsvorsorgeprodukte gestoppt wurde. Vielleicht ist das auch der Grund, warum man die Vermittler außen vor lassen möchte – diese würden ihren Kunden schließlich erklären, warum sie sich in der Ansparphase mit einer Garantie so viele Renditenachteile einkaufen, dass ihr Vorsorgeziel wohl nicht erreicht werden kann. Georg Pankl, Chefredakteur Zum Scheitern verurteilt

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