FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2015
84 www.fondsprofessionell.at | 4/2015 gesteckt hatte, musste ein Minus von 5,1 Pro- zent hinnehmen (siehe Tabelle unten). Ebenso erging es auch Anlegern, die auf die gehedgte Euro-Tranche gesetzt haben. Diese entwickel- te sich parallel zur US-Dollar-Variante. „Leichte Abweichungen in der Performance entstehen etwa durch Hedging-Kosten“, er- klärt Guseck. Ganz anders sieht es bei der ungehedgten Euro-Tranche aus. Diese hat über zwei Jahre eine Rendite von insgesamt 17,91 Prozent erzielt – in Euro gerechnet. „Das liegt einzig und allein am gestiegenen Dollar und den so erzielten Währungsgewinnen“, erklärt Guseck. Anders kann es auch nicht sein, immerhin hat Michael Hasenstab diese Tranche nicht anders gemanagt als die beiden anderen. Fünf Sterne für ein Minus Bis dahin erscheint der Vergleich der drei Anteilsklassen glasklar. Verschwommen wird das Bild jedoch, wenn Ratings und Rankings ins Spiel kommen. So vergibt etwa Morning- star für die US-Dollar-Tranche des Templeton Global Total Return fünf Sterne und damit die beste Fondsnote. „Bei einem Fonds, der zwi- schen Oktober 2013 und Oktober 2015 ein Minus von rund fünf Prozent gemacht hat, frage ich mich aber, wofür“, sagt der Münch- ner Anlageberater Thilo Dollinger. Ali Masarwah von Morningstar erklärt da- zu. „Das Morningstar-Sterne-Rating beruht auf einer quantitativen Analyse“, sagt er. Ziel ist es, die Performance vergleichbarer Fonds zu bewerten, wobei Kosten und Risiken be- rücksichtigt werden. „Wenn man sich über eine Fondsnote wundert, muss man immer bedenken, dass es sich um ein Vergleichsra- ting handelt“, sagt Masarwah. Innerhalb einer Morningstar-Kategorie erhalten die zehn Pro- zent der Fonds mit der besten risikoadjustier- ten Rendite fünf Sterne. „In der Kategorie ‚Anleihen Global‘ ist die US-Dollar-Tranche des Templeton Global Total Return unter die- sen zehn Prozent“, sagt Masarwah. Das leuchtet ein. Allerdings stellt sich die Frage, weshalb die gehedgte Euro-Anteils- klasse lediglich zwei Morningstar-Sterne be- kommt – obwohl sie sich, lässt man Wechsel- kurseffekte außen vor, nahezu identisch zum US-Dollar-Original entwickelt hat. Eine Frage der Gruppe Natürlich gibt es auch dafür ein plausible Erklärung: „Diese Tranche gehört nicht in die Kategorie ‚Anleihen Global‘, sondern läuft unter ,Anleihen Global Euro hedged‘“, er- läutert Masarwah. Sie wird also in einer ganz anderen Vergleichsgruppe bewertet. Daher kann die Anteilsklasse ein ganz anderes Rating erhalten. Andere Anbieter von Fonds- Ratings, etwa Lipper und Feri, gehen bei der Bewertung nach ihren eigenen Methoden vor. Doch auch bei ihnen kommen die von Anteilsklasse zu Anteilsklasse unterschied- lichen Ratings durch verschiedene Vergleichs- gruppen zustande. Korrekt und doch verwirrend Nun sind Vergleiche innerhalb einer Fonds- gruppe sinnvoll, über die reale Performance eines Portfolios sagen sie einem Berater jedoch nicht genug. Da hilft nur der Blick auf die tatsächliche Wertentwicklung. „Das ist zum Teil aber auch verwirrend“, sagt Dollin- ger. Gewöhnungsbedürftig ist zum Beispiel, dass Morningstar und andere Ratingagenturen die Wertentwicklung eines Fonds in Europa grundsätzlich in Euro angeben – auch wenn es sich um eine US-Dollar-Tranche handelt. Das ist einerseits konsequent, schließlich ergibt es wenig Sinn, innerhalb eines Ran- kings mit unterschiedlichen Währungen zu arbeiten. Andererseits verstellt dieses Vorge- hen mitunter den Blick auf die tatsächliche Wertentwicklung des US-Originals. So auch im Fall des Templeton Global Total Return: Die US-Dollar-Anteilsklasse taucht in den Rennlisten der Analysehäuser mit einer Zwei- jahresperformance von fast 18 Prozent auf, obwohl der Fonds in seiner Ursprungswäh- rung rund fünf Prozent verloren hat. Das Beispiel zeigt, dass die Rankings und Bewertungen der Ratingagenturen absolut korrekt und gleichzeitig undurchsichtig sein können. Zumindest auf den ersten Blick. Berater sollten daher unbedingt ganz genau überprüfen, welche Anteilsklasse eines Fonds sie wirklich empfehlen möchten – und ob sie die richtige erwischt haben. „Man darf nicht vergessen, dass Tranchen ohne Währungs- absicherung ein hohes Währungsrisiko ber- gen, sofern ein Fondsmaanger nicht aus Euro- Persepektive verwaltet“, mahnt Guseck. Für Anleger, die im Euroraum leben und keine Ein- oder Ausgaben in US-Dollar haben, sind prinzipiell in Euro abgesicherte Anteilsklassen die erste Wahl – es sei denn, sie wollen expli- zit auf ein Erstarken der US-Wäh- rung setzen. Macht ein Anleger mit einer Dollar-Anteilsklasse Verlust, ist es sogar denkbar, dass der Berater haftet, wenn er nicht ausreichend auf mögliche Risiken hingewiesen hat. Bisher gibt es dazu noch keine Urteile, doch ausgeschlossen ist die Haftung in einem solchen Fall nicht. Finanzberater tun daher gut daran, Äpfel nicht mit Birnen zu vergleichen. Und auch nicht mit Orangen. ANDREA MARTENS | FP markt & strategie I währungsabsicherung Ansgar Guseck, Sauren Fonds-Research: „Ungehedgte Fondstranchen können hohe Währungsrisiken bergen.“ Foto: © Sauren Wertentwicklung und Rating von Anteilsklassen mit und ohne Hedge Wertentwicklung Rating 2 Jahre 2 Jahre Morning- Rating Rating Fonds/Anteilsklasse ISIN in Euro in USD star Lipper Feri Templeton Global Total Return N Acc USD LU0170477797 17,81 % -5,10 % B Templeton Global Total Return N Acc EUR LU0260870745 17,91 % -5,01 % B Templeton Gl. Total Return N Acc EUR-H1 LU0294221253 -5,01 % -23,48 % D BGF Global Allocation A2 USD LU0072462426 28,72 % 3,69 % B BGF Global Allocation A2 EUR LU0171283459 28,67 % 3,65 % B BGF Global Allocation A2 EUR Hedged LU0212925753 3,17 % -16,89 % D JPM Global Income A (acc) EUR LU0740858229 8,86 % -12,31 % C JPM Global Income A (acc) USD (hedged) LU0762807625 35,30 % 9,00 % kein Rating kein Rating Gefettet dargestellt sind in Euro abgesicherte oder hauptsächlich in Euro investierende Anteilsklassen. Quelle: Morningstar, Lipper, Feri, Stand: 25. 10. 2015
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